Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Högg, Emil: Die Architektur auf der Brüsseler Weltausstellung 1910
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0011

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1911, 1.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 1.

Entwurf zu einer Brücke über den Rixdorfer Schiffahrtskanal. Architekt: Stadtbaurat R. Kiehl in Rixdorf.


Die Architektur auf der Brüsseler Weltausstellung 1910.

Es ist leicht prophezeien, wenn die Katastrophe erfolgt
ist. Und doch: die Fachleute, denen der Gesamtplan
der Brüsseler Weltausstellung zu Gesicht gekommen
* war, hatten von Anfang an ihre Bedenken über die
Feuergefährlichkeit der ganzen Anlage nicht unterdrücken können,
Bedenken, die bei jedem sehr ernste Form annehmen mußten,
der Gelegenheit hatte, das Emporschießen der dicht gedrängt,
aus den brennbarsten Stoffen errichteten Bauten zu beobachten und
die Sorglosigkeit zu bewundern, mit der z. B. die Gassen der
„Kermeß“ Alt-Brüssel dicht an die Haupthallen angelehnt,
oder große Restaurationsküchen in diese Hallen hineingebaut
wurden.
Ohne Zweifel waren solche Beobachtungen der Anlaß
zu der Wahl des Platzes für die deutsche Abteilung, ganz
hinten, in der äußersten Ecke des Ge¬
ländes. Zuerst begegnete diese lebhaftem
Widerspruch. Man sei wieder einmal zu
bescheiden gewesen, hieß es, und habe
sich derart auf die Seite schieben lassen,
daß die Besucher uns überhaupt gar nicht
mehr finden. Als aber die Schreckens-
nachricht von dem großen Brande eintraf,
da schlug der Tadel sehr schnell in eine
wohlverdiente Anerkennung der klugen und
vorsichtigen deutschen Ausstellungsleitung
um, die aus früheren Unglücksfällen ge-
lernt hatte, daß man Ausstellungshallen
nicht zu endlosen Labyrinthen aneinander-
hängen darf, sondern, daß das Pavillon¬
system sowohl aus ästhetischen als aus
feuerpolizeilichen Gründen das einzige für
die heutigen Riesenausstellungen noch mög-
liche ist; — ein Grundsatz, der von nun
ab wohl allgemein Gültigkeit behalten wird.
Auch von anderen Gesichtspunkten aus
betrachtet, bot die Gesamtanlage der Aus¬
stellung — also der städtebaukünstlerische
Teil der Aufgabe — eine Enttäuschung.

Man war gekommen mit dem Bewußtsein, daß unser deutscher
Schönheitsmaßstab zu den Architekturidealen romanischen Geistes
nicht paßt; daß das Individuelle, Malerische, Gemütvolle un-
serer Art dort ersetzt wird durch eine, wenn auch konventionelle,
so doch großzügige Monumentalität, etwa der Art, wie sie uns
in den Straßen des modernen Brüssel entgegentritt. Aber auf
dem Ausstellungsgelände, am Rande des herrlichen Bois de
la Cambre, verspürten wir dieses Geistes keinen Hauch. Die
Stellung der Gebäude, die Lage der Plätze, die Führung der
Straßen ließ so ziemlich jede Gelegenheit zur Erzielung großer
Wirkungen unbenutzt.
Schon die Haupteingänge und Anmarschwege lagen falsch.
| Man schob sich wie zufällig seitwärts an dem auf stolzer Höhe
! thronenden Belgischen Palast vorbei, konnte nirgends einen

Brüsseler Weltausstellung 1910. Lageplan. (Das Schraffierte ist abgebrannt.)


1. Belgische Abteilung.
2. Englische Abteilung.
3. Französische Abteilung.
3a. Salon des arts decoratifs.
4. Italienische Abteilung.
5. Internationale Industriehalle.
6. Maschinenhalle.

7. Halle für Eisenbahnmaterial.
8. Französisches Restaurant.
9. Deutsche Abteilung.
10. Niederländisches Haus.
11. Spanien.
12. Haus der Stadt Brüssel.
13. Festhalle.

14. Rubenshaus.
15. Französische Acker- und
Gartenbauhalle.
16. Unterrichtswesen.
17. Französische Luftschifferhalle.
18. Kanada.
19. Brüsseler „Kermeß“.
 
Annotationen