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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 29.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27734#0304
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flrdiitektonifche Rundfchau

Seite X

1913,3

Beinhaus in Tregaftel

Aus: Paul Schmahl, Charakterbauten des Auslandes. Frankreich. Verlag uon Wilhelm ITleyer-lltchen, Stuttgart. Zur Bücherbefprechung auf Seite XIV

Aber es kam doch eine geroine Kälte in fein Empfinden. Seine leljfe, infolge
eines Übermaßes an praktifchen Forderungen uon vornherein nur bedingt lös-
bare Aufgabe, das Ständehaus in Dresden, zeigt eine reife, aber efroas harre
Huffaffung. Was er zu lagen hafte, roar im Reichshaufe ausgefprochen ruorden.

Eine gerechte, uon Tagesftrömungen unbeeinflusste Würdigung der Cebens-
arbeit Wallofs läfjt fich nicht aus Vergleichen mit neueren Leitungen, fondern
nur aus dem Verlaufe der Kunftgefchichte feit der Fertigftellung des Reichs-
haufes ableiten. Er roar der erfte, der die oielen früher fchon oorgetragenen
Ideen über eine echle, roahre, dem Zeifgeifte entfprechende Kunft durch Tat-
fachen erhärtete. Er fprengte die Herrfchaft kunftgefchichtlich-ftiliftifcher Dogmen.
Bei ffrikter Befolgung der Anforderungen neuer Zroecke, das zeigte er im
Reichstngsgebäude, können berufene Künftler zu neuen Ausdrucksformen
hinüberleiten. Damit rourde eine Beroegung uon unabfehbaren Folgen eingeleitet.

tn allen führenden Ateliers begann ein frifches Leben, und die akademifche
Jugend machte energifch Front gegen die Stilpedanten der älteren Schulen,

die je nach Anlage auf rein gotifche oder rein italicnifche Art die kranke
deutfehe Kunft auskurieren mailten. Wallots Werk bedeutet für roeite Ge-
biete der Kunft die tTlorgenröte einer neuen Zeit. Das erkennen alle an,
die ihm ihr Beftes uerdanken, freilich nicht durch roürdelofes Kopieren
feiner Einzelformen, die ja allein für das Reichshaus berechnet und paffend
find, fondern durch die aus feinem Vorgehen folgende Ermutigung, unbe-
kümmert um überlieferte Archifekturformeln, die in den Bauaufgaben felbft
liegenden Forderungen zur alleinigen Grundlage des künftlerifchen Symboles
zu machen.

War erft als Recht anerkannt, dafj jeder fchaffen dürfe, roie es Zweck
und material oerlangen, fo roar damit zroar noch nicht der Weg gefunden,
mahl aber freigemacht für die Werkkunff unterer Tage, die durch ihre Ver-
bindung mit der tnduftrie berufen fcheint, eine ungeahnte Bedeutung zu ge-
winnen. Wallot iff es mit zu danken, dafj wir noch rechtzeitig die hiftorifchen
Schlacken abftreiffen. (fortfefjung Seite XI)

VERLAG VGA WILHELM MEYER-ILSCHEA, STUTTGART

Soeben erschien:

Die architektonische

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Bleibende Werte

Herausgegeben von Prof. Paul Schmohl und Baurat Georg Staehelin

WIENER BAROCK

Text von Dr. Walter von Semetkowski

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„Arch. Rundschau“) geknüpften Hoffnungen auf eine ebenbürtige Nachfolge werden mit
dem „Wiener Barock“ erfüllt. Die im „Wiener Barock“ dargereichte „Auslese“ ist von
einer Schönheit, die Architekt wie Laie zu höchster Bewunderung fortreißen muß. —
Der billige Preis ermöglicht Jedem die Anschaffung. Jede Buchhandlung legt das Werk

Preis 3 Mark

gern zur Ansicht auf, und wo dies nicht möglich ist, wende man sich an den Verlag WILHELM MEYER-ILSCHEN in STUTTGART
 
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