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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 11
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Pfeifer, Hermann: Hornburg, ein Meisterwerk des niedersächsischen Städtebaues
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Eingebaute Einfamilienhäuser in der Frielinger Straße in Bremen: Architekt: Regierungsbaumeister a. D. Carl Krahn in Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0141

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1911, li.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Seite 131.

rosette“ (Abb. 6 und Tafel 109, Bild 5), welche ja von manchen
Forschern bis auf die altgermanische „Sonne“, auf das Symbol
des „Sonnenlehens der freien Bürger“ zurückgeführt wird.
Wer sich eingehender mit diesen Einzelheiten befassen will,
dem sei der treffliche Vortrag von Prof. Brinkmann*) wärmstens
empfohlen.
Der fromme Sinn und der urwüchsige Humor der Bau-
herren kommt zu Wort in den geschnitzten Inschriften — darunter
sogar eine griechische — und in den Zierformen der Saum-
schwellen. Neben einer Fratze, die dem Nachbar die Zunge
herausstreckt, steht der fromme Spruch: „Gott furchten is de
wisheit de rike maket vndt bringet alle godt mit sick: Se er-
füllet dat gantze hus met erer gawe vnn alle gemack met erem
schatte. 1563.“ Die Homburger verstehen ihr niedersächsisches
Platt. 1609 läßt ein reicher Bauherr an seinem schönen Hause
die Inschrift anbringen: „Wir Menschenkinder trachten nach
hohen Dingen, vnd wenn wir solches thvn erwerben, So legen
wir vns nieder vnd sterben.“
An kunstvollen Türen, Kellergittern, Sprossenfenstern, Be-
schlägen ist noch manch schönes Stück erhalten, obwohl schon
vieles „geräubert“ wurde.
*) „Die Kunstformen der Fachwerkbauten in Osterwieck und Horn-
burg“, mit 10 Lichtdrucktafeln, 1911, in Kommission bei H. C. Huch in
Quedlinburg.

Straßenbilder, Innenräume und Einzelheiten fordern heraus
zum Skizzieren, um so mehr, als man nicht durch Museen, all-
zuviele Kirchen und andere Monumentalbauten abgelenkt und
ermüdet wird. So ist es zu verstehen, daß der Akademische
Architektenverein der Technischen Hochschule zu Braunschweig
sich gern Hornburg als Ziel erkürt; und wenn dann nach getaner
Arbeit ein fröhlicher Umzug mit Sang und Klang durch das
Städtlein erfolgt, so werden die Homburger der akademischen
Jugend darob nicht gram sein.
Wenn wir später daheim den Homburger Stadtplan wieder
zur Hand nehmen und im Geiste die Straßen und Plätze und
Winkel durchstreifen, so steigen reiche Erinnerungsbilder in
unserer Phantasie auf. Vermag doch das „Lesen“ des Planes
einer schönen, uns bekannten und lieb gewordenen Stadt ähnliche
Genüsse zu erwecken wie das Lesen einer Partitur dem ge-
schulten Musiker.
Ich möchte nicht schließen, ohne den verehrten Herren
Bürgermeister Brinkmann, Beigeordneten Vordermann und
Schützenhauptmann Rühe für das liebenswürdige Entgegen-
kommen bei dem Durchstöbern des köstlichen alten Nestes
meinen herzlichsten Dank auszusprechen,
Braunschweig, im Juni 1911.
Professor Hermann Pfeifer.


Eingebaute Einfamilienhäuser in der Frielinger Straße
in Bremen, zu Tafel io6—ios.

Architekt: Regierungsbaumeister a. D. Carl Krahn
in Bremen.

Die Häusergruppe liegt in einer neueren Vorstadtstraße.
Der Grundriß der einzelnen Häuser ist im wesentlichen
der in Bremen für derartige kleine Wohnhäuser übliche — die
Frontbreite beträgt bei gemeinschaftlichen Brandgiebeln 6 m—
Küche, Vorratsräume, Waschküche, Plättstube im Untergeschoß,
Wohnräume im Erdgeschoß, Schlafräume im Obergeschoß und
ausgebautem Dachgeschoß. Zu jedem Hause gehört ein Vor-
garten und ein kleiner Hintergarten. Vor den Schlafzimmern
im Obergeschoß sind Balkone an der Hinterfront angebracht
zum Bettenlüften. Die Baukosten betragen für die größeren

Häuser etwa M. 15000, für die kleineren etwa M. 12000. Mit
den Grunderwerbskosten stellen sich die Häuser auf M. 15000
bezw. M. 18000. Um eine lebhaftere Gruppierung zu erzielen,
sind die mittleren drei Häuser um 1,20 m gegen die Bauflucht
zurückgesetzt. Die Fassaden sind rauh geputzt und hell getönt,
die Dächer mit naturroten holländischen --Pfannen eingedeckt.
Weiß gestrichene Fenster, Gesimse und Dachrinnen sowie leb-
haft grün gestrichene Haustüren mit weißem Sprossenwerk
erhöhen die freundliche Gesamtwirkung der ganzen Gruppe.
SO
 
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