1911, 9.
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Seite 103.
dritter zur Abwechslung den Platz
vor dem Hause ganz frei lassen
und mit Platten belegen, so daß
nur seitlich Gartenhäuschen oder
umwehrte Gartenteile vorspringen,
aus denen breitschattende Bäume,
duftende Linden oder blütenüber-
säte Kastanien aufragen usw. Die
Möglichkeiten sind unerschöpf-
lich, sobald nur verständnisvolle
Verschmelzung von Architektur
und Gartenkunst den Vorgarten
zweckmäßig zum Haus und zur
Straße in rechte Beziehung zu
setzen weiß. Sehr hübsche Vor-
schläge in dieser Hinsicht gibt das
in Heft 7, Seite 81 erwähnte Büch-
lein von H. Maaß: Zwischen
Straßenzaun und Baulinie.
Das alles sind Formen für
den Vorgarten, der als Zierde,
als Überleitung zum Haus auf-
gefaßt ist. Glaubt man doch jetzt
vorwiegend Schmuckgärten schaf-
fen zu sollen. Wird aber mit
wachsendem Verständnis für den
Garten und regerer Anteilnahme
an der Gartenpflege, die von der
Einfamilienhaus- und Gartenstadt¬
bewegung doch sicher zu erwarten
sind, nicht auch die Zeit wiederkehren, wo der Wunsch nach
einer möglichsten Ausnutzung auch des kleinen Vorgarten-
streifens über die kurze Freude am bloßen Ziergarten siegt?
Wenn nicht alles trügt, ist die Zeit nicht mehr fern, wo
der trauliche Hausgarten der Biedermeierzeit und der ländliche
Pfarrgarten wieder verdientermaßen gewürdigt werden. Und
ist das nicht die natürliche Lösung für die Vorgärten der
Architekt: Einar Ambt
in Kopenhagen,
kleinen Städte, der Gartenstädte und Arbeiterkolonien? Wer
von den Älteren erinnert sich nicht mit Wehmut so manches
längst verschwundenen wundervollen Bildchens dieser Art, wo
es auf einem kleinen bescheidenen Fleckchen Erde in üppigster
Farbenpracht vom Frühjahr bis zum späten Herbste blühte und
leuchtete, wo im Sommer dunkle Johannisbeeren die Zweige
der zierlichen Bäumchen tief herunterzogen und im Herbst
Landhaus des Dr. med. V. T. Damm
in Hellerup bei Kopenhagen, zu Tafel 85.
« i
Landhaus des Dr. med. V. F. Damm
in Hellerup bei Kopenhagen, zu Tafel 85.
Architekt: Einar Ambt
in Kopenhagen.
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Seite 103.
dritter zur Abwechslung den Platz
vor dem Hause ganz frei lassen
und mit Platten belegen, so daß
nur seitlich Gartenhäuschen oder
umwehrte Gartenteile vorspringen,
aus denen breitschattende Bäume,
duftende Linden oder blütenüber-
säte Kastanien aufragen usw. Die
Möglichkeiten sind unerschöpf-
lich, sobald nur verständnisvolle
Verschmelzung von Architektur
und Gartenkunst den Vorgarten
zweckmäßig zum Haus und zur
Straße in rechte Beziehung zu
setzen weiß. Sehr hübsche Vor-
schläge in dieser Hinsicht gibt das
in Heft 7, Seite 81 erwähnte Büch-
lein von H. Maaß: Zwischen
Straßenzaun und Baulinie.
Das alles sind Formen für
den Vorgarten, der als Zierde,
als Überleitung zum Haus auf-
gefaßt ist. Glaubt man doch jetzt
vorwiegend Schmuckgärten schaf-
fen zu sollen. Wird aber mit
wachsendem Verständnis für den
Garten und regerer Anteilnahme
an der Gartenpflege, die von der
Einfamilienhaus- und Gartenstadt¬
bewegung doch sicher zu erwarten
sind, nicht auch die Zeit wiederkehren, wo der Wunsch nach
einer möglichsten Ausnutzung auch des kleinen Vorgarten-
streifens über die kurze Freude am bloßen Ziergarten siegt?
Wenn nicht alles trügt, ist die Zeit nicht mehr fern, wo
der trauliche Hausgarten der Biedermeierzeit und der ländliche
Pfarrgarten wieder verdientermaßen gewürdigt werden. Und
ist das nicht die natürliche Lösung für die Vorgärten der
Architekt: Einar Ambt
in Kopenhagen,
kleinen Städte, der Gartenstädte und Arbeiterkolonien? Wer
von den Älteren erinnert sich nicht mit Wehmut so manches
längst verschwundenen wundervollen Bildchens dieser Art, wo
es auf einem kleinen bescheidenen Fleckchen Erde in üppigster
Farbenpracht vom Frühjahr bis zum späten Herbste blühte und
leuchtete, wo im Sommer dunkle Johannisbeeren die Zweige
der zierlichen Bäumchen tief herunterzogen und im Herbst
Landhaus des Dr. med. V. T. Damm
in Hellerup bei Kopenhagen, zu Tafel 85.
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Landhaus des Dr. med. V. F. Damm
in Hellerup bei Kopenhagen, zu Tafel 85.
Architekt: Einar Ambt
in Kopenhagen.