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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 14.1891

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Gurlitt, Wilhelm: Iupiter Heliopolitanus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12275#0130
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dem Cultbilde des Hauptgottes auch in größerer oder kleinerer Zahl
Abbildungen der außerdem in dem Tempel von Heliopolis verehrten
göttlichen Persönlichkeiten, von denen auf der Bronze Helios (Apollon)
und Selene (Artemis) unverkennbar sind. Die dritte Büste würde man
auf einem griechisch-römischen Werke als Kronos (Saturnus) bezeichnen.
Hier wird wohl der Name Caelus pater dem dargestellten Begriffe am
nächsten kommen.5) Wegen des Adlers mit dem Kranze im Schnabel
verweise ich auf Münztypen, wie sie Studniczka (S. 65, 15. 16) und
Drexler anführen (S. 1990; namentlich Neumann popul. et reg. num.
vet. ined. II Taf. 2, 3 und Cohen, descr. des med. Gr. compos. la collect,
de M. J. Greau p. 201 n. 2457), obwohl man auch an eine Beziehung
des Adlers zu den Legionen, in denen sich der Cult hauptsächlich
verbreitete, denken könnte. Die Blumen, welche auf der Vorder- und
Rückseite gebildet sind, bedürfen als Attribute des „milde Fruchtbarkeit
spendenden Himmelsgottes" (Drexler S. 1987) keiner weitläufigen Er-
klärung. „Calathus... surgens in altum monstrat aetheris summam, unde
solis creditur esse substantia", sagt Macrobius (I, 17, 66) bei Gelegenheit
eines Cultbildes von Hierapolis: er erwähnt nicht die Kugel, welche auf
den Bildwerken von Nimes und Marseille und ebenso auf der Statuette
am Kalathos angebracht ist. Sie wird wohl mit dem „Steine" identisch
sein, welchen das Bild der Hauptgöttin in Hierapolis „auf dem Haupte
trug" (de dea Syr. c. 32) und der zweifellos eine astrale Bedeutung
hatte. Endlich stimmt die eigenthümliche Haartracht der Bronze in
bemerkenswerther Weise mit der auf dem Relief von Marseille überein.
Sie ist offenbar charakteristisch für den Iupiter Heliopolitanus, wie die
Unbärtigkeit, welche Macrobius (I 23, 12) bezeugt6). Doch fügt die
Grazer Bronze einen interessanten Zug hinzu. Der Kopf des Gottes ist
entgegen syrischer Sitte (de dea Syr. c. 35) jugendlich gebildet, aber
mit einem kleinen künstlichen Kinnbarte versehen. Dies weist ganz
bestimmt auf Ägypten, an welches sich Wolters (S. 65) schon durch
die Haartracht des Bazin'schen Reliefs erinnert fühlte, und bestätigt
die Angabe des Macrobius (a. a. 0.): „eius dei simulacrum sumptum
est de oppido Aegypti, quod et ipsum Heliopolis appellatur", sowie
die Bemerkung in der Schrift Tiepl xfjg Lupine; 0eoö (c. 5): ex01*0"1 °^

5) Vielleicht hat man sich den „Atlas" ähnlich zu denken, welcher in Hierapolis
außer den Hauptgottheiten, Zeus und Hera, und neben dem Thron des Helios, dem
Apollon, dem Hermes und der Eileithyia angeführt wird (de dea Syria c. 31—38).
Auf dem Marseiller Relief sind links oben Reste des Nimbus erhalten: hier war
also Helios dargestellt und neben ihm wohl Selene. Für die anderen wage ich keine
Benennungen vorzuschlagen.

6) Nach der Abbildung bei Lenormant vermag ich den Gott auf dem Cippus
von Nimes nicht für bärtig zu halten und auf dem Panzerrelief von Carnuntum liegt.
es wohl nur an der Bestoßung, wenn der Kopf bärtig erscheint.
 
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