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stes schätzungsweises Erfassen
von bestimmten Größen und
Größenverhältnissen an, und
nur so kann von einem Gefühls-
maßstab gesprochen werden.

Mit dem Begriffe Maßstab
kann man aber zweierlei mei-
nen, Einmal den inneren oder
relativen Maßstab, das ist die
größere oder feinere Untertei-
lung bzw, Gliederung ein und
desselben Objektes; diesemsteht
gegenüber der äußere Maß-
stab, das ist das positive Größen-
maß des Objektes, das einen
Abb. 128. Athen, Erechtheion. Vergleich mit dem eines an-

deren Objektes gestattet.

Wenn auch der innere oder relative Gliederungsmaßstab ein in sich geschlossenes
Verhältnis darbietet, so tritt doch dieses Verhältnis da aus sich heraus, wo es eine Be-
ziehung zu anderen benachbarten Dingen eingeht, wie z. B, wenn zwei Objekte mit ver-
schiedenen Gliederungsmaßstäben zu einem Vergleich miteinander auffordern. Aber schon
die gewählte Größe des Gliederungsmaßstabes an sich geht sofort eine Beziehung zu unserm
menschlichen Körpermaß ein, denn auf einen Vergleich mit unserem menschlichen Körper-
maß läuft letzten Endes doch alles Meßbare, besonders aller von uns selbst geschaffener
Dinge hinaus.

Beschränken wir uns jetzt zunächst auf den relativen oder Gliederungsmaßstab und
suchen die Grenzen seiner Durchführung zu bestimmen, so liegen diese einerseits in dem
höheren oder geringeren Grade der Gliederungsfähigkeit des jeweiligen Materials, das da-
bei verwendet wird, andererseits in der natürlichen Beschränkung unseres Sehvermögens
hinsichtlich der Deutlichkeit auf mehr oder weniger weite Entfernung. In ersterer Hinsicht
ist ja ohne weiteres einleuchtend, daß der grobe Tuffstein der Untergliederung schon viel

frühzeitiger ein Halt gebietet
als der viel feinkörnigere Mar-
mor, der ihr sogar eine mehr-
fache Abstufung in das Fei-
nere hinein beim ornamentalen
Schmuck gestattet. Noch viel
kleiner und zarter wird man
aber bei den Metallen, beson-
ders Gold und Silber, ins Detail
gehen können.

In letzterer Beziehung wird
unabhängig von der Feinheit der
Gliederung, die einMaterial her-
gibt, für nahe zu betrachtende
Gegenstände immer ein zarter
Maßstab zulässig sein, während
ein Zuweitgehen in der Feinheit,
auch wenn das Material es zu-
Abb. 129. Kleiner Tempel zu Baalbek. lassen würde, dann auf die

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