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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 1
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Widmer, Karl: Die Grundlagen des neuen Stils
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Schaefer, Karl: Zwei Bremer Landhäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0019

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1907

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 1




■ •0Sm£e5Cl-1055 ■■ BObCNfVtUM • ■

• fLUR ■


• • Obergeschoss • •

Landhaus in Bremen-
Schwachhausen.
6. Treppenaufgang.

Architekten:
Runge & Scotland
in Bremen.

Landhaus in Bremen-Schwachhausen.
7. Oartenansicht.

Landhaus in Bremen-
Schwachhausen.

■ Sflb-
2J-38

•ziMen
o

ausgebildete Sitz-
gelegenheit. An
der andern Seite
des Eingangs sind
Garderobe und
Toilette, und durch
einen dahinter lie-
genden Gang er-
reichbar, die wei-
teren Wirtschafts-
räume angeschlos-
sen. — Durch die
Raumeinteilung
ergeben sich im
Obergeschoß drei
geräumige Schlaf-
stuben und ein
Fremdenzimmer,
deren Verbindung
durch einen gro-
ßen, über dem Ein-
gang an der Front
gelegenen Fl ur von
wohnlichen Ver-
hältnissen mit be-
haglichen Fenster-
plätzen hergestellt
wird. Das Ganze
ergibt sich sehr
ungezwungen und
die Zimmer reihen
sich mit natürlicher
Selbstverständlich-
keit aneinander.
Für die Durch-
bildung des In-
neren, die — eine

Architekten: Runge & Scotland
in Bremen.

b Q
Landhaus in Bremen-Schwachhausen.
Architekten: Runge & Scotland in Bremen.

Architekten: Runge & Scotland
in Bremen.

erfreuliche Tatsache — bis in
die kleinsten Einzelheiten
ebenfalls von den erbauenden
Architekten besorgt wurde,
gibt die Treppenanlage und
die darunter angeordnete Sitz¬
bank mit dem Kamin aus roten
Ziegelsteinen einen guten Be¬
griff: die allereinfachsten For¬
men schlichter Sachlichkeit
genügen, um mit kräftigen
Farbenharmonieen und guten
Verhältnissen eine eigene Wir¬
kung zu erzielen; stilgerechten
Ehrgeiz entwickeln Runge &
Scotland glücklicherweise we¬
der in den Motiven, mit denen
sie Decken und Wände be¬
malen lassen, noch in den
Einzelformen des Mobiliars
und der Bautischlerarbeit. Wo
Zierformen angewandt werden, sind sie ähnlich den naiven Motiven der
Bauernkunst die denkbar einfachsten und scheinen sich wie etwas Selbst-
verständliches darzubieten; ihr Hauptschmuckmittel ist die Farbe.
Diese anspruchslose, dem ländlichen Charakter des Baues so ganz
angemessene Ausdrucksweise bewährt sich auch im Äußeren, wo nicht
nur alles Ornament, sondern sogar das sonst so naheliegende Schmuck-
mittel des gelegentlich angewandten Fachwerks vermieden ist. Dem
Putzcharakter der Fassaden entsprechen selbst die Gesimse, die zu un-
gegliederten weichen Wülsten vereinfacht sind, eben recht um den Tropfen-
fall von den darunter liegenden Fenstern abzuhalten. Die Schönheit liegt
ausschließlich in der sachlichen Anordnung des Baustoffs und in dem guten
Verhältnis der stark variierenden Fensteröffnungen zur Mauerfläche. In
diesen Fensteröffnungen, in ihrer bald breiten, behäbigen, bald zur Gruppe
zusammengefaßten zierlichen Form liegt der ganze Ausdruck der Vorzüg-
lichkeit des Inneren.
Neben diesen eigentlich architektonischen Vorzügen des Baues ver-
dient übrigens die geschickte Art, wie in den Garten vor und hinter dem
Hause eine ungezwungene, das System des Bauwerks fortsetzende Ruhe
hineingetragen erscheint, besonders hervorgehoben zu werden. Gerade
beim Landhause ist die Arbeit des Baumeisters mit den vier Wänden des
Hauses nicht erledigt; er muß den Anschluß an die umgebende Natur zu
gewinnen suchen oder doch zu einem künftigen Verwachsen beider die
Wege ebnen. Der Hauseingang mit dem davor gelegenen, von niedrigen
Mauern umgebenen Rundplatze und die weißgestrichene Nischenbank sind
fein empfundene Motive dieser Art und verdienen als besonders gute An-
regungen volle Beachtung. — Schließlich dürfen wir auch nicht vergessen,
der ausgezeichneten Darstellungsweise unsre Anerkennung auszusprechen,
mit der die Architekten ihre Arbeiten gewinnend und eindrucksvoll im Bilde
zu zeigen verstehen; an solchen Skizzen und Studien sieht man am deut-
lichsten, wie sich ihnen die Motive aus der Gesamtanschauung, aus einem
Guß ergeben und wie das Zusammenweben von Bau und Landschaft ihre
Absicht ist. Dr. & Schaefer.

i-

wir nunmehr merken,
daß das, was sich als
neuer englischer Ein-
fluß jetzt in unserem
Landhausbau so heil-
sam bemerkbar macht,
im Grunde von jeher
als ebenso wertvolles
reiches Vorbildermate-
rial dicht vor unsere
Augen in unsrer hei-
matlichen Bauernkunst
enthalten war. Wir ha-
ben es nur erst sehen gelernt, als das Vorgehen der englischen Architekten
uns die Augen dafür öffnete.
Ein zweiter, im vorigen Sommer ausgeführter Bau in dem Villen-
vorort Vahr bei Bremen gab den beiden Architekten Gelegenheit, an einer
vollständig neuen Aufgabe ungehindert durch vorhandene alte Mauern
und Maße ihre Kunst zu erproben. Es ist ein reizvolles Beispiel von
Landhaus an einer Allee von schattigen alten Bäumen weit zurück im
Garten gelegen. Die Anordnung ist so getroffen, daß die Front nach
der Straße durch die symmetrische Anordnung von zwei seitlichen Giebeln
mit einem breiten Mittelbau, dessen Dach in massiger Einfachheit hoch
aufsteigt, trotz des ausgesprochen ländlichen Charakters noch eine gewisse
architektonisch streng geschlossene Fassade gibt. Nach dem Garten hin,
an der Rückseite, erscheint das Dach tief heruntergezogen bis auf die Stock-
werkhöhe des Erdgeschosses und diese öffnet sich in einer überdeckten
Laube nach einer weit in den Garten hineingeschobenen Terrasse. So
verwachsen Garten und Haus hier an der behaglich ausgebildeten, in-
timeren Wohnseite zu einer feinen Harmonie von leisen Übergängen
aus der Architektur in die Landschaft.
Die Anordnung der Räume erfolgte so, daß dem Speisezimmer von
7 m Länge die Mitte der Gartenfront gehört; von ihm aus tritt man hinaus
auf die Terrasse, die mit einigen Stufen zum Garten hinabführt. Anrichte,
Küche und Speisekammer liegen im nördlichen Flügel, während nach
Süden zwei große Wohnzimmer anstoßen, von denen eines nach dem
Garten seinen bequemen Erker von 2 m Breite vorschiebt; dagegen besitzt
das andre nach der Straßenseite eine behaglich wirkende Gruppe von
flachrund ausladenden, dicht nebeneinander gesetzten Fenstern als Haupt-
lichtquelle. An der Straßenseite liegt zur Seite des Eingangs die 4 zu 5 m
messende Halle mit der geschickt hineinkomponierten Treppe; durch die
Lage zum Eingang trennt sie sich als wohnlicher, geschlossener Raum gut
ab und bildet an dem breiten Fenster unter der Treppe her eine gemütlich


5. Loggia.

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