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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0229
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Wir kennen im römischen Reiche namentlich drei Städte mit dem
Namen «IHXaSsXcpeia, die berühmteste in Lydien, eine in Cilicien und
eine in Palaestina, nämlich die östlich vom Jordan gelegene uralte
Hauptstadt der Ammoniter, die ursprünglich den Namen Uabbath Ammon
führte, von Ptolemaeus Philadelphia aber nach seiner Eroberung- Palae-
stinas den späteren Namen erhielt. Dass dieser Procains im syrischen
Heere gedient hat, lässt mit ziemlicher Sicherheit auf die Stadt in
Palaestina schliessen, der semitische Namen des Vaters macht es
zweifellos. Den gleichen führte, wie ich von befreundeter Seite belehrt
werde, der berühmte Bischof von Edessa des 5. Jahrhunderts Kabulas:
die Form im YVestsyrischen ist Eabbülö, im Ostsyrischen Rabbölä. Indes
muss der Sohn Proculus, da er die Tribus führt, das römische Bürger-
recht und also einen römischen Gentilnamen gehabt haben; vielleicht
war es der gleiche, den sein Bruder führte, Apuleius. Die Tribus Collina
ist nicht die Tribus der Stadt Philadelphia, die überhaupt nicht das
römische Bürgerrecht hatte, sondern die persönliche des Procains. Dass
viele aus Asien oder Syrien gebürtige Personen die Tribus Collina.
also die geringste städtische, gehabt haben, ist öfter beobachtet worden.
Zu der aus dem lydischen Philadelphia stammenden Inschrift v. M.
Fnfms 31. f. Col Paullus | cet. (eph. epigr. IV p. 35 n. 56 CIL III
S 7103) hatte Mommsen (eph. 1. c.) vermuthet, dass die Zutheilung
zu dieser Tribus eine Zeit lang bei Verleihung des Bürgerrechts an
Personen aus dem Orient die Pegel gewesen sei. Dann hat sich die
Collina mehrfach in der Liste der im Jahre 19f aus der Legio II
Traiana fortis entlassenen Soldaten (CIL III S 6580) gefunden; einer
von diesen ist M. Jjlpius C. fil. Col. Sohn Philadel[phia\, und Mommsen
(eph. epigr. V p. 206) hält dies Philadelphia für das von Palaestina.
Die Qoliors II Italica civium Romanorum wird meines AVissens sonst
nicht erwähnt; aber da sie nach unserer Inschrift zum exercitus
Sijriacns gehörte, so ist wahrscheinlich von ihr nicht verschieden
die in dem jüdischen Caesarea liegende cohors Italica (airstpir]? vl^
y.aXoDfjivrj? ~\xoXi%'?fi), die wegen ihres Centurionen Cornelius in der
Apostelgeschichte 10, 1 genannt wird. Nach der unten S. 224 ausge-
sprochenen Vermuthung über Zeit und Arilass der Entsendung von,
vexiUarii sagittarii, mit denen Proculus nach Carnuntuin gekommen ist
würden auch die Zeiten nicht sehr auseinander liegen.

11. Gefunden Ende November 1893 auf dem Acker des Johann
Turkowitsch, stehend in einer eingemauerten Basis, die Inschriftseite
nach Süden gerichtet.

Mit n. 10 von Herrn Karl Hollitzer erworben und hinter dem
Vereinsmuseum in Deutsch-Altenburg aufgestellt. Platte aus Kalkstein,

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