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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Hiller von Gaertringen, Friedrich: Nikagoras, ein rhodischer Stratege, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0264
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Merkwürdig ist auch die Form des Steines: rechteckig, 095 1.,
0-25 h., 0*415 t. Am vorderen unteren Rande ist ein einfaches Profil,
drei glatte Stufen, eingearbeitet; nur die Ecken bleiben frei. Ein
solcher Stein allein für sich kann kein Grabmal darstellen, wohl aber
kann er ein Theil eines solchen sein. Das untere Profil konnte nur
zur Geltung kommen, wenn ein anderer Stein darunter lag; auf der
Erde wäre es bald vom herumwachsenden Grase bedeckt worden.
Dies führt auf eine Gattung von Grabmonumenten, wie wir sie mehr-
fach auf Rhodos und namentlich auch in Brykus auf Karpathos, das
ja durchaus von Rhodos abhängig ist, finden. Man kann sie beschreiben
als zwei übereinanderstehende rechteckige Basen, meist um ein Weniges
länger als tief; die obere, etwas kleinere, trägt an ihrem unteren Rande,
bisweilen rings herum, die gleiche oder eine ähnliche Verzierung wie
der Nikagorasstein. Auf der oberen Fläche ist dann meist noch ein
kreisrunder trochilosartiger Ablauf angebracht, auf welchen dann ein
cylindrischer Bukranienaltar aufgesetzt wurde. Uber diese Verbindung
hat 0. Benndorf im Anz. der philos. bist. Classe der Wiener Akademie
vom 20. Juni 1892, VI, oben gehandelt, wo er eine einfache, vier-
eckige Basis mit einem solchen Ablauf, die häufigste Form, aus der
rhodischen Peräa bespricht.3) Meist ist alles bis zu dem runden Ab-
lauf ein Stein. Ein gutes Beispiel bietet das Grabmal des TTdcrapxoc;
MeveKXeüc; BpuKouviioc; in Brykus, dessen Aufschrift Beauclouin im
bull. corr. hell. IV, 1880, 279 f. veröffentlicht hat. Die Grabschrift
stand auf der oberen, oder vertheilt auf die obere und untere recht-
eckige Basis; es gibt auch Fälle, in denen der Name auf dem Bukranien-
altar, auf der Basis (wo nur eine einfache Basis vorhanden ist) da-
gegen nur ein Grabepigramm angebracht war, das keinen Namen ent-
hält, also für sich nicht genügt — oder dass der Grabaltar den Namen,
die (einfache) Basis das xp^l^e xa^Pe enthält. Dieser Zusammenhang
der einzelnen Elemente ist nothwendig gegeben, wenn wir auch, soweit
mir bekannt, in keinem Falle Basis und Grabaltar desselben Grab-
denkmals besitzen.

Bei dem Nikagorasdenkmal wurden nun die einzelnen Bestandteile,
die sonst in einem Steine vereinigt gefunden werden, aus besonderen
Steinen dargestellt. Der erhaltene Stein ist die vordere Hälfte der
oberen rechteckigen Basis, zu der eine gleich große hintere Hälfte zu
ergänzen ist; ein oder zwei andere Steine bildeten die untere Basis.
Darauf stand ein Grabaltar; da unser Stein auch nicht die Hälfte
eines trochilosartigen Ablaufes hat, kann man annehmen, dass dieser

3) Die Vermuthung, dass es die Basis des Grabmales selbst ist, trifft offenbar
das Richtige. Der darauf stehende (nicht erhaltene) Grabaltar enthielt wohl den ein-
fachen Namen Möö/oc ''AvtmätQov xov M6ö/ov 'Pödioc, (oder im Genitiv).
 
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