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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Ziehen, Julius: Römische Bildwerke im Nationalmuseum zu Pest
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0073

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63

Bewusstsein bringt, hat Lessing mit seiner Bekämpfung flügellos
fliegender Figuren sicher Recht und das Beiwerk der Gewandung
reicht nicht aus, uns über das peinliche Gefühl der statischen
Unmöglichkeit völlig hinwegzutäuschen. Übrigens gehört das
Aufkommen dieser Gebilde in der antiken Kunst einer Periode an,
für deren Kunstübung die Fasion der verschiedenen Techniken,
die Verwendung derselben Vorlage in Plastik und Malerei ein
hinlänglich bezeugtes Charakteristikum ist.

Um die Entstehungszeit unseres Typus der Rhea Silvia-
darstellung noch mit wenigen Worten zu berühren, so entnahm
Urlichs dem Fehlen der Scene in dem Bildercyclus auf dem
Schilde des Aeneas bei Vergil den terminus post quem: nach-
augusteisch. Wieseler (Ära Casali S. 61) hält dies argumentum
ex silentio nicht für bindend und meint — in Anbetracht der
Intensität des Kunstlebens der augusteischen Jahre gewiss mit Recht
— dass man jedesfalls statt nachaugusteisch nachvergilisch zu
setzen habe; er hält dann weiter für wahrscheinlich, womit ein
terminus ante quem gewonnen wäre, dass dem Ovid bei seiner
Schilderung zu Anfang des 3 Fastenbuches eine Kunstdarstellung
vorschwebte. Es ist sehr möglich, dass Wieseler mit dieser Ver-
muthung über die durch die Worte in V. 22 religionsgeschichtlich
so interessante ovidische Erzählung das Rechte trifft17); namentlich
V. 15 f. spricht zu Gunsten dieser Ansicht, sieht wie eine Motivierung
der Entblößung der Rhea Silvia in den Kunstdarstellungen aus,
deren Grund wir oben in der Äußerlichkeit der Typenübertragung
gesucht haben. Vielleicht darf die Frage aufgeworfen werden,
ob nicht in dem bei Ovid Fast. V, 550 ff. nur in einzelnen Haupt-
punkten angedeuteten Bildercyclus auch unsere Scene enthalten war.

Die beiden früher mit dem Rhea Silvia-Relief verbundenen
Schmalseiten (Länge: 86, Höhe c. 100, Dicke: 15 cm) stimmen
im Material und in der Formgebung ganz mit demselben überein,

17) Nur die Waffenlosigkeit des Mars möchte ich mit Rücksicht auf die
verschiedenen Bedingungen bildlicher und poetischer Schilderung der Dar-
stellung von Rhea Silvias Überraschung fernhalten. Der Mars der bildenden
Kunst hört, wenn ihm die Waffen fehlen, auf, als Mars charakterisiert zu sein.
Die völlige Entblößung des Gottes in den Bildwerken der Buhlschaft mit
Aphrodite wird Niemand dagegen anführen wollen; auch die campanischen
Gemälde mit Ares und Aphrodites Zusammensein passen nicht zur Ver-
gleichung. Auffällig dagegen ist allerdings die Schilderung des Bildes bei
Xenophon Ephes. S. 336, 28 ff. Hercher: iv de %& etego) (fielet xi\g öxrjvfjs-)
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S. übrigens auch Nonn. 35, 112 ff.
 
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