Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

DOI Artikel:
Kubitschek, Wilhelm: Ueber die Pompeius-Aera in Syrien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0216

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
202

der Verleihung der Autonomie dureh Pompeius auf einzelne Gemeinden
ausgeübten Zwang, die Jahrzählung zu ändern, versteht, wenn man also
mit diesem Ausdruck die Aera, nicht der neuen Provinz, sondern der
Neuordnung jener autonomen Gemeinden in ihr begreift, wie dies zuerst
der Cardinal Noris gethan hat (cum vero constet alias Syriae urbes ab
accepta ab eodem Pompeio autonomia novam Epocham invexisse, id
ipsum Antiocheni fecisse dicendi sunt)4), so ist auch diese Vorstellung
nicht richtig, da für einen Theil der von Pompeius mit der 'Freiheit5
beschenkten Gemeinden die Fortdauer der älteren Aera nachweisbar ist,
somit die Pompeius-Aera ausgeschlossen erscheint: so in Tyrus und
in Seleucia. Wenn demnach in Syrien verschiedene Städte eine neue
Zeitrechnung mit 64 v. Chr. begonnen haben sollten, so kann das
seinen Grund lediglich in freiwilliger Wahl derselben gehabt haben.

Die Meinung, dass Pompeius 64 v. Chr. eine für Syrien oder
eine bestimmte Kategorie syrischer Städte obligate Aera begründet
habe, besaß damals als Noris, ja auch als Belley und Eckhel schrieben,
einen höheren Grad von Wahrscheinlichkeit als heute, da damals die
Zahl jener Gemeinden, für die sich aus Münz- oder anderen Zeugnissen
diese Aera zu ergeben schien, etwas beträchtlicher war. Jetzt finden
sich in den Handbüchern (z. B. Marquardt Staatsverw. I2,394 ff. und
Head hist. num. 651 ff.) noch folgende aufgezählt: Antiochia, Dora,
Tripolis, Epiphania und die Städte der Decapolis, von welch' letzteren
ich5) (ohne die schwierige Frage nach der älteren Verfassung derselben
erörtern zu wollen) annehmen möchte, dass sie auf einen gemeinschaft-
lichen Beschluss hin sich dieser Zeitrechnung bedienten; und ich glaube,
dass diese Vermuthung um so wahrscheinlicher klingen wird, je ge-
sicherter die folgenden Ausführungen erscheinen werden. Ich will
nämlich darthun, dass zwei der oben genannten Städte nicht die pomp.
Aera gebrauchten • für die dritte hat vor kurzem Six das Gleiche mit
Gründen behauptet, die ich weder widerlegen kann noch will. Es ergab
sich ihm nämlich auf Grund einer genauen Vergleichung der einander
zunächst liegenden Stücke der beiden Aeren jener Stadt, dass die
Tetradrachmen mit der Zahl aö" und die mit in und 0k cd'un meme
style et d'un faire identique5 wären, so dass sie nicht um fast 60 Jahre
auseinander liegen können, wie dies anzunehmen wäre, wenn in den
beiden letzten Fällen nach der pomp. Aera gerechnet worden wäre.

4) annus et epocliae Syromacedonum S. 170 der Ausgabe von 1729. Die
Originalausgabe von 1689 war mir nicht zugänglich.

5) vorausgesetzt, dass wirklich alle Städte der Decapolis die Aera von 64
v. Chr. hatten, wofür das mir bekannte Material — näher untersucht habe ich die
Sache nicht, und die vorhandenen Zusammenstellungen sind zu dürftig — keinen
ausreichenden Beweis zuzulassen scheint.
 
Annotationen