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Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

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Mitteilungen und Berichte
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angewachsenen Sammlung hat sich zuletzt ein
gewichtiger Band angeschlossen: Die Kunst-
denkmäler des Kreises Schleiden, bearbeitet
von Ernst Wackenroder. Hiermit wird die
Gruppe der dem Regierungs-Bezirk Aachen ge-
widmeten Veröffentlichungen der rheinischen
Denkmäleraufnahme abgerundet. Der wissen-
schaftlichen Forschung erschließt er das wenig
bekannte Kunstgut auf dem Hochland der
Eifel. An der Spitze steht eine der wichtigsten
frühen Kloster anlagen des ganzen Westens, die
Prämonstratenser-Abtei Steinfeld, deren 1142 ge-
weihte Kirche hier zum erstenmal in ihrer Be-
deutung als großer Gewölbebau, als ein klassi-
sches Beispiel des strengen gebundenen romani-
schen Systems, erschöpfend behandelt wird. Da-
zu kommt eine große Zahl von Pfarrkirchen, 70
an der Zahl, meist einschiffige Bauten mit West-
turm, mehrere Hallenkirchen. Sind die Städte
des Kreises, Blankenheim, Gemünd, Schleiden,
auch nur von kleinem Umfang, so erscheinen
die Burgen um so großartiger, eine Reihe der
bedeutendsten Dynastensitze der Eifel wie Blan-
kenheim, Heimbach, Kronenburg, Reiff er Scheidt,
Schleiden, Wildenburg und an die dreißig an-
dere, bisher zum Teil noch gar nicht beachtete
Ruinen und Schlösser. Eine ungemein fleißige
Bibliographie für das Allgemeine wie für jeden
Ort, die gewissenhafteste Beschreibung, die Ab-
bildungen nach alten Ansichten oder heutigen
Aufnahmen, die Grund- oder Aufrisse selbst
minderer Filialkirchen: das alles dürfte dieser
seit dreißig Jahren vorbereiteten Veröffent-
lichung vorbildlichen Charakter für die Denk-
mälerwerke Deutschlands verleihen.
In mehrfacher Hinsicht erfreulich ist es, in die-
sem Zusammenhang einen Band besprechen zu
können, der in seiner äußeren und inneren Er-
scheinung der rheinischen Reihe gleicht: Die
Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises
Saarbrücken, bearbeitet von Walther Zimmer-
mann. Bringt doch dieser Band, der den am
weitesten nach Süden vorgeschobenen Bestand-
teil der Rheinprovinz behandelt, zum Bewußt-
sein, daß und wie sehr das Saargebiet zum rhei-
nischen, zum deutschen Kulturbereich gehört.
Bei der Begründung der Saarforschungsgemein-
schaft im Jahre 1927 wurde die Aufnahme der
Kunstdenkmäler der Saarlandschaft als eine der
ersten und wichtigsten Aufgaben ins Auge ge-
faßt. Daß in der kurzen Zeit bis heute bereits
der erste Band abgeschlossen werden konnte, ist
der angespannten Arbeitsleistung aller Beteilig-
ten gut zu buchen. Gerade die Kunstgeschichte
dieses Gebietes war bisher nur nebenher und
vereinzelt berührt. Sie beginnt auch hier mit
Römischem: dem Kastell an der Saar und dem

seltsamen paganischen Mithräum bei Brebach.
Aus dem Mittelalter der bedeutendste Bau ist
die Stiftskirche des dreizehnten Jahrhunderts in
St. Arnual, die stilistisch am nächsten mit Trierer
Bauten zusammenzuhängen scheint, und als
Werk der Spätgotik die Schloßkirche in Saar-
brücken, beide voll von Grabmälern der Grafen
Nassau-Saarbrücken. Ihnen ist auch die groß-
artige Bautätigkeit namentlich des 18. Jahrhun-
derts zu danken, mit den beiden Stengel, Vater
und Sohn, an der Spitze. Des älteren Stengel
Hauptwerke, das Saarbrücker Schloß und die
Ludwigskirche, sowie Platzgestaltungen und
Stadterweiterung, geben der Veröffentlichung
ihren Schwerpunkt, indem spätere Schöpfungen,
selbst eine so eigenartige Anlage wie die Pfarr-
kirche in Bischmisheim von Schinkel, nach-
stehen müssen, ohne daß dergleichen etwa mit
weniger Gewissen behandelt wäre.

Sehr viel geringeres Lob verdient ein befremd-
licherweise als „Katalog des Römisch-Germani-
schen Zentralmuseums in Mainz" erschienenes
Buch: Kirchliche Bauten des frühen Mittelalters
in Siidivestdeutschland von J. R. Schmidt, mit
fünfundsiebzig meistens (vermutlich) vom Ver-
fasser selbst gezeichneten Abbildungen. Das dem
Titel nach vielversprechende Buch hat zwei
Teile: einen kurzen allgemeinen, der wenig
Neues lehrt, und fast zweihundert Seiten „Orts-
beschreibungen", das heißt eine aus den Inven-
taren übernommene, nach den heutigen staat-
lichen Grenzen, daher ziemlich sinnlos grup-
pierte Zettelei mit gelegentlichen eigenen Zu-
sätzen, da „eine Bereisung nur in ganz wenigen
Fällen möglich war". Der Verfasser, weder histo-
risch noch methodisch noch sogar sprachlich ge-
schult, gibt häufig seinem Gefühl Ausdruck,
nichts zu wissen. Kein Wunder, da ihm laut
Literaturverzeichnis die grundlegenden Parali-
poinena in Clemens Monumentalwerk unbekannt
geblieben sind wie die bündige Arbeit Galls über
die karolingischen und ottonischen Kirchen, von
Glück, Riegl, Witting, Cattaneo, Rivoira, de La-
steyrie, Bond ganz zu schweigen. Da nun zum
Beispiel die Kunstdenkmälerbände der südlichen
Rheinprovinz noch nicht erschienen sind, wurde
Trier vergessen und in einem dürftigen Nach-
trag nachgeholt, wobei aber wiederum Mettlach
übersehen ist! Man weiß nichts von den Sonder-
untersuchungen über Bacharach, Boppard, Lim-
burg und so weiter. Wenn schließlich fast fünf
lange Spalten „Berichtigungen" vonnöten waren,
so stärkt das auch nicht gerade das Zutrauen zu
der Arbeitsweise des Verfassers, der sich an
der zu weit gesteckten Aufgabe offenbar über-
nommen hat.

Daß bei einem enger genommenen Thema die

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