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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Sarre, Friedrich: Reise in Phrygien, Lykaonien und Pisidien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0050
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scheihe von einem unten aufgerollten Band umfäßst; sie ist oben sichel-
förmig- ausgeschnitten und trägt in dieser Höhlung eine zweite kleinere
Scheibe. Aus dem Umstände, dass von dieser letzteren nur ein Segment
vorhanden ist, und die Enden der Flügel nicht spitz, wie sonst üblich,
auslaufen, lässt sich erkennen, dass dieser grosse Block nicht den Ab-
schluss des Bauwerks gebildet haben kann. Die kleineren geflügelten
Sonnenscheiben darunter sind dagegen vollständig dargestellt.

Abgesehen von den beiden grossen Steinen innerhalb der kleineren
Atdicula und dem hier befindlichen untersten Block in der Mitte, lassen
die Sculpturen trotz ihrer grossen Verwitterung menschliche Figuren
erkennen, welche beide Arme stützend nach oben strecken. Die Beine
sind, wie man an der am besten erhaltenen Figur rechts oben erkennen
kann, im Profil dargestellt, während der Oberkörper von vorn sichtbar
ist. Die Kleidung bestellt in einer kurzen Tunica, welche bis zum
Knie reichend das eine Bein freilässt, während das andere durch einen
langen, an der Hüfte gegürteten Mantel bedeckt wird. Gleiche Tracht
finden wir bei mehreren Figuren in Boghas-Köi wieder (Perrot Abb. 321
u. a. m). Kurze Schwerter, wie sie in der Zeichnung von M. Sokolowski
(Kevue Archeolog. a. a. (). und Perrot p. 731) angegeben sind, halten
wir nirgends constatieren können, wohl aber hie und da den Saum
des hinter dem nackten Bein herabfallenden Mantels.

Perrot (pag. 737) möchte in diesen Sculpturen Dämonen erkennen,
ähnlich den beiden thierköpfigen Gestalten, welche in Boghas-Köi den
Eingang zum Sanctuarium flankieren und gleichfalls die Arme empor-
lieben. Bei einer genauen Vergleichung wird man jedoch den Unter-
schied zwischen beiden Armhaltungen genau erkennen können. In
Boghas-Köi ein Gestus des Abwinkens mit lässig emporgehobenen
Händen (oder sind es thierisch gebildete Extremitäten V), „um das
Profane zu entfernen und den Ubelthäter vom Heiligthum zurückzu-
stossen-'. während am Eflatun-Bunar in den rechtwinklig gekrümmten
Armen das Stützen und Tragen vortrefflich charakterisiert ist. Uber
die Art der Kopfbedeckung lässt sich am Eflatun-Bunar nichts Genaues
angeben; mir schien, wenigstens bei den beiden oberen Eckfiguren, eine
runde Mütze, wie sie auch Ramsay (Perrot a. a. 0.) sehen will, nicht
ausgeschlossen zu sein. In den Reliefs von Boghas-Köi kommen der-
artig gestaltete niedrige Tiaren häufig vor. Perrot möchte seinen thier-
köpfigen Dämonen zu Liebe überhaupt von Kopfbedeckungen absehen.

Die beiden hohen Steine in der Mitte, welche schon durch ihre
Stellung direct unter den Sonnenscheiben die bedeutungsvollsten Dar-
stellungen des Monuments vermuthen lassen, sind leider am meisten
durch die Einflüsse der Witterung mitgenommen und zerstört worden.
 
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