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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 4
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Zetzsche, Carl: Die Dänische Ausstellung im Berliner Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0048

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Seite 38.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

1911, 4.


Schloß Lyngebäkgaard.

Architekt: Professor M. Nyrop in Kopenhagen.

hagen zu den Glanzstücken der Architektur-
ausstellung gehören.1)
Diese Ausstellung zeigt aber in ihrer Fülle
und Vielseitigkeit, wie gering im Grunde ge-
nommen bisher unsere Bekanntschaft mit der
neueren dänischen Architektur war. Sie ver-
vollständigt das allgemeine, für den meist nur
Kopenhagen besuchenden Fremden bloß aus
einigen wenigen der bekanntesten Einzelbei-
spiele sich ergebende Bild in umfassender,
die wesentlichen Grundzüge hervorhebender
Weise. So erhoffen wir von ihr — sie bleibt
bis Ende Februar geöffnet — eine ausgiebige
Förderung künstlerischer Erkenntnis und —
bei der anscheinend dankenswerten Beachtung
durch die maßgebenden Stellen — eine segens-
reiche Beeinflussung auch unserer öffentlichen,
insbesondere der staatlichen Bautätigkeit und
Kunstgewerbeförderung.
Dänemark ist ein schönes und wohlhaben-
des, aber nicht dichtbevölkertes Land. Es hat

gerade fern genug steht, um sie in ihrer Gesamtheit klar und
ohne allzu persönliche Beeinflussung durch Einzelheiten, die
bei den gleichzeitigen Werken der eigenen engeren Kreise so
leicht mitwirkt, zu betrachten.
Die bedeutungsvolle Entwicklung der dänischen Bau- und
Handwerkskunst ist für uns keine überraschende Neuheit. Das
Kopenhagener Porzellan hat längst Weltruf und ist technisch
wie künstlerisch vorbildlich geworden auch für die neueren
Bestrebungen unserer berühmtesten Fabriken. Auf die lebendige
Frische und eigenartige Geschlossenheit der neueren dänischen
Architektur hat Direktor Peter Jessen schon vor Jahren hin-
gewiesen (vgl. Jahrgang 1906, Heft 5). Eine Reihe der be-
deutenderen Neubauten Kopenhagens ist in einem Aufsatz in
Heft 8, 1908 abgebildet und besprochen worden; auch unsere
Zeitschriftenschau hat mehrfach reizvolle Beispiele gebracht.
Vor allem aber hätte die dänische Landesausstellung in Aarhus
1909 (s. Heft 1, 1910) mit ihren so vornehm zurückhaltenden
und einheitlichen, durchaus eigenartig neuen und doch künst-
lerisch völlig ausgereiften Bauten die allgemeine Aufmerksamkeit
auf das bedeutungsvolle Schaffen der dänischen Architekten
lenken müssen. Leider ist sie infolge ihrer Abgelegenheit und
des Mangels an rechtzeitiger und hier gewiß berechtigter Reklame
viel zu wenig beachtet worden.
Erst jetzt hat ihr Schöpfer, Prof. Anton Rosen, eine größere
Reihe vortrefflicher Aufnahmen davon ausgestellt, die neben
der umfassenden Bilderreihe von Nyrops Rathaus in Kopen-

Zollgebäude in Aarhus. Architekt: Hack Kampmann in Kopenhagen.


Ansgarkirche in Odense. Architekt: Niels Jakobsen in Odense.


auf 38500 Quadratkilometer weniger Einwohner als Groß-Berlin,
und Kopenhagen ist nur etwa halb so groß wie Hamburg;
aber es hat die Vorteile einheitlicher Geschlossenheit in vollem
Maße seit Jahrhunderten erfahren, ohne jemals für fördernden
Einfluß von außen verschlossen zu sein. Was von außen kam,
wurde nicht blindgläubig übernommen und äußerlich nach-
geahmt, sondern verständnisvoll den Verhältnissen und der
eigenen kraftvollen Überlieferung angepaßt und — meist ver-
einfacht — selbständig durchgebildet. So gewannen die mittel-
alterlichen Kirchen ihre eigentümlich herbe, durch Material und
Formenknappheit bedingte ausdrucksvolle Stimmung. So wurde
die holländische Renaissance ihres Formenreichtums entkleidet,
auf schlichte Größe zurückgeführt und mit besonderen Gedanken

9 Wir werden darauf demnächst besonders zurückkommen.
 
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