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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 7
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Jänecke, Wilhelm: Osnabrücker Gartenhäuschen und Gartentore
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0087

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1911, 7.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 77.


Gestaltung genommen haben. Weniger sicher sind die Namen
der Baumeister, als welche bei den einfacheren Beispielen wohl
biedere Handwerksmeister anzunehmen sein mögen. Bei den
feiner durchgebildeten werden die damals in Osnabrück wir-
kenden Architekten Schaedler und Hollenberg beteiligt
sein. Beide waren als oberste Baubeamte des Fürstbistums
gleichzeitig als Privatbaumeister tätig. Landbaumeister Schaedler,
der ältere von beiden, tritt schon um 1760 hervor und wirkte
amtlich an dem 1675 erbauten neuen Residenzschlosse in
Osnabrück vor dem durchgreifenden Umbau mit (1773), welcher
nach der Huldigungsfeier von 1782 für den jungen englischen
Fürstbischof zum Teil von italienischen Künstlern (Raineri, Verona)
bis 1790 durchgeführt wurde.1) Es stammt von ihm auch das
schön geschmiedete Rokokoeingangstor von 1781 vor dem
Schlosse in Iburg, der ehemaligen bischöflichen Residenz. Sein
Nachfolger, Georg Heinrich Hollenberg (1752 - 1831), ein Freund
des Satirikers Lichtenberg in Göttingen, trat auch schriftstellerisch
hervor und ist als Er¬
bauer der monumen¬
talen Hirschapotheke
(1797) und des ,Heger¬
tors' (1815) noch heute in
Osnabrück berühmt.'2)
J) Siehe das genannte
Inventarwerk der Kunst¬
denkmäler der Stadt Osna¬
brück, S. 239ff.
2) Über beide Bau¬
meister, welche die Amts¬
vorgänger des Verfassers
im jetzigen Kgl. Hochbau¬
amte Osnabrück darstellen
und als vorzügliche Archi¬
tekten ihrer Zeit weiteren
Kreisen bekannt zu werden
verdienen, siehe u. a. das
Buch des Verfassers: „Die
Baugeschichte desSchlosses
Iburg“, S. 11, 63, 66, 67,
sowie den vorgenannten
Aufsatz des Verfassers in
der „Denkmalpflege“ 1907.

Gelegentlich des Neubaues der zuerst von dem „in der Archi-
tekturwohlbewanderten“ Kanonikus Lippers an St. Johann ent-
worfenen „Bischöflichen Kanzlei“ (Abb. S. 76) urteilte der Rat
Möser sehr hart über die Osnabrücker Bauleute, indem er vor-
schlug, als Bauleiter den Baumeister Carl e aus Münster heran-
zuziehen, „weil er den einheimischen Meistern wenig Erfahrung
und Geschick zutraute“.1) Vermutlich erklärt sich dies daraus,
daß nach Schaedlers Tode der junge Hollenberg damals (1785)
noch wenig hervorgetreten war. Andererseits erhellt hieraus,
daß damals, wie zu allen Zeiten, das reichere künstlerische
Leben der benachbarten alten Westfalenhauptstadt, die ihrerseits
wiederum Anregungen vom Rheine und von Holland erhielt,
auf das ein wenig abgelegene Osnabrück starken Einfluß hatte,2)
der wohl auch in einigen Fällen den vorgeführten Garten-
architekturen zugute gekommen sein mag.
Viele bemerkenswerte Häuschen und Tore sind der ver-
nichtenden Neuzeit schon zum Opfer gefallen (so die der Fa-
milien Abeken, Ehmb-
sen, Gosling, Morjahn
u. a.), und bei den
schnell vorschreitenden
Veränderungen des al-
ten Osnabrücker Stadt-
bildes sind auch die
meisten der dargestell-
ten und sonst noch
!) Siehe das Inventar-
werk, S. 247 ff.
2) Beispielsweise wurde
der Neubau des Iburger
Klosters, der bedeutendsten
Bauleistung im Osnabrücker
Lande um die Mitte des
Jahrhunderts (1750-1755),
von dem in Münster wir-
kendenbekannteren Barock-
Architekten Konrad von
Schlaun (1694—1773) ent-
worfen. Siehe „Iburg“, S. 12,
und Hartmann, Johann
Konr. Schlaun, Münster
1910, Coppenrath.


Doppelgartenhäuschen in Zur Lauben an der Mosel.

Aufnahme von Dipl.-Ing. Paul Mauder in Trier.
 
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