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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Dell, J.: Ausgrabungen in Carnuntum, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0197
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Er rührt von der linken Seite her, war erhoben gehalten und zeigt
enganliegende Armelbekleidung. Die geschlossene Hand hält einen
Blitz, der unmittelbar unter und über ihr vier abstehende Flügel be-
sitzt und dann keilförmig gewunden in zwei, nach Art von Pfeilen
dreikantige Spitzen ausläuft; die letzteren sind mit dünnem Silber-
blech roh umwunden. Am Ärmel sind Spuren von Versilberung er-
kennbar. Gleichzeitig wurden im westlichen Theile des Raumes zwei
vollkommen erhaltene, aneinander passende Stücke E und E1 eines
trefflich componierten Reliefs aus weißem Kalkstein gefunden. Die
Höhe desselben beträgt 155 cm, die ungleiche Dicke im Mittel 20 cm,
die Breite unten 38 cm. Die Platte verjüngt sich nach oben und ist
hier abgerundet, rückwärts ist sie roh, an der Seitenfläche nothdürftig
bearbeitet. Auf dem ziemlich unebenen Grunde erhebt sich in mäßig
hohem Relief die Darstellung eines auf einem Stiere stehenden Iupiter
Dolichenus, siehe Figur 20. Die vom Relief nicht eingenommene Fläche
war blau bemalt und mit einer Inschrift ausgefüllt, von der die meisten
Buchstaben noch deutliche Spuren rother Färbung zeigen (siehe epigra-
phischen Anhang). Neben diesem Relief lag in der Richtung von Süd nach
Nord das Postament F. Dasselbe war auf drei Seiten gut geebnet, an
der Rückseite roh zubehauen und muss deshalb in eine Mauer verbaut
gewesen sein. Das Material ist weißer Kalkstein, Sockel und Bekrö-
nung sind fast ganz gleich ausgebildet. Der Würfel zeigt keine Spur
einer Inschrift, eine solche könnte nur aufgemalt gewesen sein. Die
Gleichheit des Materiales lehrt, dass die Basis das erwähnte Relief E
trug, dessen Größenverhältnisse die Zugehörigkeit einer der aufge-
fundenen anderen Basen ausschließen. Unter der Basis befand sich
noch ein vielleicht gemauertes Sockelstück, was der schmälere Streifen
des Sockelprofils im Vergleiche mit der Bekrönung anzeigt. Interessant
für die Technik der Bearbeitung ist der gemeißelte Saum und der ge-
stockte Grund des Postamentes F.

Nördlich davon lag die Basis G (Fig. 21) wieder ziemlich genau
in der Richtung von Ost nach West; ihr oberes und unteres Profil
ist gut erhalten, die Vorderseite des Würfels und Sockelprofils trägt
Schrift. Merkwürdig ausgebildet ist das obere Profil, welches die
Hohlkehle nur an der Vorderseite besitzt. In der nordwestlichen
Ecke des Raumes lag dann, in mehrere Stücke gebrochen, die Mar-
morstatue H (Fig. 22). Die Bruchstücke, Kopf, rechter Arm mit dem
Doppelbeile, linker Arm mit den Mantelpartien, passten genau zusammen,
nur der obere Theil des Blitzbündels fehlt. Die Statue ist die best-
erhaltene der bisher in Carnuntum zum Vorschein gekommenen, dürfte
aber wegen des auswärtigen Materials schon abbozziert oder in fertigem
Zustande importiert worden sein. Im Nordosten des Viereckes fanden
 
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