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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Nr. 1
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Schumacher, Fritz: Die baulichen Anregungen des "Heiligen Berges von Orta"
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https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0030

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täuscht; bei aller Anspruchslosigkeit entfaltet
sich eine Feinheit des Details und eine Fülle
von architektonischer Phantasie in der Art, wie
liier die immer gleiche Aufgabe in immer an-
derer Form gelöst wird. Der Geist der Hoch-
Renaissance, der durch alle Kapellen hindurch-
geht —• sie mögen zwischen 1588 und 1630 ent-
standen sein, und nur die letzten kleinen Lei-
stungen haben späteren Charakter — zeigt sich
hier in jenem eigentümlichen Zwischenzustande
höchster Fruchtbarkeit, der charakteristisch ist
für die interessanteWendezeit, in der das Barock
anfängt, leise mit seinen belebenden Gedanken-
gängen in die Renaissance einzudringen.

Wenn man die Grundrisse dieser kleinen Werke
zusammenstellt, erkennt man erst den ganzen;
Reichtum an baulichen Gedanken, der in ihnen
entfaltet ist. Da sehen wir parallel nebeneinan-
der den Langhausbau und den Zentralbau in
allen Variationen, die sich für einzellige Ge-

Abb.4. Bramante, Tempietto (nach Letaroui 11 y)

Kap. 13.

Kap. 9.

Kap. 7»

Kap. 15.

Kapellen
n 0 r t a

bäude erdenken lassen, an kleinen Beispielen
entwickelt — Abb. 1 und 3.

Es ist deutlich zu verfolgen, wie der einfache
Keim, der in der rechteckigen Kapelle 2 steckt,
sich weiter entfaltet: aus der schüchtern an-
gedeuteten apsidenartigen Polygonbildung wer-
den die verschiedenartigsten Formen des hin-
teren Abschlusses; vor allem aber entwickeln
sich aus den einfach vorgestellten Säulen die
mannigfachen Abwandlungen in der Gestaltung
der Vorhalle: die Verdoppelung der Säulen, der
Wechsel von Säule und Pfeiler, die rhythmische
Travee, alles ist vorhanden, und schließlich
gipfelt diese Linie der Variationen in der den
ganzen Bau umfassenden Säulenhalle, die in
zwei verschiedenen Systemen an der Kapelle 6
und 11 entfaltet ist.

Ganz ähnlich entwickelt sich aus dem einfachen
Keim der Kapelle 10 die ganze Mannigfaltig-
keit der Möglichkeiten zentraler Raum-Ge-
danken. Verbindungen mit zentral angeordneten
Nebengebilden beherrschen die Kapellen 9 und
13. In Kapelle 7 kämpft der zentrale Gedanke
mit dem Motiv der Vorhalle; dann aber wird in
den Kapellen 8, 15 und im Aussichtsturm (Non
finita) der Zentralgedanke folgerichtig auch auf
den Vorbau angewandt, und ähnlich wie die
Langhausgedanken in dem rings von Stützen um-
stellten Typus gipfelten, kommt der Architekt

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