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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 19.1903

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.43187#0042
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1903

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 3


Aus dem Trauungssaal des Standesamts
in Essen a. d. Ruhr.

Architekt: Joh. Heeren in Essen a. d. Ruhr.
Modelliert von Rob. Schirmer in Berlin.

««Neue Formen.««

Deutsche Ornamentik.

(Schluss.)


Eine grössere An-
zahl der humor-
vollen Schöpfungen
an Ludwig Hoff-
manns Bauten für
die Stadt Berlin wie
die hauptsächlich-
sten der in mittel-
alterlichem Charak-
tergehaltenen figür-
lichen Darstellun-
gen am romani-
schen Hause von
Baurat F. Schwech-
ten haben wir be-
reits im vorigenjahr-
gang veröffentlicht.
Gleich ihnen schaf-
fen viele andre
Künstler, und es
entsteht so eine echt
deutsche Ornamentik voll sinniger Beziehungen und anregender
Darstellungen, wie die diesem Artikel eingefügten Abbildungen
von Arbeiten nach Entwürfen von Sasse, Kimbel, Heeren u.s.w.
zeigen. Die auf S. 18 und 19 abgebildeten Kimbelschen Orna-
mente z. B. bilden Friese an den Möbeln im Wartezimmer
eines Photographen. Der Künstler hat hier versucht, die Dar-
stellungen möglichst anziehend zu gestalten, um all den unge-
duldig Wartenden, vor allem den Kindern, die Zeit zu vertreiben.
So zeigt sich der Unterschied zwischen deutscher und
romanischer Empfindung ebenso deutlich, wie er im Eckmann-
schen und Van de Veldeschen Ornament sich ausprägt, bei
einem Vergleich der Art, wie die Figuren dargestellt und ver-
wendet werden. Hier die Freude an sinnigen Bildern, an harm-

Kapitäl
vom Schiffahrtsgebäude
auf der Weltausstellung
in Paris 1900.

Architekt: f Qeorg Thielen.
Ausgeführt von
Boswau & Knauer in Berlin.

losem, wenn auch zuweilen kräftigem Humor, dort die Dar-
stellung der Figur um ihrer selbst willen, zum Teil wie an den
bekannten Möbeln von M. Carabin in einer geradezu brutalen
Manier, der das deutsche Haus hoffentlich allezeit verschlossen

bleiben wird, oder die uns ebensowenig verständliche Freude

am Widerwärtigen aus der Tier-
welt, grossen Spinnen oder häss-
lichen Kröten und ähnlichem an
Schmuck und Geschirr, wie es
vor drei bis vier Jahren in Paris
Mode war.
Die Aufgabe unsrer Künstler
wird es natürlich sein müssen, da-
für zu sorgen, dass über der Freude
am Inhalt nicht die nötige organi-
sche Unterordnung des Orna-
mentes unter das Ganze vergessen
wird, dass das Ornament nicht
alles überwuchert und dadurch
wieder nichtssagend und kleinlich
wird, wie wir das an den Werken
aus mancher früheren Zeit des
Niederganges beobachten können.
Es sei deshalb hier nochmals
die Notwendigkeit der Stilisierung
und Verarbeitung der Motive be-
tont, etwa in dem Sinne, wie die


Ornament vom Grabdenkmal des
Fabrikbesitzers Scharf in Gleiwitz.
Architekt: Professor
Fritz Schumacher in Dresden.
Modelliert von Rob. Schirmer
in Berlin.

Pflanzen auf Eckmannschen Tapeten behandelt sind. Es stört
bei Tapeten und Stoffmustern oft geradezu, wenn man sofort
erkennt, welche Pflanze dargestellt ist, selbst dann, wenn
nicht bloss ein möglichst neutraler Hintergrund für Bilder und
Dekorationsgegenstände geschaffen werden soll. Die Vor¬

stellung^-, Phantasie- und Gedankenthätigkeit, die aufs Orna¬

ment, seine Entwickelung und Linienführung gerichtet sein

Füllungen am Schiffahrtsgebäude
auf der Pariser Weltausstellung 1900.



Architekt: f Georg Thielen.
Ausgeführt von Boswau & Knauer in Berlin.

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