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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 1
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Kickton, Hermann: Die Ordensbaukunst in Preußen
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Zetzsche, Carl: Ausstellung bemalter Wohnräume München 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0016

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Seite 6.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

1911, 1.


Ausstellung bemalter Wohnräume München 1910.
Empfangsraum eines Gesandten.

Nach einer Idee von Prof. Dr. Gabriel von Seidl
ausgeführt von Fuchs & Kiesgen.

Bauten zeigen eine durchaus selbständige, von den Backstein-
bauten der norddeutschen Tiefebene abweichende Durchbildung.
Abgesehen von den nach bestimmtem Grundplan angelegten
Burgen, welche trotzdem aber im Aufbau wie in den Einzel-
heiten großen architektonischen Reiz besitzen und mannigfache
Abweichungen zeigen, sind es besonders die Stadt- und Dorf-
kirchen, deren architektonischer Aufbau und Schmuck reifes
künstlerisches Empfinden und geschickte Ausnutzung der Eigen-
art des spröden Backsteinmaterials aufweisen. Harmonisch ge-
staltete Baumassen, straffe Gliederung, wirkungsvoll angeordneter
Fries- und Blendenschmuck, Verwendung von gesinterten Steinen
in mannigfachen Mustern zur Belebung der Flächen, gelb und
grün glasierte, kräftig profilierte Formsteine in den Portal-
gewänden , zierlich in Werkstein oder Kunststein geformte
Fenstermaßwerke in tief eingeschnittenen geputzten Leibungen
sind die besonderen Merkmale der alten Ordensbaukunst. Auf
gleich hoher Stufe künstlerischer und technischer Vollkommen-
heit stand der Gewölbebau. Aus schlanken Granitpfeilern
wachsen fächerartig sich ausbreitende Sterngewölbe mit wirkungs-
voll profilierten, den Raumgrößen und der Figurierung sorgsam
angepaßten Rippensteinen.
Möge diese kurze Charakteristik des Ordenslandes und der
Ordensbaukunst nebst den beigegebenen Bildern dazu bei-
tragen, dem Ostlande unter den Teilnehmern an der diesjährigen
Tagung neue Freunde zu erwerben. Zweifellos wird ihnen die
Besichtigung der Baudenkmäler des Ordenslandes, deren Pflege
und Erhaltung nicht nur von historischer und kultureller, son-
dern auch von hoher politischer Bedeutung ist, zu einer Quelle
künstlerischen Genusses werden.
Kickton, Regierungs- und Baurat,
Privatdozent an der Technischen Hochschule zu Berlin.
&

Ausstellung bemalter Wohnräume
München 1910.
(Hierzu Tafel 7.)
Die Ortsgruppe München des Süddeutschen Malerverbandes
hat wie im Vorjahre in dem dem Abbruch geweihten
Augustinerstock eine Ausstellung bemalter Wohnräume veran-
staltet. Diese soll nach dem Vorwort des Katalogs einen Über-
blick über die Arbeitsgebiete des Malergewerbes, über sein
Können und die neuerdings angewendeten Techniken geben und
seine Stellung zum Kunsthandwerk und zur modernen Raum-
kunst zeigen. Insbesondere soll sie zu größerer Farbenfreudig-
keit in der Wohnungsausstattung anregen und die in Bayern
heimische dekorative Möbelbemalung neu beleben. Die Aus-
stellung umfaßt 30 Räume und eine Anzahl einzelner Gegen-
stände (Schränke, Lichtkronen. Schachteln usw.). Ihr Gesamt-
ergebnis wird jeder als erfreulich und lehrreich bezeichnen, der
die dargebotenen Leistungen nach den ausgesprochenen Zielen
von technischem und künstlerischem Standpunkte zu würdigen
sucht.
Unbedingt anzuerkennen ist zunächst das rein technische
Können, die gute Ausführung, die Sicherheit, mit der der Pinsel
geführt und die mannigfachen Hilfsmittel und Techniken an-
gewendet und dem jeweiligen Zwecke nutzbar gemacht werden.
Die reiche Abwechslung in der Art, einfarbige Flächen zu be-
leben und Farben abzustufen — durch Spritzen, Aufstupfen
des Pinsels, welligen Auftrag, durch Tupfen mit dem Schwamm
usw., — die reizvollen Muster, die mit Schablonen, Gummi-
stempeln und -rollen und der besonders dankbaren, von den Vor-
satzpapieren her bekannten Kleistertechnik erzielt werden, alles
das bezeugt gute handwerkliche Schulung und Verständnis.
Fast durchweg zu loben ist auch die Wahl und Zusammen-
stimmung der Farben in den einzelnen Räumen, wenn auch in
der Raumfolge die starke Bevorzugung von Violett, Grün, Blau,
mit allen Abstufungen des Violetts, etwas ermüdet. Der Wert
der Malerarbeit für die Raumausstattung wird dadurch nicht
 
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