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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 7
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Die Gärten des Alkazar von Sevilla
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Beschreibung der Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0072

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1907


ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7


Alkazar in Sevilla. — Saal der Gesandten

besprengten Blätter, die aller Trockenheit
und Sonnenglut widerstehen.
Der zur Pedro-Galerie senkrechte
Mittelweg führt durch ein hohes monu-
mentales Portal in den Formen der spani-
schen Renaissance zum Labyrinth Karls V.,
einem aus Hecken feinblättriger Myrten
hergerichteten Irrgarten mit Springbrunnen
und Bildsäule in der Mitte. Der senkrecht
zur Gartenfront des Alkazar gerichtete
Hauptweg, der mit einer breiten Freitreppe
die Terrasse des Parterres vor dem Schloß
ersteigt, führt durch ein ganz ähnliches
Portal zum Pavillon Karls V., einem qua-
dratischen, innen und außen bis auf das
hölzerne Dach mit purpurfarbigen Azulejos
bekleideten Bau, um den außerhalb rings-
herum eine Bank aus weißem Marmor läuft,
die von einer Säulenreihe aus demselben
weißen Marmor umschlossen ist. Hier
pflegte Karl V. zu weilen, das in Bronze
gegossene und in den Fußboden einge-
lassene Bild des Labyrinths zu betrachten
und dem Schlag der Nachtigallen zu lau-
schen. Für die Gärten des Alkazar und
das Schloß fühlte er stets eine besondere
Vorliebe, da er dort die Braut seiner Ju¬
gend, Isabella von Portugal, freite.
Zwischen den hohen Portalen sind
auf niedrigem Mauersockel kräftige einfache
Eisengitter gezogen, die von schlanken
Mauerpfeilern gehalten und von kleineren
Portalen durchbrochen sind, wo Parallel¬
wege darauf münden; zwischen dem Ab¬
schlußgitter und dem Pavillon Karls V. liegen in einer Reihe noch vier ähnliche
quadratische Gärten, deren innere Beete jedoch unregelmäßige Formen zeigen.
Jenseits dieser Gärten ist das Gelände, auch das den Pavillon um-
gebende, mit Orangen- und Zitronenbäumen bewachsen, und unweit des
Pavillons, nur von der dichten Belaubung gefälliger Orangenbäume pro-
fanen Blicken diskret entzogen, befindet sich ein rechteckiges, langgedehntes
wassergefülltes Becken, das Bad von Johanna der Wahnsinnigen.
Ungern verlassen wir die zauberhaften Gärten, wo Formenreichtum
und Farbenpracht, das wechselvolle Spiel des Wassers und der Gesang
der Nachtigallen wetteifern, sich mit dem Bild der großen Umgebung zu
bleibendem Eindruck zu verschmelzen; zögernd scheiden wir von den Werken
der Gartenkunst, wo zwei Dinge um den Vorrang streiten: die Behandlung
der Wege und die Verwertung des Wassers! Denn nicht bloß die Haupt-
wege an den Mittelalleen und die Flächen unter den hohen Portalen
sind mit Porzellanfliesen belegt, sondern alle Wege, auch die schmälsten,
allüberall; es gibt in den Gärten des Alkazar keinen staubigen oder
schmutzigen Weg. Dem Wasser aber begegnet man überall: ruhend
in Becken und Bädern, fließend in Rinnsalen, Überlaufschalen, Lauf- und
Springbrunnen und in den Burladores, den »Schäkern«. Was der Name
bedeutet, erfährt der zwischen Myrten- und Buchsbaumwänden träumerisch
Dahinwandelnde, wenn ihn plötzlich ein feiner Regenschauer, nicht aus
wolkigem Himmel kommend, sondern vom Boden aufsteigend, mit einem
Sprühregen in der Sonne glitzernder Diamanttropfen einhüllt. St.
o: . . . a
Beschreibung der Abbildungen.
Tafel 49—52. Bauten der Stadt Berlin. Architekt: Stadt-
baurat Ludwig Hoffmann. — Verwaltungsgebäude des Kranken-
hauses Moabit (Mittelteil der Straßenfassade). — Friedrichs-
Realgymnasium in der Mittenwalder- und Schleiermacherstraße
(Schulhof). — Andreas-Realgymnasium in der Koppenstraße
(Direktorwohnhaus). — Friedrichs-Realgymnasium, Direktor-
wohnhaus in der Schleiermacherstraße (Fassadenteil).
Zum Aufsatz auf Seite 53.


Landhaus in Söbrigen. Architekt: Johannes Bollert in Dresden.

Tafel 53. Gruftkapelle der Familie J. Etricli in Trautenau.
Architekten: Kühn & Fanta in Reichenberg.
Die Gruftkapelle ist über einer gemauerten Gruft errichtet, deren Deckel,
aus rotem Untersberger Marmor, bündig mit dem Fußboden liegt und mit
Flachreliefs geschmückt ist. Der Aufbau ist in Liebenauer Sandstein, der
Sockel in Granit ausgeführt. Das Relief über dem Portal ist aus Bronze,
die Strahlen sind vergoldet. Den Abschluß bildet ein schmiedeeisernes
Gittertor. Der eiserne Dachstuhl ist mit Eisenblech verschalt und mit Kupfer
bedeckt. An ihm ist auch das Gerippe des inneren Rabitzkreuzgewölbes
aufgehängt.
Tafel 54. Doppelwohnhaus des Herrn H. Huber in Heil-
bronn. Architekten: Beutinger & Steiner in Darmstadt und
Heilbronn.
Der Grundriß ist von Bauwerkmeister Hermann in Heilbronn ent-
worfen, der das Gebäude auch ausgeführt hat. Im ersten Stock sind beide
Wohnungen zu einer größeren Herrschaftswohnung vereinigt und ist an
der Vorderseite durch Entfernung der Mittelwand ein großer Speisesaal
geschaffen. Die von den Architekten Beutinger & Steiner entworfene
und nach Wunsch des Bauherrn kräftig gehaltene Fassade mußte sich an
die vorhandene Anordnung der Fenster u. s. w. anschließen. Sie ist ganz
in Heilbronner Sandstein ausgeführt; die Flachornamente sind mit Blau und
Gold ausgelegt, um die von der Sonne nicht beleuchtete Fassade zu beleben.
Tafel 55. Villa des Herrn G. Hoffmann in Schönberg i. T.
Architekt: Ludwig Bernoully in Frankfurt a. M.
In reizvoller Umgebung, mit prächtiger Aussicht nach Süd, West und
Ost ist das Gebäude in eine breite Gartenanlage so hineingestellt, daß die
Gegend ungehindert genossen werden und das Sonnenlicht in das Innere
des Hauses hineinfluten kann. Eine großangelegte Halle mit vorgelegter
Veranda verbindet die Räume des Erdgeschosses. Die Küche ist durch
eine Anrichte mit dem Eßzimmer und der an dieses sich anschließenden
Veranda verbunden. Garderobe und Dienstbotenraum liegen am Eingang.
Im ersten Obergeschoß liegen zwei Schlafzimmer, jedes mit einem Ankleide-
und Baderaum verbunden. Zwischen beiden liegt das Frühstückszimmer.
Im vollständig ausgebauten Dachgeschoß sind Räume für die Dienstboten,
ein Bad für diese, Fremdenzimmer u. s. w. untergebracht. Eine Neben-
treppe erleichtert den Wirtschaftsbetrieb und ermöglicht auch die ungestörte
Benutzung der Halle. Die Fassaden sind in tiefgrauem körnigen Putz aus-
geführt, die Fensterumrahmungen in graugelbem Mainsandstein, das Sockel-
mauerwerk aus grünem Taunusquarzit. Das Holzwerk der Veranda ist
tiefgrün lasiert, die Fensterstöcke weiß lackiert. Das Dach ist mit rotbraunen
Ziegeln bedeckt, der Turmhelm, alle Dachrinnen und Abfallrohre, sowie
die Kanteneinfassungen der Verandastützen sind aus Kupfer hergestellt.
Die Detaillierung ist mit großer Liebe durchgeführt.
Tafel 56. Einfamilienhaus für städtische Arbeiter. Archi-
tekt: Q. W. Landgrebe in Offenbach a. M. Aus dem Wettbe-
werb für den Zentralwohnungsverein in Darmstadt.
Das Wohnhaus, für eine Arbeiterfamilie gedacht, die in der Nähe einer
hessischen Kleinstadt im Odenwald ansässig ist, enthält im Erdgeschoß
eine zum Hauptaufenthalt der Familie dienende geräumige Wohnküche,
sowie zwei Wohn- und Schlafräume nebst Klosett, im Dachgeschoß Schlaf-
räume oder Kammern. Das Gebäude ist zum Teil unterkellert. Vor dem
Eingang ist eine kleine, überdeckte Vorhalle angeordnet, in der sich nach
des Tages Müh und Lasten gemächlich ruhen läßt. Die Ansichtsflächen
des Gebäudes sind in rauhem Naturputz gedacht, mit teilweiser Verblen-
dung in Bruchsteinen. Der eine Giebel ist mit Schindelbrettern verkleidet,
das Dach mit Hohlziegeln gedeckt angenommen.

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