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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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Tafel 1 - 193
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Karl Wach (B.D.fl.) und Heinrich Beck, Jfernhagen
Gntrourf zur DüIIeldorfer Kunitakademie. Cageplan

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Gntrourf zur DüIIeldorfer Kunitakademie.

(I. Preis und zur Ausführung belfimmt)

Von Karl Wach (B.D.fl.) u. Heinrich Beck, Jfernhagen (Tafel 151-140)

Huf einem 52 morgen großem Gelände rollte eine ITlöglichkeit ge-
fchaffen roerden, Studien in der flatur felblt zu machen und den Unterricht
auch durch Unterroeifung an der Flatur und uar der Flatur zu einer höchlten
Vollkommenheit auszubilden. Cs mußten daher bei der Projektierung der
Anlage zwei Hauptpunkte berückfichtigt roerden. 1.) Die Gebäude fo zu
oerteilen, daß iie genügend roeit ooneinander entfernt, lieh nicht durch
Schlagfchatten und Reflexlicht beeinträchtigen. 2.) Daß ein möglichft großes
Gelände oerblieb, das die möglichkeit bot, bei jeder Cuft und Beleuchtung
Studien im freien zu machen.

Die in dem Wettbewerb oom 9. 10. 12 geheilte Aufgabe kann in
drei Teile zerlegt roerden. Die erfte Aufgabe roar die Bebauung um das
Hkademiegebäude, welche in weitblickender Weife mit zur Bearbeitung
zugezogen wurde. Die zweite Aufgabe war die Gruppierung und Geffaltung
der einzelnen Gebäude, Die dritte Aufgabe war die Föfung der landfchaft-
Iichen und gärtnerifchen Ausbildung des Akademiegeländes.

Aus dem Urteil des Preisgerichtes, das dem Entwurf mit dem Kenn-
wort: „Heros Akademos“ den erften Preis zuerkannte, feien folgende Aus-
führungen roiedergegeben: „Der Bebauungsplan zeigt einein allen Teilen

wohl überlegte Anlage; die nach dem Rhein zu angeordneten getrennten
Häufer ermöglichen auf weite Strecken Durchblicke nach dem fluß, anderer-
feits führt die gefchloffene Bauroeife am Zugang zur Akademie zu einer
guten Steigerung des Eindrucks für den das Akademiegrundftück Auf-
fuchendcn. Die Cosläfung der Hausmeifterwohnung oom Verwaltungsgebäude
entfpricht zwar nicht dem Wettberoerbsprogramm, begünftigt aber bei der
hier gewählten Cöfung die Wirkung des äußeren Äkademieplaßes. Die
Tich anschließenden Arkaden erhöhen gegenfäßlich den Architekturmaßftab
des Verwaltungsgebäudes. Ob die untere Säulenhalle des ITlittelbaues zu
den festlichen Arkaden und zu der in gleicher flucht hochgeführten großen
Architektur mit dem roeitflächigen Giebel nicht etwas zu Schwach erscheinen

dürfte, würde bei einer weiteren Bearbeitung zu erwägen fein. Übrigens
helfe (ich da lehr leicht abhelfen.

Grofj gedacht und lehr fchön find die in der Hauptfache fich an-
schließenden Gartenanlagen. Der breitgefpannte Bogen zwilchen den hinteren
Gebäudekörpern ift bei großflächigen Bauten ein außerordentlich fchönes
und zu malerifcher Wirkung geeignetes lllotiu. ln fehr gefchickter Weife
hat der Verfaffer fich bemüht, die benachbarten Wandflächen oon großen
fenfferöffnungen möglichft freizuhalten und durch den Anfchluß der feit-
lichen Baumreihen die Zufammenroirkung der Hinterfront mit den durch
große fenfteröffnungen gelockerten Seitenfronten möglichft zu oerhindern.
Sehr fchön ift auch die Architektur des inneren Hofes.

Die übrigen Gebäude find in zweckmäßiger Weife auf dem Grund-
ftück uerteilt. Ihre Grundrißlöfungen entfprechen den hieran zu Heilenden
Anforderungen, nur beim Gebäude für Bildhauerei und kirchliche Kunft
wären noch einige Wünfche, fo u. a. für eine beffere Verbindung einzelner
Räume und für einen leichteren Transport der FFlodelle zu berückfichtigen.
Die fehr einfache und den inneren Betrieben entsprechende architektonifche
Behandlung diefer Gebäude, bei welcher es dem Verfaffer gelungen ift, an
oerfchiedenen Stellen auch überaus reizoolle Wirkungen zu erzielen, oerdient
hohes Fob. Es dürfte aber noch zu erwägen fein, ob bei Gebäuden, welche
breite Atelierfenfter bedingen, fo fehr fchmale Architekturmotioe angebracht
find, wie an den lltittelbauten der Gebäude für Bildhauerei und kirchliche
Kunft, auch wenn diele Bauteile an anderen fronten fich befinden. Der
Verfaffer hat zwar oerfucht, bei den Atelierfenftern eine fchlanke Wirkung
durch die uertikale Sproffeneinteilung zu erzielen. Wie fehr dies in der
Wirklichkeit der Sali ift, wäre zu erwägen, wohl nur fo lange, als die
Sproffen einen hellen Anftrich zeigen. Auch hier ließe fich fehr leicht
eine beffere Übereinftimmung Schaffen. Der ganze Gntrourf zeigt eine außer-
ordentliche architektonifche Reife. In der Verteilung der Gebäude und in
der Grundrißentroicklung derfelben fehr überlegt und oerftändig, bietet er
architektonifch und gärlnerifch zahlreiche malerifche Wirkungen, welche
eine oortreffliche Grundlage für die künfflerifche und die damit eng oer-
bundene Gemütsbildung der Studierenden werden könnten.

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ln dem mit dem erften Preis ausgeführten Gntrourf ift eine Arbeit
gewonnen, die nicht nur durch ihre künftlerifchen Gigenfchaften heroorragt,
hindern auch in praktifch'er Beziehung fo reif erfcheint, daß fie dem Äus-
führungsentwurf unbedenklich zu Grunde gelegt werden kann.“

Bei dem Gntrourf „Heros Akademos“ ift angenommen, daß die
Hauptzugangsftraße zu der Akademie die Amfterdamer/Kaiferswertherftraße
bildet. Das Hauptgebäude I und mit diefem die getarnte Kunstakademie
fteht mit einer 40 m breiten Prachtftraße in Verbindung mit der Amffer-
damer/Kaifersroerfherftraße. Diefe Prachtftraße, welche den Hauptzugang
zur Akademie bildet, ift durch eine Plaßanlage mit ITlonumentalbrunnen
und Arkadentor an der Amfterdamerftraße betont. Sie wird beiderseits
eingefaßt oon einer doppelten Baumallee die wiederum mit einer 10 m
breiten, fanft ansteigenden Rafenfläche als Vorgarten oon der 10 bis 12 m
hohen Gebäudewand abgegrenzt ift. ln ihrer Achte liegt anschließend das
Hauptgebäude mit Schmuckplaß.

Das Hauptgebäude, enthaltend: die Verwaltung, Repräfentafions-
räume, Sammlungen, Bibliothek, Zeichen- und Vortragsfäle, pflanzt fich
als beherrfchender Bestandteil in feiner Achfenroirkung in den Garten-
anlagen fort, wo es in der Teichanlage einen natürlichen Abfchluß findet.
Durch Infpektorhaus einerfeits und Hausmeifterhaus andererfeits (in welchem
außer der Wohnung des Hausmeisters zwei Heizerwohnungen oorgefehen
find) wird durch zwei Arkadengänge oor dem Hauptgebäude eine Plaß-
anlage gefchaffen.

Bau VI , das Gebäude der Bildhauerei, welches dem Hauptgebäude
benachbart ift, ift mit diefem durch eine Zufahrtsstraße zugängig, es enthält
außer Atelier, Aktfaal, Gießerei, Gipferei und Steinhauerei zwei große
Höfe, welche oon außen oollftändig, nach dem Garten zu zum Teil durch

Gebäudemaffen, zum Teil durch Hecken oder FFlauereinfriedigung gefchüßtfind.

Bau V, das Gebäude für kirchliche Kunft liegt an der gleichen Zu-
fahrtsstraße wie die Bildhauerei. Gs find hier außer den Werkstätten der
Künftler, Räume für ITlafaik- und Gmaillearbeiten, ferner ein Raum mit
10 m hoher und 9 m breiter fenfterfläche zur Beurteilung oon Glas-
gemälden angeordnet.

Bau II und III, die FFlalklaffengebäude, Sowie Bau IV, das Gebäude
für Fandfchaffs- und Tiermalerei, bilden durch ihre Fage eine zufammen-
gehörende Gruppe nach dem Rhein zu.

Bau IVa, das große freilichtatelier, ift, feinem Zweck entsprechend,
der Himmelsrichtung nach angelegt.

Bau IVb, das Stallgebäude ift in der llordroeftecke des Fageplans
untergebracht, es fteht in guter Verbindung mit dem freilichtatelier.

Den Gebäuden ift ein einheitliches Gepräge gegeben und gleichzeitig
wurde Wert darauf gelegt, daß ein jedes für fich feinen Zweck und feine
Bestimmung nach außen hin kennzeichnet. Die Ausführungen find gedacht
als Pußbauten unter Verwendung oon FFlufchelkalkffein für die Haupt-
architekturglieder. Die Dachflächen find in FFlönch und Flonne gedeckt.
Die Gebäude fallen, wo angängig mit wildem Wein, Gfeu oder Schling-
rofen bewachten werden. Außer dem bereits erwähnten Teich find in
den Gartenanlagen kleine Pläße für Aktftudien gefchaffen, ferner hoch-
ftämmige Bäume und mit niedrigem Bufchwerk beftandene Wiefenflächen,
blühende Büfche und Stauden, Wasserpflanzen, ein Ackcrftreifen, eine Pferde-
und Rinderkoppel. Das Gelände bietet fo mit einer leicht bewegten fläche
dem Künftler die ITlöglichkeit, Sofort im freien alle möglichen Arten oon
Studien, feien fie landschaftlicher Flatur oder Studien an FFlenfchen und
Tieren oor der Flatur zu machen.

lTeubauten der Stadt Bielefeld

Von Friedrich Schult;, Stadtbaurat in Bielefeld (Tafel 141-145)

Das Polizeigebäude (Tafel 141) wurde alseinfacheskleines Biiro-
und Wohngebäude mit einem Aufwandeoon ITT. 44 000 errichtet und enthält im
Grdgefchoß oier Büroräume und im 1. Stock und
ausgebauten Dachgefchoß die Wohnung des Polizei-
kommiffars. Im Äußeren ift es in den dem Charakter
der Älittelftadt angepaßten etwas kleinbürgerlichen
formen des einfachen Oiebelhaufes als Pußbau mit
geringer Verwendung oon gelbem Sandftein unter
rotem Pfannendach ausgeführt.

Die Offizier-Spei feanftalf (Tafel 142-145)
wurde mit einem Gefamtaufroande oon 111. 76 000
einfchließlich der Zufahrtsstraße erbaut. Sie enthält
im Untergefchoß Wirtfchaftsräume, im hochgelegenen
Grdgefchoß die Klubräume und im ausqebauten Dach-
gefchoß die Wohnungen für einen unoerheirateten Offizier
und den Rechnungsführer nebft Hausperfonal. Im
Äußeren ift fie aus hammerrecht bearbeitetem, gelbem
Teutoburger Sandftein unter rotem Pfannendach er-
baut, ihre kräftigen formen oermeiden absichtlich
jede Cleganz.

FRilchhäuschen und Bedürfnisanftalten
an der Straße (Tafel 144). Die in den öffentlichen An-
lagen an Straßen fo nötigen kleinen Bauten, wie FFlilch-
und Seltersbuden, Bedürfnisanftalten und Telefon-
automaten werden in Bielefeld zu kleinen felbftftändigen
Häuschen gruppenroeife zufammengezogen, fodaß fie
das Straßenbild oerbeffern und nicht, wie bisher, fchädigen. Die Baukoften
betragen für jedes Häuschen rund FFl. 7000, welche teilroeife durch Ver-
mietung an Fllilchoerkäufer oerzinft roerden.

Gin zuerft oon der Gifenbahn-Direktian aufgeftelltes Projekt für eine
futtermauer an der Breitenbachftraße (Tafel 145) tollte nur dem nackten

Bedürfnis entfprechen und fand deshalb nicht die Zuftimmung der Stadt-
gemeinde. Der nun oom Stadtbauamt bearbeitete Entwurf bietet eine Städte-
baulich intereffante Föfung der Äufgabe, da er die gefchroungene Grund-
rißform der Straßenmauer künftlerifch benüßt, und da er insbesondere
einen bisher nicht oorhandenen Treppenaufgang zu den wunderoollen
Anlagen des lohannisberges Schafft und fo dielen
Treppenaufgang zum Hauptmotio der lllauer genom-
men hat. Die Gifenbahn - Direktion Hannooer hat
fich Sofort bereit erklärt, den Entwurf des Stadtbau-
rats zur Ausführung zu bringen unter der auch oon
der Stadt Bielefeld für felbffoerftändlich erklärten
Vorausfeßung, daß fie einen erheblichen Teil der
Fllehrkoften übernehme. So ift die Stadt mit einem
Zufchuß oon FTl. 15 000 zu einer roertoollen Bereiche-
rung ihres Straßenbildes gekommen.

Der Gebefreudigkeit eines Bielefelder Bürgers
hat die Stadt die Errichtung eines kleinen Wetter-
h ä u s ch e n s am Oberntor (S. 42) zu oerdanken, das
in einem in Schmiedeeifen ausgeführten pyramiden-
artigen Gehäufe die notwendigen Regiltrierapparate
zeigt und das mit einem in Vorfaßbeton ausgeführten
Paoillon unter Kupferdach diefe Apparate umgibt und
überdacht. Der dekoratioe Schmuck aus Glasmofaik
Stellt die zwölf Tierkreife und einige Allegorien aus
der Wetterbeobachtung in luftigen Bildern dar. Das
lllofaik ift oon dem Glasmaler ITluggli in Bielefeld
entworfen und ausgeführt. Die Koften haben mit
Apparaten rund 111. 6000 betragen.

Die Hauptoerkehrskreuzung in Bielefeld, der Jahnplaß, bedurfte
dringend einer üormaluhr (5. 44), die in durchbrochenem Schmiede-
eifen oon Kunftfchmiedemeifter Röwekamp in Bielefeld nach Gntrourf und
Zeichnung des Stadtbaurats ausgeführt wurde. Die Koften haben rund
111. 2500 betragen.


friedlich Schul)}, Stadtbaurat in Bielefeld
Polizeigebäude an der Güterslaherltrafje
in Bielefeld (Tafel 141).

KellcrgcfchoSj

Friedrich Schuld, Stadtbaurat in Bielefeld

Offizier-Speileanltalt in Bielefeld (Tafel 142-143)

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poü u'Qg (j]iax 5chreU)er) in Eßlingen a. 11.

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Architektonifche Rundfchau 1915.
 
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