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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 14.1891

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Gurlitt, Wilhelm: Iupiter Heliopolitanus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12275#0131
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Nach Macrobius (a. a. O.; Lenormant S. 79) hat das Cultbild des
Iupiter Heliopolitanus mit der R. die Geißel geschwungen, in der L.
Blitz und Ähren gehalten. Reste der Peitsche sind auf allen drei oben
angeführten Reliefen zu erkennen. Das Attribut der L. ist nur auf
dem Lenormant'schen Relief einigermaßen deutlich, und zwar erscheint
es als Ahrenbüschel. Der Blitz ist dem Idol nicht in die Hand gegeben,
sondern an jeder Seite, wenn auch in verkürzter Form, angebracht.8)
Ebenso zeigt die Grazer Bronze auf jeder Seite ein großes, sorgfältig
ausgeführtes Blitzzeichen (s. Abbild.). Wir werden ihr also auch nur
Ähren in die L. zu ergänzen haben. Die Stiere, wenn sie je vor-
handen waren, sind verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen.9)

Durch ihre gute Erhaltung gibt uns die Bronze genauere Aus-
kunft über die Einzelheiten des Costüms. Deutlich erscheint das
Untergewand mit wulstartigem Ärmelabschluss an den Armen und zu-
sammengedrückten Falten an den Füßen. In ähnlichen Falten, wie
sie durch die aufliegende Hülle bedingt werden, tritt das Obergewand
an Schultern und Beinen hervor. Diese Hülle selbst aber ist ganz
deutlich als getriebene Metallarbeit charakterisiert. Sie bildet ein zu-
sammenhängendes Ganze, welches nach Art eines Panzers über den
Schultern festgeschnallt, mit Armlöchern versehen und oben am Hals,
sowie unten an den Knieen mit breiten Rändern abgeschlossen ist.
Die Kronosbüste und der Adler auf der Rückseite erscheinen als ge-
triebene Reliefe, deren Conturen ausgeschnitten sind (vgl. z. B. die
Bronzereliefe: Ausgrabungen von Olympia IV (1880) Taf. 20; A. Milch-
höfer Die Anfänge der Kunst in Griechenland S. 169 Fig. 65). Für
die Vorderseite lehrt dies der Augenschein, auf der Rückseite beweisen
es die wenn auch unverstandenen Faltenzüge. Bei den übrigen Com-
partimenten tritt diese Technik nicht so deutlich hervor, besonders
berühren die beiden Rosetten der untersten Reihe vorne nicht die das
Ganze zusammenhaltende Stege. Doch werden wir auch bei ihnen
dieselbe Art der Herstellung anzunehmen haben.

Graz W. GURLITT

7) Es ist das Heiligthum des Iupiter Heliopolitanus in Berytos gemeint. Vgl.
die Weihin schritt auf dem Cippus von Nimes und C. I. L. III 1 n. 157; X n. 1634

8) Auch auf dem Relief von Marseille glaube ich beiderseits das Blitzzeichen
zu erkennen.

9) Da zwei Stiere auf allen Repliken erscheinen und von Studniczka (S. 61)
mit Recht auch auf dem Relief von Nimes vorausgesetzt werden, so ist es wahr-
scheinlicher, dass sie auch neben der Grazer Statuette einst vorhanden waren, ob-
wohl die Art ihrer Anbringung und Befestigung unklar bleibt.
 
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