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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 7
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Süddeutsche Schulbauten
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Die Kunst auf dem Lande
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0063

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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7


Landhaus für Herrn Direktor Koegel in Saaleck. Vorderansicht.
Nach dem Modell.

Architekt: Professor Paul Schultze-Naumburg in Saaleck.

roter Ziegelbau für die Flächen, Pfeiler und Bögen, gelblich-
grüner Sandstein für einzelne Architekturteile und Moselschiefer
für Dacheindeckung, Türme und Wandverkleidungen. Die Pla-
nung wurde durch die sehr niedrige Bausumme erschwert. Nach
dem Kostenüberschlag ergeben sich nämlich folgende Preise:

Für das Hauptgebäude 5219 cbm ä 15 Mk. = 78300 Mk.
„ Turn-u. Festhalle, Aborte 1505 cbm ä 10 Mk. = 15050 Mk.
„ Terrainregulierung etc. 7 000 Mk.
„ Direktorwohnung 970 cbm ä 17 Mk. . . = 16 500 Mk.
„ Aufbauten als Zulage . . .-. 2—3000 Mk.

Mit Rücksicht auf die Lage des Gebäudes auf einer An-
höhe in freier, nahezu unbebauter, schöner Landschaft hat
der Verfasser den Hauptbau nur zweistöckig und den Grundriß
möglichst gedrängt und übersichtlich gestaltet.
Der mit einem ersten Preise ausgezeichnete Entwurf für
ein Primarschulhaus in Solothurn (Knaben- und Mädchen-
schule) von dem Schweizer Architekten Hermann Weideli
in Gemeinschaft mit Robert Bischoff in Karlsruhe bearbeitet,
zeigt, daß die süddeutsche Eigenart bereits nach der Schweiz
überzugreifen beginnt, was für die weitere Entwicklung der
dortigen, unserm Empfinden bisher etwas allzu schematisch
trocken erscheinenden Schulhausbauten sicher von wesentlichem
Nutzen sein würde. Die hier groß wiedergegebene Ansicht zeigt


Klosterscheuer in Medingen (1664).
Zu Tafel 56.

Aufnahme von Oberlehrer Dr. E Olinzer
in Hamburg.

die schmale Südseite der Anlage mit der dreiteiligen offenen
Torhalle zwischen dem Wohngebäude für den Ab wart und dem
Giebel des langgestreckten Schulgebäudes, dessen Klassen auf
den großen Schulhof hinausgehen, während an der Straße nach
Westen der Eingang zum Schulgebäude mit dem Treppenhaus
und die Flure liegen. So ist vollkommene Ruhe für die Schul-
zimmer erzielt. Ein Eingang an der Nordwestecke führt zu der
im ersten Stock über dem einen überdeckten Spielplatz und
einem Teil der Turnhalle gelegenen, durch einen geräumigen
Erker ausgezeichneten Wohnung des Direktors. Durch die über-
deckten und durch einen der Turnhalle vorgelegten Gang ver-
bundenen Spielplätze ist das Hauptgebäude mit der Turnhalle
und dem für später vorgesehenen Erweiterungsbau zu einem
stimmungsvollen Ganzen vereint, das den in der Mitte ver-
bleibenden großen Spielhof geschickt umschließt. C—e.
^92?
Die Kunst auf dem Lande.
Auf Veranlassung des Deutschen Vereins für ländliche Wohl-
fahrts- und Heimatpflege hat das Kgl. Kunstgewerbemuseum
in Berlin im Februar d. J., zur Zeit der »landwirtschaftlichen Woche , zu
der eine große Anzahl Landwirte aus allen Gauen Deutschlands, besonders
aus dem kunstärmeren Osten, in Berlin zusammenströmt, eine reichhaltige
Sonderausstellung veranstaltet, welche die Erhaltung, Pflege und Neu-
belebung der Kunst auf dem Lande in weitesten Kreisen anregen
und fördern soll. Die Ausstellung enthält die Haupttypen des deutschen
Bauernhauses und zahlreiche besonders anziehende Beispiele bäuerlicher
Bauten in zeichnerischen Aufnahmen, Aquarellen und Photographieen,
Arbeiten älterer bäuerlicher Kunst — Möbel, Geräte, Trachten und Schmuck-
stücke — teils in farbigen Aufnahmen, teils in Originalen, und daneben
eine gute Auswahl von Entwürfen aller Art, die aus den neueren Be-
strebungen zur Wiederbelebung und Fortbildung ländlich-überlieferter
Kunstpflege hervorgegangen sind.
Um den innigen Zusammenhang der gesamten Kunsttätigkeit im
Hausbau, in der Wohnungsausstattung, in Trachten, Geräten, Stickereien
u. s. w. zu veranschaulichen, ist als besonders charakteristisches Beispiel die
Kunst der durch ihre Lage und ihre Geschichte vor andern begünstigten
Vieriande bei Hamburg durch eine umfassende Zusammenstellung von
Aufnahmen und Originalen aus dem Besitz des Museums für Kunst und
Gewerbe in Hamburg ausführlich dargestellt. Die Vierländer, seit Jahr-
hunderten unter hanseatischer Oberherrschaft und von alters her fast un-
abhängig, von den Kriegsnöten, die das übrige Deutschland verwüsteten,
kaum berührt, fanden für die Erzeugnisse ihres fruchtbaren Marschbodens in
der benachbarten Stadt lohnenden Absatz und zugleich im täglichen Ver-
kehr als Gemüse- und Obsthändler Gelegenheit, die Fortschritte städtischer
Kultur aus nächster Nähe zu beobachten und davon zu übernehmen, was
für ihre Verhältnisse und ihre Sinnesart paßte. Sie übernahmen auch nichts
weiter, wußten das Wesentliche zu erfassen und verstanden alles in gut

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