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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Swoboda, Heinrich: Arthmios von Zeleia
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0078
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aufbewahrt sind und an die dafür ein Zins entrichtet wird, kann als
symbolisch für die damals erfolgte fundamentale Wandlung in der
Organisation des Burides angesehen werden. Es ist vielmehr am wahr-
scheinlichsten, dass gerade in diesem Jahre und mit der Übertragung
des Schatzes die attische Volksversammlung an die Stelle der Synode
trat. Trifft diese Ansicht das Richtige, so hätten wir auch eine obere
Grenze für unser Decret und könnten als Grenzjahre für dasselbe 454
und 449 — oder besser noch 450, das Datum des fünfjährigen Waffen-
stillstandes zwischen Athen und Sparta — annehmen. Eine genauere
Einreihung in ein bestimmtes Jahr halte ich mit Rücksicht auf die
umstrittene Chronologie der damaligen Zeit für misslich, umsomehr als
ich auch in der gebrauchten Beschränkung den hypothetischen Cha-
rakter meiner Aufstellung einräumen muss.

Die Rolle, welche Arthmios spielte, und die Action der Athener
gegen ihn scheint späterhin auch darum die Aufmerksamkeit auf sich
gezogen zu haben, weil es ein Grieche war, der dem persischen Erb-
feind Dienste leistete und er auf diese Weise mit Pausanias und The-
mistokles in eine Reihe tritt, obwohl er sich natürlich mit den ge-
nannten Männern an Bedeutung nicht messen kann. Aber eines per-
sönlichen, gewissermaßen typischen Interesses entbehrt Arthmios trotz-
dem nicht. Aus einer attischen Bundesstadt stammend,67) hatte er
zuerst den Athenern sich gefällig gezeigt und war dafür von ihnen
mit der Würde eines Proxenos belohnt worden; später hatte er es für
gut befunden, die Partei zu wechseln und, gedeckt durch seine ofncielle
Stellung, im Herzen von Griechenland eine Action zu entfalten, welche
Athen die stärksten Repressiv - Maßregeln, über welche es verfügen
konnte, zu ergreifen zwang. Jedesfalls war er ein ungemein gewandtes
und gefährliches Individuum, dem das Handwerk gelegt werden musste,
einer jener ,Levantiner', deren merkwürdige Bedeutung jüngst in
anderem Zusammenhangt) betont worden ist.

Prag. HEINRICH SWOBODA

67) Zeleia erscheint schon Ol. 82, 1 (C. I. A. I 228) in den Tributquotenlisten
und hat wohl seit der Einrichtung des hellespontischen Quartieres zu der attischen
Symmachie gehört. Wenn Demosthenes daher (III. Phil. §. 43) Arthmios dovlov
ßaöilto)? nennt, so ist dies irrig und er urtheilt nach den Verhältnissen des vierten
Jahrhunderts.

68) Köhler im Hermes 27, 68 ff.
 
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