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als allgemein vorbildlich hingestellt wurde. — Welchen An-
teil Högg selbst durch Entwürfe und Ausführungen daran
nahm, und wie innig er sich in die wesensverwandte Eigen-
art der niedersächsischen Landschaft und Bauweise ein-
fühlte, mögen einige Skizzen zu Landhäusern und Klein-
bauten, vor allem aber zu Landkirchen, die als Bau wie
als Heimatschutzarbeit vorbildliche Waldfriedhofskapelle in
Lilienthal bei Bremen und die jetzt erst zur Ausführung
kommende Kaiserbrücke in Bremen mit dem Bootshause des
Rudervereins veranschaulichen.

Das sprach sich ebenso in dem Wohnhause aus,
welches sich Högg in Bremen erbaute und das eine durch-
aus zeit- und zweckgemäße Weiterbildung des alten
Bremer Dielenhauses darstellt, wie in dem Leitgedanken der
Ausstellung für Friedhofskunst, die er im Sommer 1909 auf
dem alten Doventhor-Friedhofe in Bremen veranstaltete.

Zum ersten Male betonte er da, daß eine wirkliche Ge-
sundung und volkstümliche Verallgemeinerung unserer Fried-
hofskunst nur dann zu erwarten ist, wenn es gelingt, den
Friedhöfen ihre charaktervolle Stimmung und Eigenart
wiederzugeben, indem man die alten orts- und stammes-
eigentümlichen Unterschiede in Form und Material pflegt
und die Grabmäler nicht mehr fabrikmäßig nach denselben
Mustern gleichmäßig für Nord und Süd, Ost und West,
sondern nach dem jeweiligen Ortsgebrauch durch orts-
ansässige Handwerker unter Leitung der betreffenden
Künstlergruppen herstellen läßt.

Durch Wort und Schrift — in Vorträgen an den ver-
schiedensten Stellen, in den Flugschriften des Dürerbundes
und in mehrfachen besonderen Vorbildersammlungen — hat
Högg dann in den folgenden Jahren die Aufgaben der Fried-
hofskunst und die künstlerische Organisation der Friedhöfe
besonders eingehend und mit immer neuen Anregungen —
auch hinsichtlich der durch die Feuerbestattung gebotenen
Umformung der Grabstätten und Grabmäler — behandelt.

In gleicher Weise wirkte er klärend und anregend
durch die Besprechung anderer, ebenso allgemein bedeu-
tungsvoller Fragen. Es sei hier nur an seine städtebaulichen
Vorträge, an die in zahlreichen Fachzeitschriften und den
Flugblättern des Dürerbundes veröffentlichte Arbeit „Laden-
einbauten in alten Häusern“ (Vortrag auf dem Denkmal-
pflegetage in Halberstadt 1912) und an seine Besprechung
des Wiederaufbaues der Hamburger Michaeliskirche auf
dem Denkmalpflegetage in Trier erinnert, die einen ent-
scheidenden Sieg der freieren modernen Auffassung der Wiederherstellungsaufgaben über
die starre historische Richtung kennzeichnete. Angesichts der bekannten weitgehenden,
eine wirklich getreue Wiederherstellung der Einzelheiten ausschließenden Zerstörung, der
Verwendung andersgearteter, moderner Baustoffe und der berechtigten pietätvollen Wünsche
der Bürgerschaft sagte er damals, daß die Aufgabe folgendermaßen hätte gestellt werden
müssen:

Abb, 169. Fuß eines Bogenlampen-
trägers aus Gußeisen in Bremen.
Architekt: Prof. Emil Högg.

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