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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 1
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Bauten der Oldenburgischen Landesindustrie- u. Gewerbeausstellung in Oldenburg 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0017

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1906

A RCHI TEKTONISCHE R UN DSC HA U

Heft 1

Weinschenke. Architekt: Oberbauinspektor A. Rauchheld in Oldenburg.
Photogr. A. Feilner, Oldenbdrg.


Bauten der Oldenburgischen Landesindustrie- u. Gewerbeausstellung in Oldenburg 1905.

8Wach zwanzigjähriger Pause hat Oldenburg in diesem
d Sommer wieder eine Landesindustrie- und Gewerbe-
y
'S ausstellung gehabt, die von der Handelskammer im
Verein mit der Handwerkskammer veranstaltet und mit einer
nordwestdeutschen Kunstausstellung, sowie einer Ausstellung
kunstgewerblicher Altertümer verbunden war. Sie dauerte vom
9. Juni bis 31. August und dürfte ein ähnlich befriedigendes
Ergebnis haben, wie die letzte Landesausstellung im Jahre 1885,
die mit einem erheblichen Überschuß abschloß. Einen Anhalt
zur Vergleichung des Umfangs beider Ausstellungen und zur
Beurteilung des Wachstums der oldenburgischen Industrie in
der Zwischenzeit bieten die Ziffern der Gesamteinnahme der
Ausstellung 1885 mit 112523 Mk. und des letzten Voranschlags
für die diesjährige Ausstellung, der Einnahmen und Ausgaben
auf rund 470000 Mk. berechnet.
Als Ausstellungsplatz diente ein annähernd rechteckiges, von
dem Everstenholz und binsenbewachsenen Seengebiet anmutig
umsäumtes Gelände hinter dem Villenviertel im Südwesten der
Stadt, die sogenannten Dobben. Die rund 9 Hektar umfassende
tiefliegende, feuchte Wiesenfläche mußte für die Ausstellung
durch bedeutende Aufschüttung mit Baggersand aus der Hunte
erhöht und eingeebnet werden. Der Lageplan wurde von
Oberbauinspektor Rauchheld mit dem Architekten Früstück
und Prof. Winter ausgearbeitet.
Für die übersichtliche Anordnung der Bauten ergab die
Verlängerung der Roonstraße als Zugangsstraße von selbst
eine Hauptachse, an deren Ende das Hauptgebäude eine das
Ganze beherrschende und von allen Seiten sichtbare Lage er-
hielt. Auf die Gesamtwirkung der Ausstellung war es von


günstigstem Einfluß, daß die für das Gesamtbild wesentlichsten
Bauten, die Haupthalle, die Kunsthalle, das zwischen beiden
liegende Weinrestaurant und das jenseits der Haupthalle am
Wasser gelegene Hoyersche Restaurant in übereinstimmenden,
künstlerisch bedeutsamen und dem Zweck durchaus ange-
messenen Formen ausgeführt wurden. Oberbauinspektor
Rauchheld, der Architekt der Haupthalle und der beiden
Restaurants, hat dabei anknüpfend an Wiener und Darmstädter
Anregungen, aber durchaus selbständig in der Durchbildung,
in sehr glücklicher Weise eine durch schlichte Ausdrucksweise
und materialgerechte Ehrlichkeit doppelt ansprechende, dem
Zweck und der Umgebung trefflich angepaßte Ausstellungs-
architektur zu schaffen gewußt, bei der die anderwärts immer
wieder bevorzugte gipserne Scheinarchitektur und Schein-
plastik gänzlich vermieden war.
Die Haupthalle bedeckte eine Fläche von 5400 qm. Die
Bretterwände des festgezimmerten Holzbaus waren mit Leinen-
stoff (Jute) bespannt und mit wetterfester Farbe gestrichen;
das Dach war mit Pappe eingedeckt, das Dachgespärr lag in
dem großen Mittelraum offen. Das Äußere wird von den
stumpf mit kräftig ausladenden Gesimsen abgeschlossenen
Pylonen zu beiden Seiten der Eingangshalle beherrscht. Gute
Verhältnisse und ansprechende Färbung, das ins Rötliche spie-
lende Grau der Wände mit einem hellen Ornamentfries — ohne
plastische Verzierungen — haben hingereicht, einen stattlichen


Haupthalle.
Photogr. A. Feilner, Oldenburg.

Architekt: Oberbauinspektor A. Rauchheld
in Oldenburg.
 
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