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Armbruster, Karl
Geschlechtswandel im Französischen: Masculinum und Femininum — Heidelberg, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.52548#0063
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Latein die Analogie nach Verwandtem sehr nahe lag, im Roma-
nischen aber sicli Analogie nicht finden lässt. So ist dom
Haus, das sich Leod. 198: a son dom als Masc. findet, auf
domus, i *masc. zurückzuführen (Kassel. Glossen domo) ; van
masc., die Getreideschwinge, dessen Etymon vannus im klassi-
schen Latein weiblich ist, muss auf ein vulgäres vannus masc.
zurückgehen. Der Grund für den Genuswechsel dieser Sub-
stantiva liegt auf der Hand. Ebenso erklärt sich, wenn manus
im Franz, oder Prov. als Masc. vorkommt (was übrigens selten),
diese Erscheinung aus einem im gallischen Vulgärlatein anzu-
setzenden *raanus inani masc., das neben dem Fern, existierte.
Dass dies Wort im allgemeinen in den rom. Sprachen sein
etymologisches Geschlecht bewahrt hat, obgleich eine Wand-
lung so nahe lag, hat seinen Grund in der häufigen Anwen-
dung desselben. (Für masc. main kann ich keine weiteren
Beispiele citieren, als die von W. Meyer Neutrum S. 11 ange-
führten, fürs Prov. geben Diez Gramm. II. 19 und Meyer 1. c.)
Äusser diesen, doch nur vereinzelt dastehenden Fällen giebt
es aber Klassen von Wörtern, deren Geschlechtswandel offen-
bar auf lat. Boden zu verlegen ist.
1. Die Baumnamen.
Schon im klassischen Latein hat eine Anzahl der Baum-
namen, welche meist der zweiten Deklination (oder vierten)
angehören, aber weiblich sind, neben dem fern, auch das masc.
Geschlecht : cupressus, ficus, platanus, populus, laurus, pinus,
amaracus etc. (vergl. Neue Formenlehre der lat. Sprache I. 645).
[N. B. Das auffällige weibl. Genus verdanken die Baumnamen
im Lat. nach Brugmann (Kuhns Zeitschr. XXIV., S. 47) einer
Analogie nach dem Gattungsnamen arbor fern.]. Allmählich
schliessen sich im Vulgärlatein sämtliche Baumnamen dem
Genus der Masculina zweiter Deklination, wenn sie mit ihnen
formgleich waren, an. Diese Analogie erstreckt sich sogar so
weit, dass der Gattungsname arbor mit hineingezogen wird,
freilich nicht so vollständig, dass er nicht im Port, weiblich
(neben älterem Masc.) und im Ital. comm. wäre. Auch in der
älteren franz. Sprache findet man zuweilen das weibl. Genus.
 
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