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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 2
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Lübke, Georg: Kleine Sommerhäuser im Harze
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0021

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1907 ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU Heft 2


Kleine Sommerhäuser im Harze.
Von Professor Georg Lübke in Braunschweig.


Entwurf »Harzhäuser

Architekt: Hans Klinke
in Harzgerode.

Die gewaltige
Zunahme
der Bevölke-
rung, die im Ge-
biete des Deut-
schen Reichs
von 1820 bis
1870 auf das
Doppelte, von
1870 bis jetzt
auf das Drei-
fache des Be-
standes von
1820 angewach-
sen ist, hat auf

dem Gebiete des Wohnungswesens sehr bemerkenswerte Ver-
schiebungen bewirkt. Während in den Dörfern und Kleinstädten
die Bevölkerungszahl nahezu dieselbe geblieben ist, sehen wir
die größeren Städte, die Mittelpunkte von Industrie und Handel,
fast unheimlich anwachsen. Enge, lüft- und lichtarme Woh-
nungen, die sich um dumpfe Höfe reihen, und blasse, blutleere
Gesichter ihrer Insassen sind die Folgen dieses Zusammen-
strömens an einzelnen Brennpunkten des wirtschaftlichen Lebens.
Luft und Licht, die notwendigsten Voraussetzungen des
Gedeihens für jedes organische Leben, fehlen dem vom Straßen-

See oder im stillen, abgelegenen Heidedorf. — Selbst die welt-
abgelegenen Weiler des Waldgebirges füllen sich mit einer Gast-
bevölkerung, die oft die einheimische an Zahl übertrifft und
um teuere Miete mit den beschränktesten Gelassen fürlieb
nimmt, gegen welche die Wohnungen in der Stadt oft wirk-
lich »hochherrschaftlich« erscheinen. Benutzt man doch jede
Stunde, wo es das Wetter zuläßt, um den Aufenthalt im
Freien zu genießen, und verlangt im übrigen nur den nötigsten
Schlafraum.
Fast noch schlimmer ist es in den stark besuchten Kur-
orten, wo die Bauspekulation bald große, die Landschaft ver-
unzierende Hotelkasernen mit gleißendem Prunk entstehen läßt,
in denen die licht- und lufthungrigen Großstädter sich während
der kurzen Wochen ihrer Erholungszeit für enormen Preis in
engen, mäßig ausgestatteten, durchhörigen Räumen zusammen-
pferchen lassen müssen. Wie wenig wirklicher Naturgenuß
bleibt den da Wohnenden übrig! Der Erdgeruch der Scholle,
der Duft des taufrischen Morgens, das Gefühl des Daheimseins
bleiben ihnen fremd.
Naturgemäß muß da in jedem, der sich die Empfänglich-
keit für die Schönheit der Natur und die Liebe zur Heimat
gewahrt hat, die Sehnsucht entbrennen, unbehindert von dem
Troß der Kellner und den aufgeputzten »Auchmenschen«, im
eigenen Heim, wenn es noch so klein ist, und womöglich
auf eigenem Boden die paar Wochen zu verleben, die er fern

lärm, von rastloser Arbeit
in geschlossenen Räumen
und vom Übermaß der Ver-
gnügungen stark bean-
spruchten Kinde der Groß-
stadt. Kein Wunder daher,
daß alljährlich, sobald der
Sommer naht, die Sehn-
sucht in ihm erwacht,
wenn Zeit und Mittel es
irgend erlauben, hinauszu-
ziehen in die frische Natur,
um dort Körper und Seele
gesund zu baden in Son-
nenglanz und Waldesduft,
am frischen Strande der

Typ i. Typ 2.
Entwurf »Harzhäuser«.


Typ 2. Typ 1.
Architekt: Hans Klinke in Harzgerode.


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