Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 24.1908

DOI Heft:
2. Heft
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27776#0025
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1908

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2

dieser Zeit nicht
selten mehr als
billigin den Vor-
dergrund. Die
Verzierungen
beginnen dürf-
tig und kleinlich
zu werden, ln
der Gegend von
Zaandamistum
diese Zeit der
Schiffbau be-
reits erloschen
undmitihmsind
die geschickten
Holzschnitzer
verschwunden.

Auch an den
auf S. 13 abge-
bildeten Türen
mögen manche
Einzelheiten auf
den innigen Zu-
sammenhang

(14) Giebel eines Wohnhauses in Krommenie bei Zaandam. .. , 0 , .cc

mit der Schilfs-

ausstattung hinweisen, die zierlichen Profilierungen und weichen
Abrundungen der Umrahmung, die mannigfaltigen gefälligen
Formen der Kämpferstücke, die das hohe Oberlicht von der
Tür trennen, und andres. Hauptsächlich gemahnt aber an die
bekannten Kajütenaufbauten der damaligen Zeit die oft wieder-
kehrende eigenartige Zusammenfassung der Tür mit dem dar-
überliegenden Fenster, die dieses System oft bis in den Giebel
hinaufführt und als bezeichnende Eigenart des holländischen

Hauses jener
Zeit neben der
Durchführung
der plastischen
Einzelheitenge-
wiß allgemei-
nere Beachtung
auch in unsrer,
so viel anders
empfindenden
Zeit verdient.

Sie bildet meist
den einzigen,
aber wohlabge-
wogenen,
höchst wirk-
samen Schmuck
der sonst ganz

schlichten Fas- (16) Dachfenster eines Hauses in Krommenie bei Zaandam.

sade (vergl. Abb. 3 auf S. 12). Von der untersten Stufe der breiten
Freitreppe mit vielfach sehr reicher Balustrade oder von dem
bescheideneren Gitter, das den Vorplatz der Haustür gegen das
Nachbarhaus abschließt, steigt der Blick über die trotz ihrer
Höhe behäbig wirkende Tür mit dem reichverzierten Oberlicht
hinauf zu dem zierlichen Aufbau, der bisweilen einen balkon-
artigen Austritt einschließt und, mit verschwenderischer Bild-
hauerarbeit die Oberfenster umrahmend, hier und da in einer
reichverzierten Attika endet, die mit Vasen und allegorischen
Darstellungen wirkungsvoll geschmückt ist.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß hier Entwurf und Aus-
führung gemeinsamen Ursprungs sind; meist dürften Baumeister
und ausführender Künstler ein und dieselbe Person gewesen sein.

Auf die Einzelheiten dieser reizvollen Entwicklung kann
hier nicht weiter eingegangen werden. Die angeführten Bei-
spiele geben nur einen kleinen Begriff von der Mannigfaltig-
keit der Lösungen im Laufe des 18. Jahrhunderts; auch die
abwechslungsreiche Gestaltung der Türen selbst und ihrer
Oberlichter ist daraus wenigstens etwas zu erkennen. Er-
schöpfend ließe sich der Reichtum an wechselnden Formen
auch in einer weit umfangreicheren Bildersammlung kaum dar-
stellen, weil kaum zwei Ausführungen ganz übereinstimmen
und jede ihre besonderen kleinen Reize aufweist.

Es liegt uns ferne, diese alten Arbeiten zur Nachahmung zu
empfehlen. Aber vielleicht ließe sich von diesen so charakteristi-
schen Fassadenmotiven, wenn man, von den Einzelheiten ab-
sehend, den Grundgedanken und das Verhältnis zur ganzen Fas-
sade im Auge behält, doch so manches für die Ausbildung unsrer
neuzeitlichen Fassaden für bürgerliche Wohnhäuser lernen?

Das Ornament ist ja dabei nicht absolut notwendig. Wo es
aber angewendet wird, sei es zur bloßen Ausschmückung oder
um die Konstruktion oder eine gewisse künstlerische Linien-
führung und Gliederung hervorzuheben, soll es immer in voll-
endeter Ausführung und mit Geschmack geschehen. Mag es
dann eine individuelle Offenbarung sein, die in aller Einfalt
unsre Lebensauffassung wiederspiegelt.

(15) Haustüre in Zaandijk bei Zaandam.

Beschreibung der Tafeln.

Tafel 9. Umbau der Villa des Herrn Dr. Voltz in Ambach
am Starnberger See. Architekt: A. Nopper in München.

Der bestehende kleinere Teil genügte den heutigen Anforderungen
weder in Beziehung auf räumliche Anordnung und Größenverhältnis, noch
in Hinsicht auf äußere Form. Der Umbau bezweckte eine wesentliche Ver-
größerung der Zahl der Repräsentations- und Wirtschaftsräume. Erstere
nehmen Parterre und 1. Stock ein. Der Keller liegt nach der Seite des
großen Giebels (Süden) fast ganz frei; dort ist das Gewächshaus angeordnet
nebst Wirtschaftskellern und Waschküche. Der Dachstock enthält mehrere
Fremdenzimmer, Garderoben und Mädchenzimmer. Äußerlich ist der be-
stehende Teil durch den Umbau fast völlig verwischt, was auch im Interesse
der ruhigen Gesamtwirkung notwendig erschien. Die äußere Gestaltung
des neuen Teils war durch die Lage und die Wünsche des Bauherrn voll-
ständig festgelegt. An der Südwestecke kann die freie Aussicht über den
See und das dahinter sich erhebende Zugspitzgebiet von den beiden ge-
schlossenen Erkern des Wohnzimmers wie von dessen offener Loggia bei
jeder Witterung ungehindert genossen werden. Die Fassaden sind in rauhem
Mörtelputz (unten Beton) mit leichtgetöntem Holz und Ziegeldach ausgeführt.

15
 
Annotationen