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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Ziehen, Julius: Römische Bildwerke im Nationalmuseum zu Pest
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0055

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Zusammen mit der kürzlich in Ofen gefundenen Medeia-
gruppe2) gibt unser Bildwerk eine neue Bestätigung des Satzes
bei Libanius; dass xd Mnöeiac; öetvd xeOeaTCü uev T\\q 'EMdöoc; rj
KöpivOo?, änaaa öe bi (TfaXuaTcuv ervwKe xfj. Wir haben hier
kurz die Frage zu erörtern, wie weit wir auch in dieser bar-
barischen Sculptur einen Reflex der berühmten Composition des
Timomachos zu erkennen haben. Während andre neuerdings
bekannt gewordene Medeiabilder wie das der Tragödienscene bei
Maaß Annali 1881 p. 145 ff. Monum. XI 31 und das Bild Sogliano
No. 5553) ziemlich aus der Reihe herausfallen, fügen sich die
beiden pannonischen Bildwerke ungezwungen der Reihe von
Medeiadenkmälern ein; die zuletzt von Dilthey in den zwei an-
geführten Aufsätzen so vortrefflich besprochen worden sind. Die
Ofener Gruppe, deren Handmotiv auffällig mit dem der hercu-
lanischen Medeia übereinstimmt, scheint einer auf Timomachos
centralisirenden Kritik insofern günstig zu sein, als man die,
allerdings bei ihr sehr äußerliche, Zufügung der Kinder neben
Donners technischen Bemerkungen als neuen Beweis für die
ursprüngliche Anwesenheit der Kinder auch auf dem herculanischen
Bilde betrachten könnte. Was die Pester Gruppe betrifft, so
zeigt sie die Kinder dem Aufbau einer plastischen Gruppe jeden-
falls besser entsprechend zu beiden Seiten der Mutter vertheilt
und verbindet augenscheinlich das Motiv sorglosen Spielens (so
das Kind zur Linken der Mutter), mit dem des ängstlichen Empor-
hebens der Arme, wie es das Kind zur Rechten zeigt. Das
Motiv der Hände und des Schwerthaltens ist bei unsrer Medeia
denkbar unglücklich und vielleicht einer besseren Vorlage nur
ungeschickt nachgebildet. Die linke Hand stützt das Schwert
unter dem Knopfe des Griffes, die Rechte ist an die Handhabe
dieses Griffes gelegt — offenbar mit Absicht; doch ziehen lässt
sich das Schwert bei solcher Händehaltung nicht; so fügt unser
Bildwerk eine neue Variation zu den Variationen der bereits von
früher her bekannten Medeiadarstellungen hinzu; wer Diltheys

2) publicirt von Kuzsinszky Ertesitö Bd. IX S. 24 ff. — Ungar. Revue
1889 S. 200 ff. — Die älteren Medeiabiidwerke betreffend: Dilthey Ann.
1869, 5 ff. und A. Ztg. 1875, 63 ff. Neuerdings behandelt dieselben Urlichs
Ein Medeasarkophag Würzburg 1888.

8) Ich verdanke die Kenntnis desselben einer Skizze, die mir Franz
Winter freundlichst übersandt hat. — Eine eingehendere Behandlung der
Medeiafrage, wie sie im ungarischen Texte angedeutet und für diese Stelle
beabsichtigt war, habe ich unterlassen in der Hoffnung, dass eine neue Er-
örterung der Frage demnächst von anderer Seite veröffentlicht werden wird.
 
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