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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Heft 2
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Münsterberg, Rudolf: Grabrelief in Bukarest
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0155

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Wie die Bedeutung, muss die Form von Rhabdos und Skeptron
ursprünglich verschieden gewesen sein, das ergibt sich aus dem
Sprachgebrauch Homers. Wir finden dort das Wort pdßöoc; in drei-
facher Anwendung: 1. als Zauberruthe in der Hand des Hermes, der
Athene und der Kirke, 2. als Angelruthe (u 251), 3. als technisches
Bindemittel in der Beschreibung des Schildes Sarpedons M 284—297:

äömba juev irpodG' ecrxero Trdvroo"' etcrnv,
KaXiqv xa^Keulv eHn,Xaxov, r|v dpa xa^Keuc;
n.Xacrev, evrocrGev öe ßodac; pdiye Oaueidc;
Xpucrdnc; pdßöoicn binveKecriv Trepi kukXov

[Die obige Stelle, welche W. Heibig, das homerische Epos2 S. 380
folg. verworren und lückenhaft fand, scheint mir keinen Anstoß zu
bieten. Erwähnt werden in der Beschreibung des Schildes drei Be-
standteile :

1) seine eherne Metallwand, xa^K£fr|v eEn,XaTOv, rjv dpa xa^Keu?
riXacrev,

2) deren Unterlage oder Futter, welches mehrere dicht über ein-
ander liegende Rindshäute bilden, ßoeiac; Gauetdc;, und

3) ein Verband von beidem in Form von durchlaufenden (binve-
Kecftv), goldenen Rhabdoi. Diese letzteren linden 'sich rundum am
Rande des Schildes, wie die antiken Erklärer richtig annehmen,
nicht in seinen concentrischen Kreisstreifen, was eine Pluralform von
kukXocj erwarten ließe, und haben, wie das Gold zeigt, die Bedeutung
einer Zierform. Der Schild war mithin wie derjenige Achills eine
dcmic; Tepuioecrcra, an welcher der Rand besonders geschmückt war.
Unbezeichnet ist in der Beschreibung die Gestalt und Verwendungs-
art der Rhabdoi, wofür indessen pdipe in Verbindung mit öinveKeaiv
einen Fingerzeig gibt.

Flechtwerk von Halmen, Binsen, Ruthen bietet die primitivste
Form des Verbandes, welche älter ist als der Riemen oder Faden
der Naht, älter als die verschiedenen Bindemittel, über welche die
Tektonik und Metallurgie verfügt. Ein metallener Verband von Leder
und Erz, um den es sich hier handelt, ist nur möglich durch Nägel
oder Draht. Bei Nägeln oder Stiften wäre pdipe widersinnig. Dieser
Begriff, der eine gewundene, verschlungene Form des Bindemittels an-
deutet, führt also auf Metallfäden oder Draht. Hierfür einen aus der
alten Flechtkunst stammenden Ausdruck pdßöoc; verwandt zu sehen,
befremdet um so weniger, als die griechische Sprache kein eigenes
Wort für Draht besitzt (Blümner Technologie IV S. 250), und die
Termini der älteren Techniken bekanntlich sehr oft auf die analogen
Formen der jüngeren, von ihnen beeinflussten, übergehen (vergl. z. B.
 
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