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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 28.1912

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27777#0039
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Hrchifekfonische Rundkhau

28. Jahrgang

fieff 8


1. 3. ?. Blondeis Umgestaltungsplan oon Strasburg, 1768.

Frankreichs klallische Stadtbaukunst.
Von Dr. ss. 6. Brinckmann in ssachen.
JTUt 23 Rbbildungen (Tafel 117—120).

Künstlerische Grundanschauung des 18. Jahr-
hunderts in Frankreich ist, daß sich die durch
Überlieferung und Bedürfnis gegebene Form
denkend roeiterentroickeln lälgt. „Si l’on considere
l’Rrchitecture dans le grand, an s’apper^oit que
presque taut y est egalement d raisonner.“ Daraus
erklärt sich die Fülle theoretischer llntersuchungen
und Vorschriften, die zunächst Ruslegung des Ge-
schaffenen sind, dann aber mehr und mehr der
Praxis gegenüber selbstberechtigt, ja sie bestimmend
auftreten. Scheint mit diesem Räsonnement der
erste Keil in den glatten Rblauf der künstlerischen
Entwicklung getrieben, so ist doch das stilistische
Gefühl noch zu stark, um nerroirrt zu roerden.
Die klarsten Denker auf dem Gebiet der Baukunst,
mie J. F. Blondei, Caugier, P. Patte, deren Schriften
insonderheit als Unterlagen dieses Rufsakes gedient
haben, bemerken nachdrücklich, daß mit allen
Bestimmungen und Vorschriften doch erst der geniale
llleister das schöne Werk schaffen könne. Diese
Erkenntnis gilt oar allem für die Stadtbaukunst
Frankreichs im 18. Jahrhundert. Rlle Theorie oer-
mag nicht mehr als ein großes öerüst zu geben,
dessen besondere Rusgestaltung in der Hand des
einzelnen liegt. Der Rrchitekturhistoriker, der hier
einem rounderoollen, leider auch in den jüngsten
baugeschichtlichen Veröffentlichungen über diese
Zeit nicht geroürdigten UJaterial gegenübersteht,
hätte, zunächst auf die theoretischen Darlegungen
gestüßt, ein allgemeines Bild dieses klasfischen
französischen Stadtbaus in künstlerischer mie tech-
nisch-hygienischer Hinsicht zu geben. Dann roäre
die besondere Ceiltung der einzelnen Rrchitekten
zu würdigen. Verfasser hat bereits früher zu diesem
Thema material beigebracht, er möchte dasselbe

hier um einige besonders roirkungsoolle Beispiele
oermehren, gestützt auf eine Rnzahl eigener Ruf-
nahmen und Planzeichnungen.
Der Entwurf des Ingenieurs Robelin für den
lleuaufbau des 1720 ausgebrannten Kernes der
Stadt Rennes, umgearbeitet 1725 oon Gabriel,
unterrichtet eingehend über die Rbsichten der fran-
zösischen Stadtbaukunst zuBeginn des Jahrhunderts.
Beider roar es nicht möglich, den rounderoollen
Plan oon Forestier 1726, den das HJuseum oon
Rennes besißt, abzubilden; statt seiner sei der nach
ihm gestochene Plan oon Cassini de Thury 1782
geroählt (Rbb. 2). Rchse für die Stadt roird der
gerade gelegte und mit llfermauern eingefaßte
Cauf der Vilaine. Daß ein solcher unbehinderter
Flußlauf der beste Durchlüftungskanal ist, sprichf
einmal Patte aus. Senkrecht zum Fluß ist die
Hauptoerkehrsstraße geführt, die fast das ganze
Stadtgebiet grad durchschneidet. Das ausgebrannte
Gelände ist sich anpassend an das begehende in
rechteckigen Grundstücken aufgeteilt, und die Vor-
schrift wurde erlassen, daß an den Straßen zroei-
bis dreigeschossig, an den Pläßen nur dreigeschossig
gebaut roerde. Hier sällten außerdem die Häuser
als Llntergeschaß Rrkaden aus Granit und ein
UJansardendach haben. Diese beiden Pläße bilden
den künstlerischen JJlittelpunkt der Rnlage (Rbb. 3
nach der im Stadtbauamt aufberoahrten Planmappe
oon Ce ITlains und naylies, 1826). Einmal galt
es für das oom Brand oerschant gebliebene Palais
de Justice oon Debrosse (1618 bis 1654) einen
roürdigen Vorplaß zu schaffen (Rbb. 5). Ulan
wählte ein schlichtes Viereck; das Palais ist hinter
die eine Flucht etwas zurückgeschoben, um die
Fluchtlinie lebhafter zu gestalten, und roird Ziel-
 
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