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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Hauser, Alois; Schmidel, Edmund; Bormann, Eugen: Ausgrabungen in Carnuntum, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0168
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leicht ist die Vermuthung nicht ganz ausgeschlossen, dass man
in irgend einer späteren Zeit in die Arena einen offenen Kanal
oder Teich, sei es auch nur für Kampfspiele, mit Thieren zu Wasser
und zu Land, einbaute, und dass nach Ausführung dieses Baues
die Röhrenleitung aus Thonröhren, die, wie es scheint, von der
Südseite herging, nicht direct in die Arena, sondern um dieselbe
gelegt werden musste. Ob diese Thonröhrenleitung aus den Kammern
führte, in welche die Gefallenen geschleppt wurden, oder ob sie
schon von Aussen her für den Bedarf an Wasser in die Arena
führte, werden wohl die nächstjährigen Grabungen feststellen.

Wenn wir nun das Amphitheater in seiner Gesammtanlage,
so weit es heute aufgedeckt ist, überblicken, gewinnen wir den
Eindruck, dass man es mit einem, seinen Dimensionen nach, sehr
stattlichen Gebäude zu thun habe, einem Gebäude, das in seiner
Art nicht zu den kleineren von den Römern für gleiche Zwecke
errichteten zählte. Beim Vergleiche unseres Objectes mit anderen
Amphitheatern fällt die Grösse der Arena im Gegensatze zur ge-
ringen Breite der Cavea auf, ja die Cavea ist überhaupt allen
übrigen Amphitheatern gegenüber auffallend schmal. Die Dimen-
sionen unserer Arena sind, wie oben erwähnt, 72-20 zu 44'25 M.
für die lange und kurze Achse. Damit die Kampfplätze der grössten
erhaltenen Amphitheater verglichen, misst jener von Corinth
88-4:57-9 M.2), der im Colosseum in Rom 85-75:53-62, der in
Tarragona 84-45:55*22. Die Dimensionen der Langachsen der
kleinsten Amphitheater bewegen sich dagegen zwischen 40 und
50 M., zu den mittelgrossen Arenen, aber immerhin noch kleineren
als unsere, gehören jene von Aquincum (Ofen) mit 53-36 zu 45'54
und Pompeji mit 66-65 zu 35'05 M. Die Arena von Carnuntum
(immer nur den Kampfplatz verstanden) rangirt ihrer Dimensionen
nach zwischen jene von Pola 70 zu 44-8 und Verona 75-68 zu
44-39 M.

Anders allerdings fällt der Vergleich aus, wenn man nicht
blos die Arenen, sondern die ganzen Amphitheater ihren Dimen-
sionen nach einander gegenüber stellt. Bei Carnuntum beträgt die
grosse Achse des ganzen Gebäudes 97-66, die kleine 75-25 M.,

3) Ich entnehme die angegebenen Masse, soweit sie sich nicht auf Carnuntum
beziehen, dem Werke von L. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte
Borns. Leipzig 1881. II. Th. S. 3£5.

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