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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0232
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222

Hiermit sind die in den letzten Jahren und daher an genau
bekannter Fundstelle aufgefundenen Inschriften des Petroneller Burg-
feldes aufgezählt. Ks sind nur Grabsteine von Soldaten, und zwar mit
Ausnahme des Auxiliaren n. 10 anscheinend ausschliesslich von activen
oder entlassenen Soldaten der legio XV Apollinaris. X. 2. 3. 4. 5.
9. 11 sind Grabschriften von milites (Gemeinen), n. 7 eines Centurionen,
n. 1. 6 von Veteranen dieser Legion. Es bleiben übrig n. 8 eines Sol-
daten, der 3 Jahre gedient hat, bei dem aber die Truppe nicht an-
gegeben ist, und n. 12, wo Xame und vermuthlich Stellung und Lebens-
und Dienstzeit des Verstorbenen weggebrochen sind. Hier beweist die
Darstellung des Signum, dass er ein Signifer war, und wer die ge-
schlossene Keilie übersieht, wird nicht zweifeln, dass sowohl dieser
Signifer als der Soldat von n. 8 auch in der XV. Legion dientfn.

Von dieser Legion wissen wir, dass sie seit dem Tode des
Augustus (14 n. Chr.) in Pannonien stand, bis sie im Jahre 63 behufs
des armenischen Kriegs nach dem Orient kam. Dort blieb sie, bis sie
nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 70, bei der sie betheiligt war,
erst ihren Feldherrn Titus nach Alexandrien in Egypten begleitete und,
als er nach Italien reiste, nach Pannonien zurückkehrte.') Hier hat sie
bald nach der Rückkehr im J. 73 in Carnuntum das noch jetzt in
seinen Fundamenten erhaltene Lager (die Burg) erbaut.2)

Ob die Legion vor dem J. 63 ihre Quartiere bereits in Carnuntum
hatte oder, wie gewöhnlich angenommen wurde, auch noch von Mommsen,

1) Ich fahre die wichtigsten Belegstellen an. Tacitus in der Erzählung des
Aufstandes der pannonischen Legionen nach dem Tode des Augustus ann. 1. 23: iitter
se legiones octava et quinta decima ferrum parabant cet. Derselbe ann. 15, 25 zum
J. 63: copiae militares Corbuloni permissae, et quinta decuma legio ducente Mario
Celso e Pannonia adiecta est cet. Josephus bell. Ind. 7. 5, 3 Tkö<; . . . y;xsv siq
'AXe£äv8peiav, xat TtXsTv ln\ tr\<; IzcuJm^ 8isyvü)xü>s oüoIv abzöi ramataiV aoVYjxöXou-
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Ilavvovi'av ol rö 7iJVTr/.a:8jy.«Toy cet. Vergleiche den Artikel von Vaglieri über unsere
Legion in Ruggiero"s Dizionario epigrafico I S. 314 ff,

2) Bezeugt durch die ,Bauinschrift' des Lagers, von der Stücke von 3 Exemplaren
gefunden sind (diese Zeitschrift V S. 209; XI S. 8; CIL III S n. 11194-11196)
Übrigens sind dies ,Bauinschriften' nur in dem Sinn, wie man auch die ,Centurien-
steine' so nennen könnte (vgl. diese Zeitschrift XVI S. 229 f.). Bei militärischen Bauten
war es Sitte, dass die sie ausführende Truppe ihren Namen in bei dem Bau ver-
wendete Steine eintrug: das thaten einzelne Centurien wie ganze Legionen. Bei unseren
Exemplaren besteht die eigentliche Inschrift aus der letzten Zeile LEG ■ X[V • APOL] ;
die vorhergehenden Zeilen mit der Angabe der Kaiser, des Provinz- und des Legions-
Commandanten dienen nur zur Datierung. — Eine monumentale Bauinschrift wird
nicht gefehlt haben, aber in dieser war wohl sicher der Kaiser Vespasian im Nominativ
als Erbauer genannt.
 
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