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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 28.1912

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11. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27777#0052
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ssrchitektonitche Rundtchau

Seite 42

1912


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ssbb. 3. Verona, Piazza Crbc. Schnitt €—5.

matten eines ganzenStadtoiertels einen zutammenfattendenKernpunkf
erhalten, (\7crgl. ssbb. 9 und 10, neue Hamburger Wattertürme.)
Das ganze moderne ssusttellungsroeten hat Türme angeroandt,
die als R i ch t u n g s t ü r m e bezeichnet
werden können und die dem sremden
beim Orientieren uon großem Fluren
sind. Der bekanntere dieter Art non
Türmen itt der Pariter Eiffelturm.
Hierher gehören auch die Eeucht-
türme der Hafenttädte, die schon
im Altertum als togenannte Pharus-
türme eine große Rolle tpielten (uergl.
ssnm. auf Seite 41).
Ebento wie die Denkmalstürme
oermögen auch die ssustichtstürme,
die oft genug gleichzeitig als Denk-
malstürme gelten, die Umgebung
einer Stadt zu beeinflußen.
Die Türme treten alto teils als
telbttändige Bauwerke, teils in un-
trennlicher Verbindung mit einem
Gebäude auf. ln bescheidener ssb-
mettung mit dem Dache oermachtend, kann der
ähnliche Bedeutung haben.
Die Stellung der Türme im Plaßgrundritte itt für die getarnte
Situation oon größter Bedeutung. Jn den dem Texte beigefügten
Plaßgrundritten itt die tage der Türme gekennzeichnet. Es gilt
dabei, dem betreffenden Plaße einen wirkungsoollen Konzentrations-
punkf zu geben, dann aber auch tomeit wie möglich den Zuführungs-

ttraßen einen maleritchen ssbtchluß zu oer-
leihen.
Auf der Piazza Erbe in Verona
(Abb. 2) wird oon jeher an der tfärker aus-
gebuchteten Seite, wo die Eata dei JTlercanti
tteht, der Hauptoerkehr oorbeigezogen sein,
to daß die gegenüberliegende Seite den weitaus
meitten Blicken ausgeteßt mar. Hier hat der
Stadtturm „Tarre Gioica“ eine herrtchende
Stellung. Demjenigen, der diePiazza Erbe oom
Eorto Porta Bortari aus betritt, eröffnet tich
tofort ein äußertt günttiger Protpekt. DiePlaß-
wand mit der Casa JTlazzanti und dem Palazzo
della Ragione fördert in ihrer Hohlform —
die Hocheder im allgemeinen für betonders
geeignet hält, eine dem Sehen entgegen-
kommende Anordnung der Objekte zu treffen—
die gute Bildwirkung, die durch den mächtigen
Vertikalismus des Turmes zur oollen Ent-
faltung kommt. Die Via Pelliciai erhält auch
noch über die Cata dei ITlercanti hinweg oon
der Torre Eioica, deren Anblick man oon der
Piazza dei Signori und oom Hofe des Pa-
lazzo della Ragione ebenfalls genießen kann,
einen ssbtchlufj. Begleitet der Turm den oom Eorto Porta Bortari
Kommenden bis über die Plaßmitte hinaus, to hört die Wirkung
dietes Turmes für den oon der Via Capello aus den Plaß Betretenden

kurz oor der mitte auf, um nun oon^einem anderen Turme „Tor.re
dell Gardello“ oertreten zu werden, der in Gemeintchaft mit
dem Palazzo ITlaffei und den übrigen Häutern wiederum einen
antprechenden Bildaustchnitt liefert.
Die gewordenen Plätze bedürfen der Türme zur Erzielung eines
oder mehrerer Hauptprotpekte, die eben wie jedes einzelne Gebilde mit
ausgeprägtem Horizontalismus eine Ergänzung und Steigerung durch
Einienkontratte in oertikalem Sinne
oerlangen. Ein Dampfer mit eingeleg-
ten Schorntteinen oder ein Segeltchiff
mit umgelegten matten sind leblos;
ertt wenn die Horizontale des Schiffs-
rumpfes mit den Vertikalen der Schorn-
steine bezw. der matten in Wechsel-
wirkung treten, bieten tich diese sahr-
zeuge dem Auge wohlgefällig dar.
Während nun bei regelmäßigen
Pläßen mit gleichmäßig oerteilten
matten Türme und Turmaufbauten
eine Steigerung der Bildwirkung auch
in axialer Stellung herbeiführen
können, muß bei unregelmäßigen
Pläßen das Gefühl genau abwägen,
wo der Vertikalismus der Türme ein-
zuteßen hat. Die alten Städtebau-
künttler haben bewußt oder unbewußt
immer die richtigen Stellen akzentuiert.



ssbb. 4. Verona, Piazza €rbe und Piazza dei Signori. Schnitt ss—B.

Dachreiter
 
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