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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Hauser, Alois; Schmidel, Edmund; Bormann, Eugen: Ausgrabungen in Carnuntum, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0179
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Die Lesung der in 3/4 der natürlichen Grösse wiedergegebenen
Inschrift ist fast völlig sicher, nämlich eccipe patr[o]ne nube. Zweifel-
haft könnte etwa sein, ob der Arbeiter zwischen r und n das o
wirklich ganz ausgelassen hat, oder ob es kleiner gebildet war
und verschwunden ist. Am Schlüsse ist, da mit dem nv der An-
fang der Inschrift erreicht war, von dem b der zweite Strich tief
hinabgezogen, und das vorausgesetzte e ist unsicher. Die Bedeutung
der Worte kann streitig sein. Dass eccipe für excipe steht, ist sicher.
College Härtel hatte an die Möglichkeit gedacht, dass nube für
nove stände, und man sich zu denken hätte, der Besitzer der Figli-
nae habe gewechselt, und der Arbeiter habe in der ersten Form,
die er unter dem neuen Herrn anfertigte, hingeschrieben: nimm
auf, neuer Gebieter'. Mir möchte es glaublicher erscheinen, dass
das nube der Imperativ von nubere sei und der Spruch excipe pa-
trone, nube die Aufforderung enthalte, die Lampe zur Beleuchtung
zu verwenden in der Brautnacht. Dass nubere eigentlich nur von
der Frau gebraucht wird, entscheidet wohl nicht dagegen, schon
Tertullian braucht es auch von Männern.

Zu den Funden im Amphitheater füge ich zwei Inschriften
hinzu, die an der anderen Ausgrabungsstelle gefunden sind (n. 8
und 9), und zum Schluss diejenigen, die im vorigen Jahre auf dem
Boden von Carnuntum ausserhalb des Platzes der Ausgrabungen
zum Vorschein gekommen sind (n. 10—14).

8. Marmorstück, das unten und links gebrochen, oben und
rechts vollständig ist, nur dass auf der Rückseite rechts ein Stück
weggebrochen ist. Die Masse sind: Länge etwa 0*415, Höhe 0'165,
Dicke links 0"115, in der Mitte, da die Dicke nach rechts zu-
nimmt, 0*14 M. Die Rückseite ist ziemlich sorgfältig geglättet,
die obere Fläche nur roh. Ein einfach profilirter Rand läuft
herum. Das Stück befand sich, als Material verwendet, in einer
Mauer zwischen dem sogenannten Forum und dem neu aufgedeckten
grossen dreischiffigen Bau. Die folgende Abbildung ist im Mass-
stabe von Y4 angefertigt.

Zu Anfang von Z. 1 ist deutlich v (von r)i-, von Z. 3 - (von s)ac
zu erkennen. — In Z. 2 ist augenscheinlich die ursprüngliche
Schrift getilgt und später das eingegraben worden, was jetzt da-
steht: co]m modwgvsti. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand.
Nach der Tödtung des Commodus sprach der Senat über ihn die
 
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