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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 25.1909

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Heft 7
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Wielemans, Alexander von: Der Betoneisenbau in der Monumentalarchitektur, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42077#0059

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1909

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7

Der Betoneisenbau in der Monumentalarchitektur.

Von k. k. Oberbaurat Alexander von Widemans in Wien.

Die hervorragenden Leistungen des Betoneisenbaues
auf dem Gebiete der Ingenieurbaukunst und die
steigende Verwendung dieser Bauweise bei Nutz-
bauten im allgemeinen regen die Frage an, inwiefern diese
moderne Konstruktionsart, für welche in den älteren Bauweisen
kein Vorbild vorhanden ist, in der Monumentalbaukunst Ein-
gang finden könne. — Es ist dabei zu untersuchen, ob die
Eigenart des Materiales und der Herstellung Anhaltspunkte bietet,
welche zu dieser Konstruktionsweise eigentümlichen, keine
andern Formbildungen nachahmenden Formen führen könnte.
Der bloße Ersatz von irgend welchen Gewölbe- oder Decken-
formen, oder von Pfeilerbildungen, welche in derselben Form
auch bisher in andern Materialien hergestellt worden sind,
sowie die Verwendung von in Beton, d. i. Kunststein, herge-
stellten Quadern u. s. w. ist hierbei außer Betracht zu lassen.
Durch die Betoneisenkonstruktion ist es möglich, Gewölbe
oder gewölbeähnliche Baukörper, flache Decken verschiedener
Art, Träger und Pfeiler herzustellen; es ist somit das ganze
Gebiet der Monumentalarchitektur des Innenbaues zunächst in
Betracht zu ziehen. In zweiter Linie kommen die sich daran
schließenden Teile vom Außenbau, Gesimse und Öffnungen
in Betracht, und endlich die Rückwirkung der gewonnenen
Resultate auf die Gesamtanlage von Gebäuden. In allen diesen
Untersuchungen ist die Frage dahin zu stellen, daß mit dieser
Konstruktionsart Formen zu verbinden sind, welche derselben
eine so eigentümliche Erscheinung geben, so daß von vorn-
herein der Gedanke an eine Nachahmung von aus anderm
Materiale hergestellten Baukörpern ausgeschlossen erscheint.
Im nachstehenden soll der Versuch gemacht werden, solchen
Formbildungen nachzugehen oder doch wenigstens den Weg
zu finden, um zu solchen Formbildungen zu gelangen.
Dem Verfasser war es möglich, bei zwei größeren Bauten
den gewonnenen Anschauungen über die künstlerische Ver-
wendung der Betoneisenkonstruktion teilweise die praktische
Ausführung folgen zu lassen.

Die natürliche Gliederung für die Betrachtung der Ver-
wendung der Betoneisenkonstruktion ist gegeben durch die
Teilung nach den Elementen der Architektur, als: der Decken-
konstruktion, der Träger- und der Pfeilerbildung. Die Möglich-
keit, das Betonmaterial in zweierlei Art zu verwenden, nämlich
durch Herstellung der Betonkonstruktion an der Baustelle, am
oder im Stampfgerüste, oder durch Zufuhr von vorher fertig-
gestellten Konstruktionsteilen aus Betoneisen, erheischt auch
die weitere Teilung des Themas nach diesen beiden Richtun-
gen, je nachdem die Konstruktion in der einen oder andern
Art ausgeführt oder nach beiden Arten hergestellt ist.
Im Stampfgerüste hergestellte Decken.
Die zur Ausführung einer Decke in ebener oder gewölbter
Form erforderliche Herstellung eines Stampfgerüstes bedingt
nur die Anwendung der primitivsten Formen. Durch Auf-
fütterung auf dem Stampfgerüste, Herstellung von Formen für
Träger und Kassetten ist eine gewisse Gliederung der Unter-
seite zu erzielen; es bleibt aber die Notwendigkeit, die Unter-
seite als Ansichtsseite mit Verputz zu überziehen (Abb. 1 u. 2).
Durch Auflage von Holzmodeln (Abb. 3, 4 u. 5) auf dem
Stampfgerüste sind Gliederungen zu erzielen, welche als durch
diese Technik gegebene Charakteristik anzusehen sind, wobei
auch die Einbetonierung von vorher erzeugten Zierstücken aus
Beton in Betracht zu ziehen ist. Auch Gewölbeformen können
in dieser Weise gegliedert werden (Abb. 6), wobei zu be-
achten ist, daß durch die zweckmäßige Einteilung der Formen
eine konstruktiv richtige Gliederung in stärkere und schwächere
Teile und damit eine zweckmäßige Erleichterung der Decke
bezw. des Gewölbes und eine sonst nicht übliche plastische

Gliederung der Decke oder Gewölbefläche erzielt wird
(Abb. 10-13).
In diesen Abbildungen, sowie in den Abbildungen 7—9 sind
Anhaltspunkte gegeben, wie der Fuß der gewölbten Decke
in Beton, charakteristisch der Technik der Herstellung ent-
sprechend, im Gegensatz zur Gewölbekonstruktion gestaltet
werden könnte.
Bei der Einbetonierung von vorher erzeugten Zierstücken
sind wegen der richtigen Lage der Einfaßteile zusammen-
hängende Motive nicht möglich und können nur einzelne
Zierstücke, Rosetten, Knöpfe u. dergl. zur Verwendung kommen,
für welche auf dem Schalgerüste entsprechende Ausschnitte
oder Auffütterungen, je nachdem die Zierstücke vortreten oder
vertieft liegen, herzustellen sind.
Für diese Art Deckenherstellung in Verbindung mit Eisen-
betonträgern sind in Abb. 14 u. 15 Motive dargestellt, wobei
auch zugleich die Form des Trägers, welche im Stampfkasten
erzeugt werden kann, in Betracht gezogen ist.



Wird es als möglich an-
gesehen, die ganze Fläche des
Stampfbetongerüstes mit vor-
bereiteten Modeln zu belegen,
so können auch vollständig
zusammenhängende Reliefbil-
dungen in Aussicht genommen
und Bildungen, welche den
sogen. Kristallgewölben der
Spätgotik ähnlich sind, erzeugt
werden (Abb. 16 20).
Die große Zahl der Model,
welche dazu erforderlich ist
und sich bei kuppelförmigen


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