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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Hartwig, Paul: Fragmente zweier rothfiguriger Iliupersis-Schalen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0131
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Fragmente von der Akropolis zeigen die Wiener Iliupersis-Scherben
den Stil des Epiktetischen Kreises, wenn auch eine andere, etwas derber
zeichnende Malerhand. Sehr hart ist die Modellierung der auf dem
Astyanax-Fragmente erhaltenen Hände. Für die Umgrenzung des
Haarconturs ist Gravierung angewendet. Etwas runder und plastischer
als auf dem Fragmente von der Akropolis ist der weibliche Akt der
Kassandra behandelt. Dieser Umstand und die reichliche, wenn auch
wenig organische Angabe des Muskeldetails am Körper des Astyanax
mit verdünnter Firnisfarbe sprechen in Verbindung mit der Lieblings-
inschrift UEAAP05- KAU05 dafür, dass die Schale dem entwickelten
Stile der Epiktetischen Epoche angehörte. Specielle Chachrylionische
Urheberschaft zu befürworten — Chachrylion setzte wiederholt die
Lieblingsinschrift 1/EAAP05 KAU05 auf seine Schalen — scheint
mir, gegenüber dem Wenigen, was von der Schale erhalten ist, allzu
gewagt. Die Wiener Scherben sind demnach zunächst der Serie von
Leagros-Gefäßen anzuschließen, welche nicht näher bestimmbaren Mu-
stern des Epiktetischen Kreises angehören. (Gr. Meisterschalen Cap. VI.)

Ungewiss bleibt leider die Reihenfolge, in welcher die beiden
Episoden der Iliupersis auf der Schale dargestellt waren. Nach Ana-
logie der Vivenziovase folgte vielleicht der Kassandra - Episode die
Astyanax-Episode nach rechts hin, eine Abfolge der Scenen, die, wie
es scheint, auch das Fragment von der Akropolis aufbewahrt hat.

Die Kassandra-Episode ist merkwürdiger Weise in der uns am
vollständigsten erhaltenen Iliupersis-Darstellung auf der attischen Schale,
auf dem Werke des Brygos im Louvre, nicht wiedergegeben. Proble-
matisch bleibt auch, ob Euphronios auf der fragmentierten Berliner
Schale diese Scene in seine Friesdarstellung aufgenommen hat. Da-
gegen findet sich auf beiden genannten Schalen die Astyanax - Scene,
und dieser Umstand verpflichtet uns, etwas näher auf das Astyanax-
Fragment der Wiener Universitäts-Sammlung einzugehen.

Ungewiss bleibt die Benennung der weiblichen Figur des Frag-
mentes zur Rechten. Es könnte Andromache oder Hekuba gemeint
sein, aber es treten bereits auf schwarzfigurigen Darstellungen ganz
allgemein klagende Frauen neben Priamos und Neoptolemos auf (vgl.
die Amphora in Berlin 1685 abgeb. Gerhard, Etr. und Camp. Vasen-
bilder Taf. XX/XXI; die Darstellung auf dem schwarzfigurigen Drei-
fuße ebenda nr. 3988 abgeb. Furtwängler, Sammlung SabourofF Taf. 49.
50). Auch auf dem rothfigurigen Krater in Bologna (Mon. XI 14)
flieht ein beliebiges Mädchen nach links von Neoptolemos hinweg.
Die Scene des Neoptolemos und Priamos selbst werden wir uns eben-
falls nach dem Vorbilde älterer schwarzfiguriger Darstellungen zu
 
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