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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0134
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ordnen sich dieser Reihe ein. Euphranor batte beide mit der De-
mokratie in der Stoa basileios zu einem symbolischen Bilde ver-
einigt. Es stellte, wie wir aus Pausanias ersehen können, Theseus
dar, der dem Demos die geliebte Braut zuführt. Von Parrhasios
lehrt uns die Ueberlieferung nur, dass er beide besonders und dass
er sie gut gemalt habe.

Die Fortsetzung nach oben sind die Götterbilder; wir haben
leider nur zwei überliefert. Den Hermes, der zugleich für ein
Selbstporträt des Meisters galt, und Dionysos mit der Arete,
deren Bedeutung ich bereits berührt habe. Das ist eine empfind-
liche Lücke unserer Ueberlieferung und nichts als eine Lücke.
Nach unten setzen die Menschenbildnisse die Reihe fort. Da
haben wir drei Unbekannte. Das Priesterbild (der Megabyzos
des Tzetzes ist damit nicht zu identificiren, sondern einfach zu
eliminiren), den Admiral im Panzer, dessen Namen wir gar zu
gerne wüssten, und einen Philiskos, den man, ob mit Recht weiss
ich nicht, mit dem Lustspieldichter dieses Namens identificirt hat.
Sonderbar mag es sich vielleicht ausnehmen, wenn die Be-
schränkung auf eine oder wenige Figuren, die man früher dem
Zeuxis zuschrieb, nun für Parrhasios zuzutreffen scheint, aber An-
gesichts dieser geschlossenen Kette wird man die Annahme kaum
umgehen können. Der naheliegenden Versuchung, für dieselbe auch
noch die zwei Hopliten, den schwitzenden wie den luftschnappenden,
die thrakisehe Amme mit dem Kind im Arme, wie die zwei Knaben
mit dem Ausdruck einfältiger Dreistigkeit in Anspruch zu nehmen,
glaube ich ausweichen zu müssen, sie tragen den Charakter von
Excerpten so deutlich an sich, dass wir an die Möglichkeit denken
dürfen, sie seien aus den inembrana als Exempel herausgehoben
worden, jedesfalls dürfen wir sie uns trotz des plinianischen pinxit
vor denselben als selbständige Gemälde nicht vorstellen.

Mag es Wahrheit, mag es Dichtung sein, dass Parrhasios
seine eigenen Züge einem Götterbilde geliehen habe, die innige und
nothwendige Verbindung von Porträt und Idealtypus hat auch im
Gewände einer Anekdote ihr Recht. Versinnbildlicht diese doch
die Concordanz zwischen dem quintilianischen Urtheil und den
Anforderungen, die Sokrates in dem berühmten Gespräche an un-
seren Meister stellt. Er hat sie voll erfüllt, das lehren die Lob-
sprüche bei Plinius 35, 67: primus symmetriam picturae dedit, primus
argutias voltus, eleganliam capilli, venustatem oris. Eine andere Reihe
von Bildern zeugt von seiner poetischen Kraft. Es sind die grossen
 
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