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Die Falkertschule in Stuttgart.

Die Anlage erhebt sich auf der Terrasse an der Falkertstraße, von dieser durch
einen breiten Grünstreifen getrennt, hoch über und hinter den Häusern der benachbarten
Straßen, Von den Höhen aus gesehen fällt sie in dem unruhigen Häusermeer angenehm
durch die Ruhe ihrer Dachlinien auf.

Die Anlage besteht aus einem doppelbündigen, 4 stock, Mittelbau und 2 gegen Nord-
osten anschließenden einbündigen 3 stock. Flügelbauten, die zusammen mit einer Wandel-
halle den vorderen (Knaben-) Schulhof einschließen; eine offene Wandelhalle verbindet
auf der südwestlichen Seite des Mittelbaus den pavillonartigen Mädchenabort mit dem
Hauptgebäude und umrahmt mit diesem den Mädchenschulhof. Ein tiefer liegender Turn-
halleflügel geht bis an die Militärstraße und schließt dort mit einfachen Portalbauten die
Anlage ab. Zwei Hauptzugänge, der eine von der Falkertstraße, der andere von der
Militärstraße als malerische Treppenanlage ausgebildet, führen zu den Höfen und Ge-
bäuden, Besondere Sorgfalt ist auf eine stimmungsvolle Gestaltung der beiden Schulhöfe
verwendet, die durch die Wandelhalle und die Trinkspringbrunnen noch besonderen, zu-
gleich praktischen Schmuck erhielten, namentlich der vordere Hof, wo in einer, in der Mitte
der Wandelhalle als Brunnenpavillon ausgebildeten Erweiterung der von der vorjährigen
Kunstausstellung her bekannte, reizende Zeitlerische Majolika-Brunnen Aufstellung fand.

Die Gestaltung des Äußeren der Gebäude erfolgte mit einfachen Mitteln, wie an
der Schickhardtschule; die Fassaden sind geputzt, zeigen aber durch einigen plastischen
Schmuck am Erker und an den Portalen, durch Wappen und Inschrifttafeln (Bildhauer
Gimmi) und durch farbig behandelte Putzkratztechnik mit Motiven aus Märchen und
Naturgeschichte (Bildhauer Zeitler) wohltuende Belebung.

Vom vorderen Hof gelangt man durch die 2 Portale, deren Schmuck auf ihre Zu-
gehörigkeit zur Knaben- resp. Mädchenseite hin weist, über stimmungsvolle Vorplätze in
die 2 Treppenhallen und zu den Treppen- Durch farbige Behandlung des Holzwerks, der
Gangbrüstungen und der Tür- und Bogenleibungen, sowie durch Bilderschmuck erhielten
die Gänge und Hallen ein freundliches Gepräge. Einen stattlichen Raum zeigt uns die
Turnhalle mit ihren hohen Fenstern und der bemalten Holzdecke- Ganz besonders be-
achtenswert ist die unter der Turnhalle an der Militärstraße liegende geräumige Schul-
kochküche; sie ist ganz in hellsten Tönen gehalten und erhielt zum erstenmal kombinierte
Gas- und Koksherde, sowie Warmwasserbereitung. Jeder Herd hat besonderen Gas-
messer, so daß der jeweilige Gasverbrauch sofort festgestellt werden kann. Der anstoßende
Kinderfrühstücksraum hat durch einen farbigen Kinderfries von Walter Schöllkopf eine
anheimelnde Stimmung erhalten. Die Schüleraborte sind z, T. auf den Stockwerken,
z. T, von den Höfen aus zugänglich, die Abwasser werden durch besondere Kläranlage
unter dem Abortgebäude im hinteren Hof gereinigt. Die Beheizung erfolgt durch Nieder-
druckdampf, mit selbsttätigen Temperaturreglern, die Ventilation durch System Schreider,
das noch durch Ventilatoren in den Übergangszeiten unterstützt wird (Aspiration). Im
übrigen zeigt die Schule die Einrichtungen, die sich hier bewährt haben.

Die Anlage umfaßt: 40 Schulsäle, je 2 Handarbeits- und Zeichensäle, 1 Lese- und
Bibliotheksaal, 1 Turnhalle mit Waschraum und Lehrerzimmer, 1 Schulkochküche mit
Nebenräumen, 1 Kinderfrühstücksraum, 9 Lehrer- und Lehrmittelzimmer, 1 Hausmeister-
dienstzimmer und Wohnung und die nötigen Aborte. Die Kosten belaufen sich auf rund
M, 660 000. — Der Schulsaal kommt ohne Turnhalle auf etwa M. 12 000 — der Kubik-
meter umbaute Raum auf M. 16,—,

Mit der Falkertschule wurde auch der Wunsch der bürgerlichen Kollegien, eine
große Schule auf einem ruhigen Hinterplatz erstellt zu sehen, erfüllt.

Als Mitarbeiter ist Regierungsbaumeister Schmidt zu nennen.

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