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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Kubitschek, Wilhelm: Ueber die Pompeius-Aera in Syrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0221
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207

Zeit sind außer den sogenannten actischen Jahren, welche sie dem Bei-
spiele der dortigen Reichsmünzstätte entnahm, auch die eigenen hinzu-
gefügt KA und AN (6 n. Chr.).

3. Für die Pompeiusära Antiochiens beruft sich der sonst so sorg-
fältige und vorsichtige Marquardt in allen drei Auflagen seines Hand-
buchs sowohl auf Noris ep. S. M. diss. 3 c. 3 als auf Euagrius hist.
eccl. 2, 12. Nun beabsichtigte Noris aber ebenso wie später Eckhel
nichts anderes, als die Möglichkeit offen zu halten, dass die nach-
seleucidischen Daten der autonomen Münzen nicht unbedingt der
caesarischen Rechnung angehörten, sondern dass, da es sich um eine
Aera der Autonomie handle, auch das pompeianische Benefiz in Betracht
kommen dürfe.

Theoretisch freilich construierte er sich diese mit voller Ueber-
zeugung: 'cum vero constet alias Syriae urbes ab accepta ab eodem
Pompeio autonomia novam Epocham invexisse, id ipsum Antiocheni
fecisse dicendi sunt'; dass diese Behauptung einen Beweis nicht ersetze,
habe ich bereits oben gesagt. Weit verhängnisvoller aber wirkte ein
anderes Versehen, das ihm an derselben Stelle widerfahren ist; obwohl
er nämlich sonst über die Zeitrechnung der griechisch schreibenden
Syrer der christlichen Zeit ganz verständig urtheilt, führt er S. 168
als Zeugnis für die von Pompeius' Verleihung der Autonomie abge-
leitete Zeitrechnung auch Euagrius hist. eccl. 2, 12 an und zwar in
unsinnig verkürzter Form: cscribit Antiochiam Traiano imperante hor-
rendo terrae motu vastatam anno quingentesimo sexto urbis
Antiochiae Tfjc; auTOVouiac;, nempe factae urbi potestatis suis legibus
vivendi, quam Graeci una auTOVouiac voce designant'. Von hier wanderte
das Citat zu Eckhel 3, 268 (n. II aera autonomiae quae et Pompeiana
dici potest) und beeinflusste Marquardt, der in allen Auflagen (zuletzt
1, 394, 2) das Citat so ausschreibt: eKeivoc; uev jap (das Erdbeben)
evuxuTÖv [!] Kai TTevTnKOö"röv Kai eKaiocrröv aYOucrnc; Tr]c; TroXeuu«; eroc; Tr\c,
auTOVouiac; Y^TOvev; von da endlich lief es sammt seiner Anwendung
(nomina sunt odiosa) noch in andere Bücher. Wer nun sich billiger-
weise darüber wundert, dass noch am Ende des 5. christlichen Jahr-
hunderts die Pompeius-Aera, für die aus ihren ersten Zeiten kein sicheres
Zeugnis aufzutreiben war, zu rein chronologischen Zwecken, ohne poli-
tischen Remiscenzen zu dienen, verwertet wurde, und vorsichtshalber
den Euagrius selbst nachliest, wird zu seinem nicht geringen Staunen

der verschiedenen Münzsorten erträglich; Analogien aus anderen Münzreihen zu
bringen, ist nicht nöthig; die Sache fällt nur deshalb auf, weil die Stadtärazahlen
nicht sonderlich höher als die Regierungsjahrzahlen sind. Eine Darlegung der
Münzgeschichte Antiochiens, die eine genauere Formulierung der Besonderheiten
der Kaiser- und Statthalterserien ermöglichte, steht leider noch aus.
 
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