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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Löhr, Friedrich: Achills Auszug aus Skyros
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0188

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gründlich verändert, und zwar einerseits durch das stark zum Mann-
weiblichen neigende Schönheitsideal der späteren Zeit, das gerade diesen
Stoff eigenartig gestalten konnte, andrerseits dadurch, dass bei über-
wiegendem Streben nach pathetisch-theatralischem Effect der Schlachtruf
des Bläsers Hauptmotiv geworden; hier war auch der Reiz mitbestim-
mend, der für diese Zeit in dem Probleme lag, die Wirkung des Tones
bildlich zu versinnlichen. Aus solchen Gründen hat man hier wie bei
anderen Sarkophagtypen alexandrinische Vorbilder vorausgesetzt, na-
mentlich da die cyclische Behandlung der troischen Begebenheiten in der
Malerei dieser Zeit mehrfach bezeugt und wahrscheinlich in einer Reihe
von pompeianischen Gemälden und plastischen Denkmälern römischer
Zeit erhalten ist. Vielleicht können wir diese Vermutung in unserem
Falle etwas sicherer stützen. Auch Theon von Samos malte in der
Epoche Alexanders einen troischen Cyclus, der später nach Rom kam,
und auch das bekannte Gemälde, das uns Aelian allein V. H. IT. 44
cin stark rhetorischer Färbung' folgenderniassen schildert (Brunn G. d.
gr. K. II 2 169 sqq., Overbeck S—Q 1946—49): ÖTrXixnc eaxiv eicßon-
öujv, dcpvuu tujv TroXeuiuuv eicßaXXovxwv Kai örjouvTiuv aua Kai Ktipövxujv
Trjv Tmv- evapfduc öe Kai rravu eKÖuuuuc 6 veaviac eoiKtv öpuujvxi de xrjv
udxnv. Kai eiTiec av auxöv evOouaidv werrep e£ Apeoc uavevxa. yopjov
uev auxuj ßXeirouöTv oi öcpöaXuoi, Td 5e örtXa dpirdcrac eoiKtv rj ttoöüuv
Im touc TroXeuiouc dxxeiv. TrpoßdXXexai öe evxeööev f\br\ xf|v döxriöa,
Kai yuuvöv eiriaeiei xq Sicpoc cpovüüvxi eoiKiiuc Kai aqpdxxeiv ßXemjuv Kai
direiXüijv öi5 öXou xou ö*xr|uaxoc, öxi ur|öevöc cpeitferai. Wie Aelian sagt,
war hier ein Hoplit dargestellt, und man mag deshalb annehmen, dass
hier an Kriegertypen, die auch schon im Relief ausgebildet, angeknüpft
war 5): trotzdem bleibt eine auffällige Verwandtschaft mit dem Achill
unserer Scene bestehen. Wie wenn Feinde hereinbrächen, hat der
Krieger, von plötzlicher Kampfbegierde durchglüht, die Waffen auf-
gerafft, den Schild wirft er vor und schwingt das Schwert im Ausfall,
um stehenden Fusses gegen die Feinde zu stürmen. Aelian setzt aber
noch hinzu, dass Theon bei Enthüllung seines Gemäldes einen daneben
aufgestellten Trompeter den Kriegsruf habe blasen lassen cx6 irapop-
unxiKÖv ueXoc, öidxopöv xe Kai yeYuuvöc öxi udXicrxa, Kai oiov de xrjv
udxnv eyepxr)piov\ Nun ist in diesen Zeilen des Aelianischen Berichtes
an der ganzen Färbung die Künstleranekdote nicht zu verkennen, und
man darf vielleicht die Frage aufwerfen, ob nicht der Bläser im Bilde
selbst gewesen war, wodurch die Anekdote entstanden. Hierzu kömmt
noch, dass man schon in einem anderen Falle bei demselben Maler auf

5) Uebrigens kann ich nicht umhin zu erwähnen, dass auch in unseren Dar-
stellungen Achill öfter in dem festgehaltenen Moment bei übriger Nacktheit bereits
einige Waffenstücke angelegt hat.
 
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