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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 20.1897

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Zingerle, Josef; Schneider, R.; Bormann, Eugen: Ausgrabungen in Carnuntum, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12267#0216
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durchschuss16) ist eine vollkommen gleichmäßige Schichtfläche hergestellt,
auf welcher noch vier Reihen der hier besonders hoch erhaltenen auf-
gehenden Mauer stehen. Noch gleichmäßiger sind die Ecken der Apsis
construiert, die nur aus Ziegeln bestehen und aus der Rundwandung
lisenenartig vortreten. Von den Lisenen in gleicher Breite schickte der
Sockel Mauerplatten aus, auf die der Estrich der Nische gebettet war.
So war auch der Estrichboden der kleinen Nische in der Ostwand ganz
vom gemauerten Sockel unterfahren. Die Westwand hat einen O'IOtm,
die Ostwand einen 0-15?» breit ausladenden Sockel. Der Mörtelbewurf
der Cellawände ist mit Fugenlinien gestrichen. Die Ziegelecken der
Nische werden verkleidet gewesen sein, denn nahebei lagen zwei
Trümmer dünner sculpierter Steinplatten, die ersichtlich Eckverklei-
dungen sind. In Abb. 18 ist die Situation dargestellt, welche sich bei
der Aufdeckung ergab. Nur. die Verkleidung der Nischenecken, das
Nemesiscultbild und alles oberhalb der Bruchlinie ist Reconstruction;
die Verkleidsteine, wie die Nemesisstatue lagen in Trümmern am Boden;
vom architektonischen Schmuck fanden sich Theile hinter der Apsis.
(Vgl. Abb. 26, Fig. 4 und 10, ersteres eine Rosette aus gebranntem Thon,
letzteres eine weißbemalte Cassette aus Stein.) Im Umkreis der Cella
fand sich ferner das Fragment eines Stirnziegels (Fig. 3) mit dem Stempel
der XV. Legion, das Stück Fig. 7, der Kelch eines Capitäls (Fig. 9) und
das Bruchstück eines Astragals (Fig 6). Im Räume D lagen Stücke
des Gebälkes mit Zahnschnitt (Fig. 5). Im Winkel, den die rechte
Nischenlisene mit der Apsisrundung bildet, findet sich Verputz mit
pompejanisch rothen, weiter innen am Fuße der Nischenwand ein solcher
mit blaugrauen Farbresten. Eine Stuckleiste markiert den Übergang der
Nischenwand zum Boden. So sind auch an anderen Wandstellen, in
der viereckigen Nische z. B., und im Schutte Reste von Malerei, ähnlich
der in der Nemesisädicula von Aquincum zum Vorschein gekommen.

An der Südwand zwischen Nische und Ostmauer findet sich eine
lange niedere Steinbank (vgl. Abb. 18) angebaut, mit einer Art Rück-
lehne, über der ein Stück bogenförmiger Stuckleiste, vielleicht als
Umrahmung eines Reliefs, ansetzt. Die Bank wird zur Aufstellung von
Weihgeschenken gedient haben.

An der Basis der Nemesisstatue ist auffällig, dass sie aus zwei
verticalen Blöcken besteht (vgl. Abb. 18), die ohne Dübelung hintereinander
gestellt sind und von denen nur der vordere in den Profilen nach drei
Seiten ausgearbeitet, der rückwärtige bloß roh angelegt ist. Auf das so

16) In Trier findet sich Ziegeldurchschuss nur in den späteren Kaiserbauten,
dem Palaste und den Thermen. Gilt dieser Terminus auch hier, so hat man den
Obertheil der Nische vielleicht später restauriert zu denken (s. unten).
 
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