Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

DOI Artikel:
Hauser, Alois; Schmidel, Edmund; Bormann, Eugen: Ausgrabungen in Carnuntum, [8]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0176
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
167

eines Grerundivum wie faciendum sein. Doch sind natürlich viele
andere Möglichkeiten nicht ausgeschlossen.

2. Einige Schritte westlich von der Mitte der Nordseite des
Amphitheaters wurde ein 0"88 M. breiter, 0-34 hoher und min-
destens 0'80 dicker Steinblock gefunden, auf dessen Vorderseite
mit ziemlich flüchtig und etwas schräg eingehauenen, etwa 12 Cm.
hohen Buchstaben steht:

im v i r

also (quattuor)vir.

Augenscheinlich ist die Inschrift, namentlich die drei Buch-
staben des Wortes vir absichtlich auseinander gezogen worden,
damit die ganze Vorderfläche des Steines durch dieselbe aus-
gefüllt würde. Dies und die Beschaffenheit von Stein und Inschrift
überhaupt beweisen meines Erachtens mit Sicherheit, dass wir in
dem IUI vir nicht etwa einen Theil einer Bauinschrift haben,
sondern dass mit der Aufschrift der Sitz eines Quattuorvirn
oder vielmehr die Sitze der Quattuorvirn bezeichnet waren. Denn
nach aller Analogie wird anzunehmen sein, dass für die vier
Quattuorvirn des Municipiums Carnuntum im Amphitheater gemeinsame
Sitze bestimmt waren. Zweifelhaft muss bleiben, ob dabei eine Schei-
dung der mit der Rechtsprechung und der mit der Aedilität betrauten
stattfand oder nicht. In letzterem Falle könnte auf den drei Blöcken,
deren Raum etwa vier bequemen Sitzen entsprochen haben wird,
die Aufschrift gewesen sein IUIvir\i mun.\Carn.; in ersterem würde
das erhaltene Stück zu der Aufschrift unter den beiden ersten
Sitzen gehört haben und etwa zu IUI vir\i i, d. = IUI viri
i(ure) d(icundo) zu ergänzen sein. Vielleicht kommen bei der Fort-
setzung der Ausgrabungen die Blöcke, die die Fortsetzung des
unsrigen bildeten, ganz oder theilweise noch zum Vorschein.

3. Ebenfalls wie Block 1 im östlichen Eingangsraume, aber
links vom Eingange, an der auf Tafel VIII durch einen viereckigen
Vorsprung bezeichneten Stelle, befindet sich noch jetzt im Wesent-
lichen an seinem ursprünglichen Platze, unterhalb einer zum Theile
zugemauerten Nische (vgl. oben S. 155 mit Anm. 1), nur ein wenig
nach rechts gerückt, ein mindestens l-20 M. hoher, in der Mitte
0'50 breiter und 0*34 dicker einfacher Cippus aus Kalkstein mit
folgender Inschrift, in der die Buchstaben in Z. 1 8 Cm., Z. 2
6-5 Cm., Z. 3—6 5 Cm. hoch sind.

12*
 
Annotationen