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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 1
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Baum, Julius: Der Wettbewerb um Entwürfe für das Verwaltungsgebäude der Kgl. Württembergischen Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Stuttgart
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Kickton, Hermann: Die Ordensbaukunst in Preußen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0015

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1911, 1.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 5.


Deutschordenskirche in Bahrendorf.

Aufnahme von Regierungs- und Baurat Kickton in Berlin.

Die Ordensbaukunst
in Preußen.
(Hierzu Tafel 1.)
Die Wahl der alten Ordensstadt
Danzig für den 11. Tag für
Denkmalpflege in diesem für
die Geschichte des Ordenslandes so
bedeutungsvollen Erinnerungsjahre
der Schlacht bei Tannenberg ist eine
besonders glückliche. Werden da-
durch doch neben den geschicht-
lichen Begebenheiten die aus der
Blütezeit der Ordensherrschaft vor-
handenen zahlreichen Baudenkmäler
für die Teilnehmer an der Tagung
erhöhtes Interesse gewinnen! Wenn
dieses in der Hauptsache auch
durch den in altem Glanze wieder-
hergestellten Hochmeistersitz, die
Marienburg, in Anspruch genommen
werden wird, so dürfte es manchem
Teilnehmer an dem „Zuge nach Ost-
land“ doch möglich sein, durch

Gruppe zusammenzuschließen. Der Grundriß zeigt eine, wenn
auch nicht allzu übersichtliche, so doch praktische Lösung.
Etwas mehr Monumentalität in der Anlage der Haupteingänge,
des Haupttreppenhauses und der Repräsentationsräume wäre wohl
erwünscht. Die Architektur ist einfach und schlicht, aber in der
Gruppierung etwas unruhig (siehe die Vogelperspektive).
Der an dritter Stelle prämiierte Entwurf vom Kgl. Militär-
bauinspektor R. Perignon in Würzburg geht noch weiter. Er er-
schließt den Platz noch stärker zu einem einseitig offenen
großen Vorhof. Der Bahnhofsplatz würde dadurch zweifellos
ganz unübersichtlich. Die Architektur ist großzügig, aber etwas
einförmig und erschwert dadurch noch mehr, einem der
beiden einspringenden Fassadenflügel eine beherrschende Wir-
kung zu verleihen. Ausgezeichnet ist die Darstellung in flotten
Aquarellen.
Die anderen preisgekrönten und angekauften Lösungen
zeigen im wesentlichen ähnliche Auffassung. Durchweg haben
die Verfasser, vom Grundriß ausgehend, der architektonischen
Lösung erst in zweiter Linie Rechnung getragen und so die
städtebauliche Aufgabe nur insoweit gestreift, als es bei der
einmal gewählten Grundrißanordnung möglich war.
Wünschenswert wären aber
Lösungen gewesen, die von der
Lage des Bauplatzes ausgehend,
zuerst den städtebaulichen Anfor¬
derungen gerecht geworden wären.
Man hätte erstreben müssen, trotz
der Unregelmäßigkeit des Bau¬
platzes einen einheitlichen Ge¬
bäudeblock zu erhalten, dessen
überragende Masse die Dominante
des ganzen Platzes gebildet und
die auseinandergehenden Rich¬
tungslinien in einen Höhepunkt
zusammengefaßt hätte. Leider hat
das Preisgericht bei seiner Be¬
wertung der Entwürfe gerade hie¬
rauf anscheinend nicht viel Wert
gelegt, und das ist um so bedauer¬
licher, als kaum zu hoffen ist, daß
bei der endgültigen Bearbeitung
des Ausführungsentwurfes durch
die Generaldirektion der Württem¬
berg. Staatseisenbahnen die künst¬
lerische Hauptfrage noch einmal
eine entscheidende Beachtung er¬
fährt. Dr. J. Baum.

Erweiterung des Tagungsplanes die landschaftliche und bau-
liche Eigenart dieses alten Kulturlandes näher kennen zu
lernen, welche sich in weiten Flußtälern mit malerischen
Städtebildern, fruchtbaren, von Seen durchschnittenen Gefilden
mit bemerkenswerten Burgruinen und charaktervollen Stadt-
und Dorfkirchen offenbart.
Besonders reich an diesen so beredten Zeugen einstiger
Macht und Größe des deutschen Ritterordens und zugleich der
regen Bautätigkeit der halb mönchisch, halb ritterlich lebenden
Ordensbrüder sind die fruchtbaren Landstriche östlich der
Weichsel; hier leuchten, das weite Weichseltal beherrschend,
auf hohem Ufer die Türme der alten Ordensstädte Thorn, Culm,
Marienwerder; aus fruchtbaren Ackerflächen, wogenden Korn-
feldern winken die gedrungenen Baumassen der Dorfkirchen,
ragen trotzige Wehrtürme über den gewaltigen Mauerresten der
alten Komtursitze, welche leider Jahrhunderte hindurch das
Baumaterial für die Häuser der benachbarten Ortschaften haben
hergeben müssen.
Eigenartig wie die Aufgaben, vor die sich die Ordensbau-
I meister gestellt sahen, ist auch die architektonische Gestaltung
und Formgebung in dem ihnen fremden Backsteinmaterial. Ihre

Deutschordenskirche in Lobdowo. Aufnahme von Regierungs- und Baurat Kickton in Berlin.
 
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