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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 14.1891

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Premerstein, Anton von: Epigraphisches aus Steiermark und Krain
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https://doi.org/10.11588/diglit.12275#0095
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89

0*76 und 0*825 (gleichfalls von oben gemessen) die ziemlich deutlichen
Spuren zweier Zeilen in folgender Form:

h S VI J

S 3 X N O

bei welchen mich eine genauere Betrachtung des Zeichens S, dessen
oberer Theil, anscheinend abweichend von der regelrechten Gestalt
des S, sichtlich weiter ausgebaucht war als der untere, sowie des gut
erhaltenen ersten 1 belehrte, dass sie im umgekehrten Sinne als

(b) O N T E S

1J r TAS

aufzufassen und mit größter Wahrscheinlichkeit zu der bekannten
stehenden Formel fvias et pjontes [vetustate corrujptas [restituerunt] zu
ergänzen seien. Demnach muss der Stein zweimal beschrieben worden
sein, einmal — von seiner jetzigen Stellung aus betrachtet — in der
Richtung von oben nach unten, ein anderesmal von unten nach oben.
Ziehen wir noch in Erwägung, dass die Schrift in der Richtung von
oben nach unten (a) deutlicher und auch jünger aussieht als die von
unten nach oben laufende (b), so drängt sich die Vermuthung auf, dass
die Säule ursprünglich mit einer Restitutionsinschrift, etwa der Kaiser
Septimius Severus, Caracalla und Greta (vgl. C. I. L. III 4617. 4622.
4624), aus deren Schlüsse die Reste b herrühren, versehen war, dass
später einmal zum Zwecke einer neuerlichen Benützung diese ältere
Inschrift bis auf wenige zufällig erhaltene Spuren eradiert und der
Stein noch obendrein umgekehrt wurde, so dass die neue Inschrift,
von deren Ende noch die paar Buchstaben von a übrig sind, auf der
beim erstenmal unbeschrieben gebliebenen Fläche eingetragen ward.
In dieser Stellung wurde die Meilensäule von Tunckhelsteiner gesehen,
dessen . . . DRIANI recht wohl mit a Z. 3 [divji HadrfianiJ identisch
sein könnte. Zu unserer Annahme stimmt auch die Beschaffenheit
der Oberfläche des Steines • im oberen Theile, wo die neue tief einge-
hauene Inschrift die Verwitterung des Gesteins begünstigte, hat dieselbe
durch Einwirkung äußerer Einflüsse stark gelitten, ist rauh und zer-
klüftet; im unteren Theil dagegen, welcher nach Tilgung der älteren
Inschrift nicht wieder beschrieben wurde, ist die Oberfläche auffallend
glatt und wohlerhalten. Wenn es nun so ziemlich gesichert scheint,
dass die Inschrift a jünger ist als die wohl aus severischer Zeit
stammende b, so lässt sich andererseits aus dem Umstände, dass der
Kaiser in a unter seinen Ahnen anscheinend den Septimius Severus
(Z. 2) und den Hadrianus (Z. 3) nennt, der berechtigte Schluss ziehen,
dass dieselbe spätestens in die Regierungszeit des Severus Alexander
fallen muss.
 
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