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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 13.1897

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9. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.25328#0091
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durch Erdbeben erschüttert, abgetragen werden musste. Er-
halten blieb der Teil nördlich von der Durchfahrt, der zu den
Wirtschaftsräumlichkeiten verwendet wurde. Ebenso blieb er-
halten die alte, mit schönen Stückarbeiten an Wand und Decke
verzierte Kapelle. Sie dient als Eingangshalle.

Die den südländischen Verhältnissen
angepasste Weiträumigkeit der Säle des
Erdgeschosses ist vom Bauherrn ge-
wünscht, ebenso die ausgedehnte Ver-
bindung des Innern mit der herrlichen
Terrasse. Das erste Obergeschoss ent-
hält die Schlafräume des Besitzers und
ein vornehmes Fremdenquartier, das
Dachgeschoss zahlreiche Wohn- und
Schlafräume für die Familie und weitere
Fremdenzimmer.

Auf Wunsch des Bauherrn sind die
Formen des Aeussern in nordischem
Charakter durchgeführt. Der Bau ist
begonnen im März 1896 und wird im
Oktober 1897 vollendet werden.

Tafel 70. Pfarrkirche in Steinhaus
bei Fulda; erbaut von Regierungsbau-
meister G. Kegel in Wehlheiden-Cassel.

Die Kirche wurde im Herbst 1891
begonnen und 1892 vollendet. Der Bau-
platz fiel nach Norden zu steil ab und
war auch in der Längenausdehnung sehr
beschränkt, daher wurde als Grundriss
ein Langschiff mit einseitigem Neben-
schiff gewählt, bei geradem Chorab-
schluss und seitlich stehendem Turm.

Die Kirche bietet rund 240 Sitzplätze und
etwa ebensoviele Stehplätze. Seitenschiff, Chor und Vorhalle im
Turm sind mit Kreuzgewölben versehen, ersteres schlicht, die
letzteren mit Sandsteinrippen. Das Langhaus hat eine polygonale,
in das Dach eingebaute Holzdecke erhalten. Die Hauptmasse
sind: Länge des Schiffes 18 m, Gesamtbreite im Innern 12 m,
Höhe des Langhauses im Lichten 10,75 mi des Nebenschiffes bis
zum Gewölbescheitel 6,90 m, Turmhohe bis zum Knauf 33 m.

Als Material für die Ausführung dienten in der Nähe des
Ortes gebrannte Feldbrandsteine, für die Konstruktionsteile Sand-
stein aus den in der Gemarkung liegenden Brüchen. Die Bau-
kosten betrugen ohne innere Einrichtung rund 32000 M.; Hand-
und Spanndienste leistete die Gemeinde.

Tafel 71. Engelbrunnen in Wien;
ausgeführt nach dem Entwurf des f Bild-
hauers Anton Wagner.

Dieser im Jahre 1894 der Oeffent-
lichkeit übergebene Brunnen verdankt
seine Entstehung einer Spende von
20000 fl., welche Ritter von Engel zu
diesem Zwecke der Stadt Wien testamen-
tarisch vermachte. Die schönen Figuren
sind von Pönninger & Waschmann in
Bronze gegossen und schmiegen sich der
Architektur bestens an.

Das Motiv für die Ausgestaltung
dieses Brunnens gab dem Künstler die
bekannte Sage von der „Teufelsmühle
am Wienerberge“. Nach derselben soll
in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
ein gefürchteter Räuber ganz Wien in
Schrecken gesetzt haben; die Behörden
konnten seiner absolut nicht habhaft
werden, trotzdem auf seinen Kopf ein
hoher Preis gesetzt war. Endlich ge-
lang es einem jungen Mädchen, der
Tochter eines wohlhabenden Küfer-
meisters, welcher in der Nähe der Vieh-
weide (heutige „Wieden“) sein Gewerbe
betrieb, durch List dieses Ungeheuers
habhaft zu werden und zwar in dem
Momente, wo sie eben auf ihrem Zimmer, wohin ihr der Räuber
gefolgt, ihre Haare löste, wie sie der Künstler auch dargestellt
hat. Das tapfere Mädchen erhielt von da an im Volksmunde
den Beinamen „die österreichische Judith“.

Tafel 72. Hotel Marquardt in Stuttgart; erbaut von
Eisenlohr & Weigle, Architekten daselbst.

3. Vestibül. (Siehe auch Tafel 49 und 63.)

Grundriss der Villa Kaven in der Villenkolonie Grunewald
bei Berlin; erbaut von Regierungsbaumeister Ludwig Otte
in Berlin.

Litteratur.

Die kleine Broschüre will nur einen Ueberblick über die neuesten
Publikationen, eine Katalogisierung des vorhandenen Materials geben. Dem-
entsprechend begnügt sich der Verfasser überall mit kurzen Bemerkungen,
welche, auf kleinstem Raume zusammengedrängt, gleichwohl dem Forscher
eine Unmenge wertvoller Fingerzeige darbieten.

Altfränkische Bilder mit erläuterndem Text von Dr. Theodor Henner.
Herausgegeben, verlegt und gedruckt von der kgl. Universitätsdruckerei
von H. Sturtz in Würzburg.

Im Kleide eines illustrierten Jahreskalenders tritt uns hier in zwang-
loser Form ein illustrierter Führer durch die Kunstdenkmale der fränkischen
Lande entgegen. Anfänglich nur für Geschäftsfreunde bestimmt, hat diese
reizvoll ausgestattete und meisterlich beschriebene Publikation im Laufe
weniger Jahre so viel Anklang gefunden, dass die Herausgeber sich ent-
schliessen mussten, die „Altfränkischen Bilder“ dem Buchhandel zu übergeben.
Wer noch nicht weiss, wie reich das Frankenland an Kunstschätzen aus
früheren Jahrhunderten ist, wird durch diesen Kalenderführer gewiss an-
geregt, sich diese Schätze selbst anzusehen.

Weitere bei der Redaktion eingegangene Werke sind:

Anleitung zur Photographie. Herausgegeben von G. Pizzighelli,
k. k. Oberstlieutenant a. D. Achte Auflage. Mit 153 Holzschnitten.
Halle a. S. 1897. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp.

The Engineering Magazine, New York. January—March 1897.

Annual Report of the supervising Architect to the Secretary of the
treasury for the year ending September 30, 1896. Washington. 1897.
Governement printing office.

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Unser lieben Frauen Münster zu Freiburg im Breisgau. Herausgegeben
vom Freiburger Münsterbauverein. 1896. 68 Lichtdrucktafeln nach Auf-
nahmen von Carl Günther. Mit begleitendem Text von Fritz Geiges.

Nachdem ein für die künstlerischen Schönheiten seiner Vaterstadt
begeisterter Freiburger, Carl Günther, aus eigenem Antrieb eine Reihe
vollendet schöner photographischer Aufnahmen von Teilen des Münsters
mit seltenem künstlerischem Verständnis gemacht hatte, beschloss der
Münsterbauverein die Herstellung eines Münsteralbums, das die Grundlage
einer später zu veröffentlichenden Monographie bilden sollte, und veran-
lasste zu diesem Zwecke Herrn Günther, seine begonnenen Aufnahmen
fortzusetzen. Fritz Geiges übernahm die Herstellung eines begleitenden
Textes zu den vorliegenden Tafeln und hat zugleich die Bearbeitung einer
ausführlichen Monographie, welche später den ersten Teil der vorliegenden
Bildersammlung darstellen soll, begonnen. Mit der Herstellung der Licht-
drucktafeln wurde die rtihmlichst bekannte Schobersche Hofkunstanstalt
in Karlsruhe betraut, während der Druck des Textes und die typographische
Ausstattung von der Universitätsdruckerei von M. H. Poppen & Sohn in
Freiburg besorgt wurde. Aus der Zusammenarbeit dieser hervorragenden
Kräfte ist nun ein Werk entstanden, würdig dieses Kleinods deutscher
Baukunst. Von allen Seiten, von aussen und innen, mit allen bemerkens-
werten Details der Architektur, Skulptur und Malerei, ist das wunderbare
Monument in prächtigen Aufnahmen zur Darstellung gebracht und bildet
in seiner Vollendung eine Zierde jeder Bibliothek wie des Büchertisches
jedes Gebildeten.

Neue Veröffentlichungen über das Bauernhaus in Deutschland, Oesterreich-
Ungarn und in der Schweiz, von Hans Lutsch, Ausschussmitglied

des Verbandes der deutschen Archi-
tektenvereine zur Veröffentlichung
einer Entwicklungsgeschichte des
Bauernhauses. Berlin 1897. Verlag
von Wilhelm Ernst & Sohn, Gro-
piussche Buch- und Kunsthandlung.

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Villa des Reichsgrafen von Hochberg in Majano bei Florenz; erbaut von Spalding & Grenander, Architekten in Berlin.

Grundriss des I. Stockwerks.

Für die Redaktion verantwortlich Baurat Carl Weigle in Stuttgart.
 
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