Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0175

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
dem Grafen Ernst II. von Mansfeld. Vielfach
verändert und zum großen Teile abgetragen,
bietet die Anlage Interesse namentlich als ein
klares Beispiel der Regular-Fortifikation im
System Vaubans, das im 17. Jahrhundert hier an
die Stelle der im Dreißigjährigen Kriege teil-
weise zerstörten alten Erdwerke trat. Der Ver-
fasser vermutet als Urheber dieser Fortifikation
Petrini selbst oder einen seiner Mitarbeiter an
der gerade damals geschaffenen Befestigung von
Erfurt, eine Vermutung, der weiter nachzu-
gehen von Wert sein könnte. Ein interessantes
Nebenergebnis dieser Abhandlung ist die Ver-
öffentlichung des 1875 abgebrochenen, großen
Magazingebäudes vom Ende des 18. Jahrhun-
derts, dessen Baurisse, ebenso wie eine alte
Photographie, die großzügig-klare Gliederung
dieses reinen Zweckbaues deutlich erkennen
lassen.

H. Giesau schildert fernerhin die Wiederherstel-
lung der Bonifaziuskirche in Treffurt an der
Werra. Dieser Bau geht angeblich auf eine Grün-
dung des Heiligen Bonifazius selbst zurück, doch
überwiegen im jetzigen Bestände Formen des
tibergangsstiles, die denen der Zisterzienser von
Maulbronn so nahestehen, daß Schulzusammen-
hänge angenommen werden können. In den
Jahren 1866—69 erfolgte eine gründliche In-
standsetzung im Sinne der Neugotik jener Zeit,
während die jetzige, Ende 1930 abgeschlossene
Wiederherstellung möglichst den einstigen Bau-
charakter wiederzugeben strebt.

In einer Erörterung der städtebaulichen Fragen
um den Magdeburger Dom bespricht Giesau die
Ergebnisse des vorjährigen Wettbewerbes und
setzt sich für die Lösung des ersten Preisträgers,
Erich Mendelsohn, ein. Leo Adler

AINALOW, DEMETRIUS, Geschichte der russi-
schen Monumentalkunst der vormoskowiti-
schen Zeit. XIV u. 96 u. 7* Seiten mit 20
Textabb. u. 64 Tafeln. 8°. (Grundriß der
slaw. Philologie und Kulturgesch., hrsg. von
R. Trautmann u. M. Vasmer.) Berlin u. Leip-
zig 1932, de Gruyter.

ALPATOW, M., und BRUNOW, N., Geschichte
der altrussischen Kunst. Textband X u. 423
Seiten mit 94 Fig. Tafelband XII u. 137 Sei-
ten mit 143 Abb. 4°. Dr.-Filser-Verlag, Augs-
burg 1932.

Das vorige Jahr hat die deutsche Kunstliteratur
um zwei ausführliche Darstellungen der altrussi-
schen Kunst bereichert, die unserer Kunst-
forschung bisher nur aus gedrängten Übersich-
ten, Einzelstudien oder fremdländischen Werken
bekannt war. Jetzt entrollt sich ihr Bild vor
unseren Augen in seinem ganzen, sogar für den

Mitarbeiter an der osteuropäischen Kunstfor-
schung erstaunlichen Reichtum. Sind doch die
drei Verfasser reinblütige Russen, die das weite
Land und seine Denkmäler bis in die entfernten
Gebiete aus eigener Anschauung kennen und,
wohl mehr der Not gehorchend als dem eigenen
Triebe, ihre Forschungsergebnisse nicht in russi-
scher, sondern in deutscher Sprache veröffent-
lichen. Beide Werke umfassen sowohl die Bau-
kunst als auch die bildende, das zweitgenannte
berücksichtigt auch die bedeutendsten Schöp-
fungen der Textilkunst u. a. m. Seine Verfasser
haben sich in diese beiden Hauptzweige geteilt,
der Altmeister Ainalow behandelt die Wand-
malerei, auf die er sich zunächst beschränkt, im
Zusammenhange mit den Baudenkmälern, um
(laut Vorwort) in drei weiteren, im Manuskript
schon nahezu abgeschlossenen Bänden, die Ent-
wicklung der Monumentalkunst weiterzuführen
und die der Ikonenmalerei, der Holzarchitektur
und Zierkunst folgen zu lassen. So ergänzen sich
beide Werke wenigstens innerhalb der von ihm
schon gebotenen I. Periode in lehrreicher Weise
durch ihre verschiedene Anlage, aber auch
durch ihre leitenden Gesichtspunkte und die
Art der Betrachtung und nicht minder in
der ausgiebigen und vorzüglichen bildlichen
Veranschaulichung. Hier kann freilich im Rah-
men unserer Zeitschrift nur ihr Ertrag für die
Geschichte der russischen Baukunst in aller
Kürze gewürdigt werden.

Ainalow begründet seine Darstellung im Sinne
streng wissenschaftlicher Kunstforschung, wie
sie in Rußland von Bußlojew eingeleitet und
von dessen Schüler und seinem Lehrer Konda-
kow erweitert worden war, einerseits auf gründ-
liche Ausnutzung aller historischen Schriftzeug-
nisse, andrerseits auf eingehende vergleichende
Stilanalyse, fußend auf seinen in langjähriger
Lehrtätigkeit ausgearbeiteten und in russischer
Sprache schon (1919) herausgegebenen Vor-
lesungen. Die keineswegs fehlende, aber zurück-
haltende ästhetische Bewertung der Denkmäler
dient vor allem der Erkenntnis ihrer kultur-
geschichtlichen Bedeutung. In ihr erblickt hin-
gegen Brunow durchaus seine Hauptaufgabe,
ohne darum die Entwicklungszusammenhänge
und die struktive Wandlung der Bautypen aus
dem Auge zu lassen. Seine lebendige Schilde-
rung, die sich an einen weiteren Leserkreis
wendet, wird diesem besonders willkommen sein,
wenn ihr auch stellenweise eine leichte Über-
schwenglichkeit anhaftet. Die Kunstgeschichte
aber hat auch ihm neue wichtige Aufschlüsse,
z. B. über die frühmoskowitische Baukunst,
zu verdanken. So erscheint heute der Gesamt-
verlauf der altrussischen Architekturentwick-

153
 
Annotationen