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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 19.1896

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Heft 2
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Maionica, Enrico: Aus Aquileja
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https://doi.org/10.11588/diglit.12266#0220
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210

Mit den wenigen sicheren Ergänzungen lautet es:

Accipc, Phoebe, pre\cor, Ti]r[i/]n[t\hia munera pro nie!

Haec tibi, quae potui, fortia dona dedi.
Hie orbem domuit, tu pacem, Phoebe, dedisti

Utraq(ue) res votis annuat ista meis!

Der Weihende bringt Phoebus Tirynthia, das ist, herculischc
Gaben dar, also wohl Keule und Bogen, etwa auch das Löwenfell, die
er Heldengeschenke nennt, und setzt hinzu: dass Hercules die Welt
erobert, Phoebus den Frieden gegeben habe, dieser doppelte Umstand
(ista utraque res, wie es wenig poetisch heisst1) möge seinem Gebet zur
Erfüllung verhelfen.

Die eigenartige Fassung schien mir anzudeuten, dass in irgend
einer Weise die Weihung sich auf einen römischen Kaiser beziehe, der
eine Welt erobert, aber auch mit dem Frieden beschenkt haben wolle.
Jetzt ist der Weihende bekannt geworden: Hilarus Syriaci Aug(usti)
Iib(erti) tabu(larn) ser(yus), also ein zum kaiserlichen Gesinde gehöriger
und vielleicht in dem Zollamt zu Aquileja an der Grenze Italiens be-
schäftigter Sclave. Das passt gut zu der Annahme, die Weihung sei durch
bereits erfolgte oder erwartete kaiserliche Thaten veranlasst. Zweifelhaft
ist, welcher Kaiser zu verstehen sei. Augustus, an den ich zuerst gedacht
hatte, muss schon deshalb ausser Betracht bleiben, weil, wie mir Bücheler
sehreibt, 'der Tirynthius erst durch die Augusteer Vergil und Ovid einge-
bürgert wird und von dieser Kennung des Hercules selbst bis zu Tirynthia
munera noch ein weiter Schritt ist, also früheste Zeit etwa Flavicr'.
Rostowzew hatte Commodus vorgeschlagen, der nicht nur Kriegsheld und
Fri( densfürst sein wollte und seine Zeit das saeculum aur&um Com-
modianum nennen Hess, sondern, wie aus Schriftstellern, Münzen und
Inschriften wohlbekannt ist, sich im J. 191 (sieh Clinton zu diesem Jahr)
mit Hercules hat identificieren lassen. Als Beleg genüge hier die In-
schrift C. XIV 3449 = Dessau 400 mit |j?a]cap]or[*] orbis, felici, invieto,
Romano Hcreidi und der an beiden Stellen dazu von Dessau citierte bei
Dio 72, 15 erhaltene Anfang eines Schreibens des Commodus an den
Senat mit slpvjvo7toiög rijs olxot)|i£v»);, iv6«f)TOS 'Pco;j.a7.og 'Hpay.Xyjg. Besonders
wird aber die Beziehung auf Commodus durch die Thatsache empfohlen,
dass er auf Münzen des Jahres 191, in welchem er wie gesagt den
Kamen Hercules annahm, als Tirynthia munera weihend dargestellt ist.
Dieselben sind bei Cohen III2 S. 250 f. n. 175—180 angeführt. Man
sieht auf ihnen nach Collen, dessen Beschreibung im Ganzen durch

>) Dass eine res annuit, ist sprachwidrig, aber, wie Bächeier bemerkt, hei der
Widmung durch einen Sclaven weniger anstössig.
 
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