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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 18.1895

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Bormann, Eugen: Funde von Carnuntum, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12277#0234
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224

möchte meinen1), dass er sich unter den tredecim vexillariorum milia
befand, die nach Tacitus liist. 2, 83 in der zweiten Hälfte des Jahres 69
mit der 6. Legion dem im Einverständnis mit Vespasian aus Syrien nach
dem Westen ziehenden bisherigen Statthalter von Syrien Mucianus
folgten. Das moesische und das pannonische Heer schlössen sich der
Sache Vespiisians an und zogen nach Italien, wo bald die Entscheidung
zu seinen Gunsten fiel. Da infolge der Entblössung der Grenze die
Daher beide Donauufer besetzten, hat Mucianus diesen nach Tacitus
bist. 3, 46 die 6. Legion entgegengestellt; er wird auch für Sicherung
des Donauufers weiter hinauf gesorgt und dazu andere Abteilungen
des syrischen Heeres verwendet haben. Begreiflich ist aber, dass den
Auxiliaren, die in Carnuntum in dieser Zeit die Grenzwache hatten,
dieselbe Gräberstrasse eingeräumt wurde, an der bis zum Abzug der
XV. Legion im Jahre 63 deren Soldaten bestattet waren.

Sind diese Erwägungen richtig, so gehören die an der jetzt nach-
gewiesenen Gräberstrasse stehenden Grabsteine alle der Zeit vor dem
Bau dos noch jetzt erhaltenen Lagers (73 n. Chr.) an. Es erheben sich
nun weitere Fragen: 1. ob auch die übrigen älteren Carnuntiner Grab-
steine der XV. Legion alle an dieser Strasse standen (für n. 1 a habe
ich es oben S. 211 vermuthet), 2. wo während dieser Zeit, also bis
zum J. 63, das Lager der Legion war, 3. wo nach dem Bau des noch
erhaltenen Lagers die Legionare bestattet wurden. Ich zweifle nicht,
dass binnen kurzem auch diese Fragen eine befriedigende Antwort er-
halten werden, wenn das erreichbare Material verwertet wird und die
regelmässige reiche Vermehrung desselben, an die uns die letzten Jahre
gewöhnt haben, noch einige Zeit andauert.

E. BOKMAXX.

) Dieselbe Ansicht hat mir auch Domaszewski brieflich ausgesprochen.
 
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